iPhone X „Steve wäre stolz gewesen“

Seite 2/2

iPhone 8 als besserer Deal

Aber eigentlich ist Apple ein konservatives Unternehmen, was bei rund einer Milliarde aktiver iPhones und nervösen Aktionären auch gar nicht anders sein kann.

Für die Klientel, die die Home-Taste nicht missen wollen, Horror vor der Entriegelung des Gerätes per Gesichtserkennung haben oder nicht bereit sind, mehr als 1000 Dollar für ein Telefon auszugeben, wird deshalb die bisherige Generation im Programm gehalten. Ergänzt mit dem iPhone 8 – wie seit Jahren bewährt – ein leistungsstärkeres und verbessertes Modell, das ein Drittel billiger als das neue Flaggschiff ist.

Aber lässt sich der Widerspruch lösen, dass es nicht die „Zukunft des Smartphones“ widerspiegelt? Wer investiert immerhin 799 Euro in die Vergangenheit?

Die iPhone-Evolution
Das erste iPhoneFür das Jahr 2007 waren der große Touchscreen ganz ohne Tastatur und die Bedienung per Finger ein radikales Konzept, das die Smartphone-Revolution entscheidend anschob. Dabei verzichtete Apple bei der ersten Version sogar auf den schnellen UMTS-Datenfunk. Quelle: dapd
iPhone 3GEin iPhone 2 gab es nie - stattdessen kam im Sommer 2008 das iPhone 3G, was auf die Unterstützung des 3G-Standards UMTS hinwies. Das Aluminium-Gehäuse wurde durch eine Plastik-Schale ersetzt. Mit dem App Store öffnete Apple die Plattform für Programme verschiedener Entwickler. Quelle: AP
iPhone 3GSMit dem Modell des Jahres 2009 führte Apple sein „Tick-Tock“-Prinzip ein, bei dem die iPhones alle zwei Jahre radikal erneuert werden und es zwischendurch ein „S“-Modell im unveränderten Design, aber mit aufgerüstetem Innenleben gibt. Das 3GS bekam eine bessere Kamera und einen schnelleren Chip. Quelle: AP
iPhone 4Das letzte Modell, das Gründer Steve Jobs noch selbst vorstellte. Das kantige Design des iPhone 4 mit einer gläsernen Rückwand war 2010 aufsehenerregend, zugleich häuften sich zunächst Berichte über Empfangsprobleme mit der Antenne am Außenrand. Quelle: dpa
iPhone 4SApple ließ sich 15 Monate Zeit bis Oktober 2011 mit einer Aktualisierung. Zu den Neuerungen gehörte neben technischen Verbesserungen die Sprachassistentin Siri. Quelle: dpa
iPhone 5Während die Smartphones der Wettbewerber immer größer wurden, erweiterte Apple 2012 zunächst vorsichtig die Bildschirm-Diagonale von 3,5 auf 4 Zoll. Zugleich wurde das Gerät deutlich dünner gemacht und bekam wieder eine Aluminium-Hülle. Quelle: REUTERS
iPhone 5SDie wichtigste Neuerung im Herbst 2013 war der Fingerabdruck-Sensor zum Entsperren der Telefone. Zudem entwickelte Apple unter anderem die Kamera weiter. Quelle: AP

Ganz einfach – Apple bietet das iPhone 8 fünf Wochen früher als das neue Flaggschiff iPhone X an. Das gibt den Medien genügend Zeit, die Unterschiede zwischen dem iPhone 8 und iPhone X erschöpfend zu debattieren. Um zum Schluss zu kommen, dass das iPhone 8 eigentlich ein viel besserer Wert sei, wenn man auf das Oled-Display verzichten könne oder sich vor der Gesichtserkennung grusele. Die ohnehin nicht praktikabel ist, wie das bis dahin endlos durchgenudelte Video von Software-Chef Craig Federighi beweist, dessen Konterfei ausgerechnet bei der Weltpremiere der iPhone X Gesichtsentriegelung nicht erkannt wurde.

Dann hält man bei der Premiere die Verfügbarkeit des iPhone X gering und sorgt für Schlangen vor den Apple-Geschäften beziehungsweise „Begegnungszentren“ wie Apple-Store-Chefin Angela Ahrendts sie neuerdings nennt.

Das sollte kein Problem sein, bei der großen Schar von Apple-Anhängern, die stets das Neueste besitzen müssen sowie Statusbewussten und Spekulanten. Wer dann nicht frustriert monatelang auf das iPhone X warten will, wählt zwangsläufig einen der Leasing-Pläne von Apple oder kooperierenden Mobiltelefongesellschaften, die gegen monatlichen Obolus jedes Jahr ein neues Gerät offerieren.

Im Herbst 2018 offeriert man dann für alle konservativen Kunden ein iPhone 8 mit Oled-Display. Und ein X Phone Plus mit Home Taste unter dem Display, weil man deren Integration und zuverlässige Funktion bis dahin endlich hinbekommen hat.
Voilà - der nächste Zyklus ist gezündet. Nach Software nun auch Hardware im Abo und damit regelmäßig wiederkehrende Umsätze, die Zukunft von Apple ist gesichert.

Und damit das Salz in der Suppe für die nächste Dekade. „Steve wäre stolz gewesen“, behauptete Apple-Chef Cook bei der Premiere des iPhone X. Obwohl dieser ihm auf dem Totenbett geraten hatte, niemals Entscheidungen darauf abzuklopfen, ob der legendäre Apple-Mitgründer sie gemocht hätte.

Aber Cook hat Recht. Jobs hatte nicht nur ein Faible für minimalistisches Design. Er liebte cleveres Marketing ebenso wie ein prosperierendes Apple.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%