Internetfirma Unister stellt umstrittene Produkte ein

Die festgenommenen Chefs der Internetfirma Unister schweigen zu den Vorwürfen der illegalen Geschäftemacherei. Das Unternehmen weist die Anschuldigungen zurück – stellt aber die umstrittenen Produkte vorerst ein.

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Zwei Topmanager des Leipziger Internetanbieters Unister sitzen wegen Betrugsverdachts und möglicher Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft. Quelle: dapd

Leipzig Die Internetfirma Unister hat auf die Festnahme von Top-Managern wegen Verdachts illegaler Versicherungsgeschäfte reagiert. Das Unternehmen stellt den Verkauf von umstrittenen Stornoschutz-Produkten vorerst ein, wie Unister am Mittwoch in Leipzig mitteilte. Dies gelte solange, bis es eine Gerichtsentscheidung gibt. Unister soll auf seinen Reiseportalen wie fluege.de und ab-in-den-urlaub.de einen Stornoschutz angeboten haben, der einer Versicherung gleichkommt. Eine Genehmigung dafür hat Unister laut Ermittlern aber nicht gehabt. Die Firma kündigte an, nun zunächst „klassische Versicherungsprodukte unserer Versicherungspartner“ anzubieten.

Die beiden verhafteten Top-Manager der Internetfirma schweigen bislang zu den Vorwürfen der illegalen Geschäftemacherei und Steuerhinterziehung. Beim Ermittlungsrichter hätten die Männer keine Angaben gemacht, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Dresden, Wolfgang Klein, am Mittwoch. Die Unister-Chefs waren am Dienstag bei einer großangelegten Razzia festgenommen worden.

Das Unternehmen wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück. „Wir sind überzeugt, dass die Anschuldigungen alsbald entkräftet sind und die betroffenen Manager entlastet werden.“ Unister hatte das Vorgehen der Untersuchungsbehörden bereits am Dienstag als unverhältnismäßig kritisiert.

Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen insgesamt acht Führungskräfte. Bei den umstrittenen Produkten, die nun vorerst eingestellt wurden, wurde den Ermittlern zufolge keine Versicherungssteuer gezahlt. Mit dem Stornoschutz muss Unister Millionen umgesetzt haben, denn die Generalstaatsanwaltschaft beziffert allein den entstandenen Steuerschaden auf eine Million Euro.


„Jetzt geht die kriminalistische Kleinarbeit los“

Unister dagegen teilte mit, es sei kein steuerlicher Schaden entstanden. Es gebe eine unterschiedliche rechtliche Bewertung des Stornoschutzes. Unister sieht ihn als Serviceleistung an, die Generalstaatsanwaltschaft als Versicherung. Diese Rechtsfrage sei tatsächlich zentral, sagte Oberstaatsanwalt Klein. Aber das müsse jetzt das Gericht entscheiden.

Bei den umstrittenen Produkten, die als „Umbuchungsservice“ und „Stornoschutz“ angeboten wurden, handle es sich um Nebenprodukte, teilte Unister mit. Die Firmengeschäfte liefen normal weiter.

Eine Haftbeschwerde der Anwälte der Unister-Manager ist bislang nicht eingegangen, wie Klein sagte. Er fügte hinzu, es bestehe Flucht- und Verdunkelungsgefahr. Rund 130 Polizisten und Steuerfahnder hatten bundesweit 20 Unister-Büros und Wohnungen durchsucht. Es seien Akten und Computer in erheblichem Umfang beschlagnahmt worden, sagte Klein. „Jetzt geht die kriminalistische Kleinarbeit los.“ Das Material müsse ausgewertet werden, außerdem stünden Zeugenvernehmungen an.

Das vor zehn Jahren als Start-up gegründete Unternehmen hat inzwischen zahlreiche bekannte Portale wie geld.de, preisvergleich.de und auto.de sowie die Reiseseiten fluege.de und ab-in-den-urlaub.de. Mit dem Verkauf von Pauschalreisen und Flügen macht Unister sein Hauptgeschäft.

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