Internetkonzern Yahoo-Mitbegründer Jerry Yang tritt ab

Überraschend gibt Jerry Yang alle Posten bei Yahoo auf. Zwei Wochen nach Dienstantritt des neuen Firmenchefs Thompson öffnen sich ganz neue Perspektiven für den Internetkonzern. Experten sehen Raum für einen Neuanfang.

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Yahoo-Mitbegründer Jerry Yang ist von allen Ämtern zurückgetreten. Quelle: Reuters

San Francisco Der Mitbegründer des US-Internetpioniers Yahoo, Jerry Yang, tritt überraschend von all seinen Ämtern zurück. Damit beendet der 43-Jährige seine Karriere bei Yahoo nur zwei Wochen nach dem Antritt des neuen Firmenchefs Scott Thompson, der den verglichen mit Google & Co ins Hintertreffen geratenen Konzern wieder auf Kurs bringen soll. Gründe für den überraschenden Rückzug Yangs nannte Yahoo nicht. Yang selbst erklärte in einem Brief an den Vorsitzenden des Verwaltungsrates lediglich, er wolle nun „andere Interessen außerhalb von Yahoo wahrnehmen.“ Explizit betonte er seine Begeisterung für Thompson als neue Führungsspitze. Die Wall Street nahm die Ankündigung mit großer Erleichterung auf - die Aktie legte nachbörslich um drei Prozent zu.

Yang saß zuletzt im Verwaltungsrat von Yahoo sowie von Yahoo Japan und Alibaba, dem chinesischen Internethändler, an dem Yahoo 40 Prozent hält. Alle Posten gab Yang mit sofortiger Wirkung auf, wie Yahoo nach US-Börsenschluss mitteilte. Yang hatte Yahoo 1995 zusammen mit David Filo gegründet. Beide trugen offiziell den Titel „Chief Yahoo“.

Für Experten ist Yangs Rückzug eine Art Befreiungsschlag für das Unternehmen: Für Yahoo dürfte es nun leichter werden, den dringend benötigten Umbau anzugehen, um wieder in der ersten Liga des Internet mitspielen zu können. Im Gespräch sind unter anderem Finanzspritzen von Investoren sowie eine Verringerung der Beteiligung an Alibaba. Auch in den Verwaltungsrat könnte nun Bewegung kommen. Alle verbliebenen neun Mitglieder müssen sich nämlich dieses Jahr der Wiederwahl stellen. Das Ausscheiden Yangs könnte der Anfang größerer Veränderungen auch in diesem Gremium sein, sagen Experten.

„Jerry Yang war sicherlich ein Hindernis für einen Neuanfang“, sagte Rick Summer, Analyst bei Morningstar. Yang stand seit längerem einer Weiterentwicklung der Firma im Wege.
Im Jahr 2008 hatte er einen Verkauf an Microsoft blockiert, vielleicht sein größter Fehler. Der Softwaregigant war bereit, rund 44 Milliarden Dollar für Yahoo auf den Tisch zu legen. Seither hat der Aktienkurs von Yahoo, auch im Sog der Finanzkrise, kontinuierlich verloren. Heute liegt der Marktwert bei rund 20 Milliarden Dollar.

Yahoo war in den 1990er Jahren eines der wichtigsten Internetunternehmen. Auf dem Höhepunkt des Booms war die Aktie mehr als 125 Dollar wert. Yahoo hat inzwischen zunehmend Probleme, seine Werbeeinnahmen gegen Platzhirsch Google oder Facebook zu verteidigen. Die Umsätze stagnieren. Yang hatte der Entwicklung nichts entgegen zu setzen. „Die Leute haben sehr hohe Erwartungen an Gründer. Jeder will einen Steve Jobs“, sagte ein Yahoo-Mitarbeiter unter Verweis auf den verstorbenen Apple -Chef und Mitbegründer. Er hatte aus dem Mac-Hersteller, der sich kurz vor dem Aus befand, durch Innovation das weltweit wertvollste Technologieunternehmen geschaffen.

Wohin es Yang nun zieht, ist nicht bekannt. Yahoo-Chef Thompson bedankte sich ganz offiziell bei Yang in einer Memo an die Mitarbeiter. „Ich bin dankbar für die Unterstützung und den herzlichen Empfang, den Jerry mir in meinen ersten Tagen hier bereitet hat.“ Experten verstehen das so: „Dies ist auch gut für den neuen CEO. Er hat nun ein alteingesessenes Verwaltungsratsmitglied weniger, das seiner Vision entgegensteht“, sagte Brett Harriss von Gabelli & Co. Yahoo hatte Thompson von der erfolgreichen Ebay-Bezahlsparte PayPal geholt. Seit September suchte Yahoo nach einem Nachfolger für die geschasste Firmenchefin Carol Bartz.

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