Intel und Microsoft Datenbrillen statt veralteter Hardware

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Der Markt bietet hohes Potenzial

Am Ende hatten Intel-PCs mit Windows die Welt erobert. Denn Microsoft stieg mit ins Boot und optimierte sein Windows auf x86-Systeme. Der Befehlssatz der Rechenchips stammte aus Intels 8086-CPU von 1987 und wird bis heute genutzt.

Apple dagegen gab niemandem Lizenzen für Nachbauten, weder bei der Hard- noch bei der Software. Das kostete den Konzern fast die Existenz. Es war schließlich Microsoft-Gründer Bill Gates, der Apple einen Kredit gab, damit das Unternehmen mit dem Apfel-Logo nicht in den Konkurs gehen musste. Die Videoschaltung zu Bill Gates auf einem Apple-Event, der seinerzeit die Rettung des Mac-Herstellers verkündete, gilt als die größte Demütigung in der beruflichen Karriere des Apple-Gründers Steve Jobs.

Aktuell beherrschen zwei Spieler den aufkeimenden Markt für virtuelle und „angereicherte“ (augmented) Realität: Facebook hat zwei Milliarden Dollar für den VR-Brillenhersteller Rift („Oculus“) bezahlt und der taiwanesische Hersteller HTC. Er hat mit hohem Aufwand eine eigene Brille („Vive“) entwickelt. Im Unterschied dazu ist Microsofts Hololens ausschließlich für den Business-Einsatz optimiert.

Dieser noch übersichtliche Markt könnte 2017 völlig aus den Fugen geraten, wenn heutige Massenhersteller von Windows-PCs und -Laptops wie etwa Dell, HP oder Asus, vergleichsweise günstige VR-Hardware auf Alloy-Basis verkaufen, die mit dem Betriebssystem von Microsoft kompatibel sind. Auf der Intel-Entwicklerkonferenz arbeitete Alloy bereits mit einem PC für wenige hundert Dollar zusammen. Oculus und Vive dagegen verlangen nach superteuren Highend-Computern. Sony entwickelte selbst eine Brille, die noch nicht auf dem Markt ist, aber eine Playstation benötigt.

Der Markt bietet hohes Potenzial. Die Beratungsgesellschaft Digi-Capital glaubt, dass virtuelle Realitäten die „vierte Welle“ der Computerplattformen für Verbraucher sein werden, nach PC, Internet und Smartphones. Geräte für augmented reality könnten laut Digi-Capital eines Tages die „Smartphones in unseren Taschen“ ersetzen. Für 2020 schätzt die Beratungsgesellschaft das Umsatzpotenzial der Industrie auf 120 Milliarden Dollar. Auch Facebook-Mitgründer und Chef Mark Zuckerberg hat den Kauf von Brillenhersteller Rift damit begründet, er sehe hier die „Computing-Plattform der Zukunft.“

Apple-Chef Tim Cook erklärte beim Analystengespräch im Juli, Apple sei „langfristig zuversichtlich für augmented reality“. Es sei eine „tolle Sache für die Verbraucher“ und eine „große Business-Chance.“

Google investierte Ende 2014 500 Millionen Dollar in das Start-up Magic Leap, das an einer Brille arbeitet, die die digitalen Zusatzinformationen nicht auf die Gläser projiziert, sondern auf die Augenlinse. Der Gründer von Magic Leap, Rony Abovitz, erklärte in einem Interview mit dem „South Florida Business Journal“ zu seiner Technik, die er „cinematische Realität“ nennt: „Wenn Sie das gesehen haben, haben Sie die Technik der nächsten 30 bis 40 Jahre gesehen.“

Ob Abovitz bei seiner Technik auch auf Intel-Chips setzt, ist nicht bekannt. Aber Intel-Chef Krzanich wird alles dransetzen, dass es so sein wird. Denn nachdem sein Konzern die Smartphone-Revolution verschlafen hat, muss er die nächste Computer-Plattform wieder beherrschen, um die Nummer eins zu bleiben. Von 55,4 Milliarden Dollar Umsatz 2015 kamen bei Intel noch immer 32,2 Milliarden aus der PC-Sparte, aber es waren acht Prozent weniger als im Vorjahr.

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