Intel Chipkonzern streicht weltweit 12.000 Stellen

Intel kämpft wegen der Schwäche des PC-Geschäfts bereits seit Monaten mit Problemen. Nun reagiert der weltgrößte Chipkonzern mit einem Stellenkahlschlag und einer strategischen Neuausrichtung. Analysten sind skeptisch.

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Der Hauptsitz von Intel im kalifornischen Santa Clara, California. Weltweit will der Chiphersteller massiv Stellen kürzen. Quelle: dpa

Bangalore/Berlin Der weltgrößte Chipkonzern Intel begegnet dem Abstieg der PC-Industrie mit einem Stellenkahlschlag und einer strategischen Neuausrichtung. Weltweit baut das US-Unternehmen 12.000 Arbeitsplätze ab und damit elf Prozent der Belegschaft. Wie viele Jobs in Deutschland betroffen sind, wollte Intel am Mittwoch nicht mitteilen. Zudem ändert der Konzern aus Santa Clara wie Hewlett Packard und Microsoft seine Strategie: Statt Halbleiter für PCs soll die Produktion von Chips für Rechenzentren und für am Körper tragbare Kleingeräte zum Brot-und-Butter-Geschäft aufsteigen.

Hewlett Packard hatte sich im vergangenen Jahr sogar aufgespalten. Dell, Microsoft & Co. konzentrieren sich vor allem auf das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft. Analysten sind allerdings skeptisch, ob die Neuorientierung von Intel gelingen wird. Hans Mosesmann vom Finanzberater Raymond James sagte, die Stellenstreichungen hingen eher mit Intel-Problemen zusammen als mit der gesamten Technologie-Industrie. Die Intel-Aktie stieg dennoch zum Handelsauftakt in New York um 0,1 Prozent.

Intel kämpft bereits seit Monaten mit Problemen und bekam zuletzt auch Schwierigkeiten in seinem Hoffnungsgeschäft – der Produktion von Prozessoren für Rechenzentren. Nun musste der Konzern auch seine Umsatzprognose für das laufende Jahr senken. Demnach wird nun nur noch ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet. Bislang lautete das Ziel auf eine mittlere bis hohe einstellige Rate. Laut den Marktforschern von Gartner ist der weltweite PC-Absatz im ersten Quartal um fast zehn Prozent gesunken. Es war das sechste Quartal in Folge mit einem Rückgang und das erste Mal seit 2007, dass weniger als 65 Millionen Geräte ausgeliefert wurden.

Laut Intel-Chef Brian Krzanich werden die Einbußen durch die Konjunkturabkühlung in China und anderen Schwellenländern noch verschärft. Bei Intel kommt hinzu, dass es dem Konzern bisher nicht gelungen ist, sich ein starkes zweites Standbein aufzubauen. Den Trend zu Tablets und Smartphones hatte das Unternehmen verschlafen. Jüngste Bemühungen, in diesem Bereich mit der Chip-Produktion aufzuschließen, liefen angesichts der Dominanz von Qualcomm, Samsung Electronics und auch ARM eher ins Leere.

Für die Finanzierung der Restrukturierung veranschlagt Intel im laufenden Quartal vor Steuern 1,2 Milliarden Dollar. Der Stellenabbau soll bis Mitte 2017 beendet sein. Intel will Mitarbeiter mit freiwilligen Abfindungen zum Austritt bewegen und plant zudem Kündigungen. In den nächsten 60 Tagen sollen die betroffenen Mitarbeiter dazu mehr erfahren. Wie viele Leute Intel in Deutschland beschäftigt, wollte der Konzern nicht angeben.

Zu Jahresbeginn stagnierte der Gewinn bei zwei Milliarden Dollar. Die Erlöse hingegen legten leicht um sieben Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar zu. Darüber hinaus sucht Intel jetzt auch einen neuen Finanzchef. Stacy Smith wird sich künftig um die Bereiche Vertrieb, Fertigung und Betriebsabläufe kümmern.

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