iPhone-Verkäufe schwächeln Apples offene Flanke

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Apple hat weiter Boden in China verloren


Denn beim Bestseller iPhone hat Apple die Erwartungen der Analysten verfehlt. Zwar nicht beim Umsatz, der wegen höherer Preise von 32,86 auf 33,25 Milliarden Dollar stieg. Sondern bei den Stückzahlen. Die Analysten hatten einen Absatz von 51,2 Millionen Geräten prognostiziert.

Apple blieb mit 50,8 Millionen Stück knapp darunter. Und das, obwohl das iPhone 7 erst im September eingeführt worden war und sich die Nachfrage nach dem Spitzenmodell 7 plus wegen Lieferschwierigkeiten bis ins erste Kalenderquartal gestaut hatte.

Cook macht für die unerwartete “Ruhe” die hohen Erwartungen an das Nachfolgemodell verantwortlich. Vor allem die vielen Berichte voller Spekulationen über die erhoffte Sonderedition zum 10. Jubiläum des iPhones. Die seien diesmal noch viel früher gekommen als sonst und hätten eventuell Kunden zum Warten veranlasst.

Die iPhone-Evolution
Das erste iPhoneFür das Jahr 2007 waren der große Touchscreen ganz ohne Tastatur und die Bedienung per Finger ein radikales Konzept, das die Smartphone-Revolution entscheidend anschob. Dabei verzichtete Apple bei der ersten Version sogar auf den schnellen UMTS-Datenfunk. Quelle: dapd
iPhone 3GEin iPhone 2 gab es nie - stattdessen kam im Sommer 2008 das iPhone 3G, was auf die Unterstützung des 3G-Standards UMTS hinwies. Das Aluminium-Gehäuse wurde durch eine Plastik-Schale ersetzt. Mit dem App Store öffnete Apple die Plattform für Programme verschiedener Entwickler. Quelle: AP
iPhone 3GSMit dem Modell des Jahres 2009 führte Apple sein „Tick-Tock“-Prinzip ein, bei dem die iPhones alle zwei Jahre radikal erneuert werden und es zwischendurch ein „S“-Modell im unveränderten Design, aber mit aufgerüstetem Innenleben gibt. Das 3GS bekam eine bessere Kamera und einen schnelleren Chip. Quelle: AP
iPhone 4Das letzte Modell, das Gründer Steve Jobs noch selbst vorstellte. Das kantige Design des iPhone 4 mit einer gläsernen Rückwand war 2010 aufsehenerregend, zugleich häuften sich zunächst Berichte über Empfangsprobleme mit der Antenne am Außenrand. Quelle: dpa
iPhone 4SApple ließ sich 15 Monate Zeit bis Oktober 2011 mit einer Aktualisierung. Zu den Neuerungen gehörte neben technischen Verbesserungen die Sprachassistentin Siri. Quelle: dpa
iPhone 5Während die Smartphones der Wettbewerber immer größer wurden, erweiterte Apple 2012 zunächst vorsichtig die Bildschirm-Diagonale von 3,5 auf 4 Zoll. Zugleich wurde das Gerät deutlich dünner gemacht und bekam wieder eine Aluminium-Hülle. Quelle: REUTERS
iPhone 5SDie wichtigste Neuerung im Herbst 2013 war der Fingerabdruck-Sensor zum Entsperren der Telefone. Zudem entwickelte Apple unter anderem die Kamera weiter. Quelle: AP

Doch das ist nur ein Teil der Erklärung. In China, von Cook jahrelang als wichtigster Absatzmarkt der Zukunft bejubelt, verliert Apple kräftig an Boden. Android-Smartphones von günstigeren Anbietern wie dem heimischen Huawei legen dort kräftig zu, auch zur Freude der chinesischen Staatsführung. Um 14 Prozent rauschten die Umsätze im Reich der Mitte in den Keller. In allen anderen Regionen der Welt legten sie zu, in Europa sogar mit zehn Prozent auf zweistellige Werte. Dazu trug unter anderem der Volkswagen-Konzern bei, der das iPhone zu seinem offiziellen Betriebshandy machte.

Apples größte Stärke und zugleich seine größte Schwäche bleibt sein Bestseller iPhone, der im ersten Kalenderquartal 63 Prozent der Umsätze ausmachte. Cook gelingt es einfach nicht, die Abhängigkeit von seinem Bestseller zu verringern. Geschadet hat das bislang nicht. US-Großinvestor Warren Buffett, ein großer Fan von Apple, ist überzeugt, dass der Konzern als erstes Unternehmen einen Börsenbewertung von einer Billion Dollar erreicht. Bis dahin fehlen nur noch knapp 220 Milliarden Dollar. Buffett ist überzeugt, dass iPhone-Besitzer schon aus Gewohnheit auch im nächsten Jahrzehnt Apple die Stange halten und kräftig nachkaufen.

Apple-Campus in Cupertino

Die Gefahr ist, dass Apple wegen des Fokus auf Smartphones dessen Nachfolger verpasst. Facebook, Microsoft und Google arbeiten mit Hochdruck daran, sehen die Zukunft in augmented reality, bei der Informationen ins Gesichtsfeld projiziert werden. Noch ist unklar, wann diese Zukunft beginnt und ob sie tatsächlich Smartphones ersetzen wird. Cook hat mehrfach seine Begeisterung über die erweiterte Realität geäußert. Doch auch am Dienstag hielt er sich ganz in Firmentradition bei Äußerungen über künftige Produkte zurück, ließ nur einmal seinen Standardspruch fallen: “Wir haben eine großartige Produktpipeline”.

Das iPhone macht Apple anfällig für Attacken. Es ist gut möglich, dass Qualcomm-Chef Mollenkopf die Flanke ausnutzt. Denn die Lizenzzahlungen sind nur ein Grund, warum die beiden Konzerne sich so heftig bekriegen. Qualcomm ist mittlerweile zu einem der gefährlichsten Konkurrenten für Apple aufgestiegen. Qualcomms SnapDragon Prozessor wird unter anderem in Samsung neuesten Flaggschiff und wichtigsten iPhone Konkurrenten Galaxy S8 eingesetzt. Auch Microsoft liebäugelt für die Premium-Versionen seiner Tablets mit Qualcomms Prozessor.


Apple versucht bereits, sein Geschäft mit Qualcomm zurückzudrehen. In einem Teil der iPhone 7 Auflage wurde Qualcomms Funkmodem durch ein konkurrierendes Modell von Intel ersetzt. Weil jedoch das Qualcomm-Modell leistungsfähiger sei, habe Apple es per Software gedrosselt, behauptet Qualcomm.

Der Fortgang der Auseinandersetzung dürfte ebenso spannend werden wie die Spekulationen um die iPhone-Sonderedition. Sollte es tatsächlich zur Blockade des iPhone 7 Nachfolgers kommen, kann Cook auf Hilfe aus Washington hoffen. Bei den Quartalszahlen baute der Apple Chef schon mal vorsorglich Aussagen ein, wie sie US-Präsident Donald Trump mag. “Wir unterstützen mehr als zwei Millionen Jobs in allen 50 US-Bundestaaten und wir erwarten noch mehr”, prahlte Cook. Und: “Apple ist ein Unternehmen, das nur in Amerika geschaffen werden konnte.”

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