Auch Lutz Heimrich, Gründer und Geschäftsführer des Wein-Versenders Superiore.de, hält die Prognose von Hudetz für glaubhaft, dass 90 Prozent der reinen Online-Händler vom Markt verschwinden werden. Angesichts der rund 1500 Online-Shops benötigt man schon ein klares Konzept, um am Markt bestehen zu können. Neben Hawesko mit seiner Historie, dem breiten Sortiment und seiner umfangreichen Kundenbasis räumt er vor allem Spezialanbietern die größten Chancen ein.
„Bei den meisten Anbietern geht es dann letztendlich nur noch um den Preis“, meint Heimrich. Viele Anbieter würden aus der Rabattspirale, die sie selbst angefangen haben, nicht mehr herauskommen.
Superiore.de selbst hat sich auf hochwertige italienische Weine spezialisiert und wurde 2002 gegründet. „Wir haben bisher jedes Jahr im operativen Geschäft schwarze Zahlen geschrieben“, sagt Heimrich.
Er selbst hatte ein Angebot von Amazon vor einigen Jahren abgelehnt, seine Weine über das Portal des US-Konzerns zu verkaufen. „Wir hätten die Weine nicht teurer verkaufen dürfen als über unseren eigenen Shop“, erläutert er. Zusammen mit der zweistelligen Provision für Amazon sei das „betriebswirtschaftlich nicht darstellbar“ gewesen. Heimrich glaubt, dass das Konzept von AmazonFresh auch nur in den Metropolen funktionieren wird.
Marktführer Hawesko sieht das verstärkte Amazon-Engagement positiv. „Ich begrüße den Start von Amazon Fresh“, meint von Haugwitz. Dieser stärkere Einstieg des Online-Riesen in den Weinmarkt sorge dafür, dass Mitbewerber innovativer werden müssen.
Hawesko selbst reagiert auf die Herausforderungen beim Online-Weinverkauf mit einer neuen E-Commerce-Strategie. Damit will das Unternehmen seine Marktposition ausbauen. Zunächst sollen die bestehenden Shops (Hawesko.de, weinlet.de und tvino.de) sowohl von technischer Seite als auch mit Hilfe einer individuelleren Beratung und Produktempfehlungen optimiert und verbessert werden. Von dieser neuen Technologie soll später eventuell auch das Tochter-Unternehmen Wein und Vinos profitieren.