Jürgens Weinlese „90 Prozent der Online-Händler überleben nicht“

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Problematische Rabattspirale

Auch Lutz Heimrich, Gründer und Geschäftsführer des Wein-Versenders Superiore.de, hält die Prognose von Hudetz für glaubhaft, dass 90 Prozent der reinen Online-Händler vom Markt verschwinden werden. Angesichts der rund 1500 Online-Shops benötigt man schon ein klares Konzept, um am Markt bestehen zu können. Neben Hawesko mit seiner Historie, dem breiten Sortiment und seiner umfangreichen Kundenbasis räumt er vor allem Spezialanbietern die größten Chancen ein.

„Bei den meisten Anbietern geht es dann letztendlich nur noch um den Preis“, meint Heimrich. Viele Anbieter würden aus der Rabattspirale, die sie selbst angefangen haben, nicht mehr herauskommen.

Superiore.de selbst hat sich auf hochwertige italienische Weine spezialisiert und wurde 2002 gegründet. „Wir haben bisher jedes Jahr im operativen Geschäft schwarze Zahlen geschrieben“, sagt Heimrich.

Diese Eigenmarken stecken hinter Zalando
Sie sind längst nicht mehr nur für Supermärkte und Discounter, sondern auch für Fashion-Händler wie den Berliner Kult-Shop Zalando das Salz in der Suppe: Eigenmarken. Der Vorteil im extrem wettbewerbsintensiven E-Commerce: Mit den eigenen Labels, die bei Zalando als Eigenmarke gar nicht zu erkennen sind, ist die Marge viel höher als bei externen Markenprodukten. Auch die Abhängigkeit von Markenherstellern lässt sich reduzieren. Der Berliner haben mindestens zwölf Eigenmarken in ihrem Portfolio. Ein Überblick. Quelle: Presse
ZignUnter dem Label Zign verkauft Zalando Schuhe und Accessoires; es ist das größte eigene Label im Unternehmen. Hergestellt beziehungsweise kreiert werden die Produkte – laut Zalando etwa 170 Styles pro Saison – von einem jungen Designer-Team unter dem Dach der Berliner zLabels GmbH, die zum Zalando-Imperium gehört. (Quelle: Screenshot Zalando.de) Quelle: Screenshot
mint&berryMit dem Label mint&berry zielt Zalando auf „selbstbewusste junge Frauen, die wissen wo es lang geht.“ Praktisch: Der Chef von zLabels ist gleichzeitig auch einer der Zalando-Geschäftsführer: Robert Gentz. (Quelle: Screenshot Zalando.de) Quelle: Screenshot
Pier OneAuch das etablierte Schuh-Label Pier One wird unter eigener Flagge für Zalando kreiert. Im Handel sind Eigenmarken nicht neu und schon länger ein Kernelement vieler Geschäftsmodelle. Der insolvente Versandriese Neckermann hatte unzählige davon, der Quelle-Versand war bekannt für seine Labels Privileg und Universum und auch die Elektronik-Riesen Media Markt und Saturn, die zum Metro-Konzern gehören, produzieren Fernseher und Blueray-Player unter der Marke PEAQ in Eigenregie. (Quelle: Screenshot Zalando.de) Quelle: Screenshot
StupsDer große Vorteil dieser Strategie ist, dass Zalando im Endeffekt an jedem eigenen Produkt, dass verkauft wird, mehr verdient, als wenn es ein Produkt der etablierten Markenanbieter ist. Eine ausgedachte Beispielrechnung: Bei einem Marken-Snowboot, der 100 Euro kostet und für 50 Euro eingekauft wird, beträgt die Marge 50 Euro. Wenn ein Anbieter wie Zalando nun ein ähnliches Produkt als Eigenmarke für 90 Euro verkauft und die Erstellungs- und Produktionskosten nur bei 15 Euro liegen, ist die Marge wesentlich höher und beträgt satte 75 Euro. Unter dem Label Stups kreiert Zalando Schuhe für Kinder und junge Teenager. (Quelle: Screenshot Zalando.de) Quelle: Screenshot
Mai Piu SenzaEin weiterer Vorteil, der sich Zalando durch die Eigenmarken bietet: Im Online-Store werden z.B. Schuhe von Mai Piu Senza als „das könnte Ihnen auch gefallen“ angeboten, wenn Kunden zum Beispiel nach Schuhen von Hugo Boss suchen. Unter dem italienisch klingenden Label Mai Piu Senza präsentiert Zalando „aufregende Silhouetten, hohe Absätze und gewagte Plateaus“. (Quelle: Screenshot Zalando.de) Quelle: Screenshot
TwintipBesonders clever: Für ihre eigenen Labels können die Zalando-Maketer Anzeigen im hauseigenen Zalando-Fashion-Magazin schalten und sie in einem hochwertigen Umfeld direkt vor der Nase ihrer Zielgruppe platzieren. Das Zalando-Label Twintip versammelt sportliche Bekleidung von Beachwear bis hin zu robusten Snowboardoutfits. (Quelle: Screenshot Zalando.de) Quelle: Screenshot

Er selbst hatte ein Angebot von Amazon vor einigen Jahren abgelehnt, seine Weine über das Portal des US-Konzerns zu verkaufen. „Wir hätten die Weine nicht teurer verkaufen dürfen als über unseren eigenen Shop“, erläutert er. Zusammen mit der zweistelligen Provision für Amazon sei das „betriebswirtschaftlich nicht darstellbar“ gewesen. Heimrich glaubt, dass das Konzept von AmazonFresh auch nur in den Metropolen funktionieren wird.

Marktführer Hawesko sieht das verstärkte Amazon-Engagement positiv. „Ich begrüße den Start von Amazon Fresh“, meint von Haugwitz. Dieser stärkere Einstieg des Online-Riesen in den Weinmarkt sorge dafür, dass Mitbewerber innovativer werden müssen.

Hawesko selbst reagiert auf die Herausforderungen beim Online-Weinverkauf mit einer neuen E-Commerce-Strategie. Damit will das Unternehmen seine Marktposition ausbauen. Zunächst sollen die bestehenden Shops (Hawesko.de, weinlet.de und tvino.de) sowohl von technischer Seite als auch mit Hilfe einer individuelleren Beratung und Produktempfehlungen optimiert und verbessert werden. Von dieser neuen Technologie soll später eventuell auch das Tochter-Unternehmen Wein und Vinos profitieren.

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