Kampf um die Cloud SAP-Chef McDermott bläst zur Attacke

SAP legt gute Zahlen für das zweite Quartal 2014 vor – und attackiert die Konkurrenz. Salesforce wollten die Kunden loswerden, IBMs Initiative mit Apple sei nichts als „gute PR“. Die Aktie stieg um vier Prozent.

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SAP-Chef Bill McDermott nutze die Vorlage von guten Quartalszahlen, um Konkurrenten wie Salesforce und IBM zu attackieren. Quelle: Reuters

Stuttgart SAP-Chef Bill McDermott kämpft mit harten Bandagen um die Führung am Markt für Cloud-Firmensoftware. Ob IBM oder der neue Rivale Salesforce.com - McDermott scheute sich am Donnerstag bei Vorlage der SAP-Zahlen zum zweiten Quartal nicht, die Konkurrenz offen anzugreifen. Salesforce, vor SAP Marktführer bei Mietsoftware aus dem Internet, komme seit den Spionage-Enthüllungen Edward Snowdens wegen wachsender Zweifel an der Datensicherheit in den USA ins Trudeln, sagte McDermott. „Banken, mit denen ich zu tun habe, denken darüber nach, die so schnell wie möglich los zu werden - ich sehe für sie große Probleme am Markt“, sagte er mit Blick auf die Beziehungen zwischen Salesforce und den Banken als Software-Kunden. Salesforce lehnte eine Stellungnahme ab.

Die jüngste Initiative von IBM mit Apple tat der SAP-Chef als „gute PR, aber ein bisschen 'ich auch'“ ab - SAP habe das gleiche mit Apple schon vor Jahren vereinbart und schon drei Mal so viele Apps für Firmenkunden auf dem iPhone entwickelt.

Hintergrund der Attacken: Die Umstellung auf die Cloud wirft die bisherigen Geschäftsmodelle der Software-Firmen über den Haufen. Sie müssen ihre Produkte vereinfachen und damit zurechtkommen, dass sich die Umsätze auf einen längeren Zeitraum verteilen. Statt wie bisher Lizenzen mit hoher Einmalzahlung zu kaufen und bei sich zu installieren, nutzen die Kunden nämlich immer mehr Software nur bedarfsweise per Abonnement über das Internet.

Der Wettstreit um den Cloud-Markt wird entsprechend härter. Salesforce aus den USA will stärker auf dem SAP-Heimatkontinent Europa expandieren, um seine Position als Pionier zu verteidigen. Die Amerikaner wollen den Walldorfern sogar die generelle Weltmarktführerschaft bei Firmensoftware - also einschließlich der traditionell per Lizenz verkauften Programme - streitig machen.

Dem reinen Cloud-Anbieter Salesforce trauen Analysten in diesem Jahr einen weiteren Umsatzsprung auf umgerechnet vier Milliarden Dollar zu. Damit ist der Spezialist für Kundenmanagement-Programme ein Riese verglichen mit dem Cloud-Geschäft von SAP, aber ein Zwerg mit Blick auf das Gesamtgeschäft. SAP hob nach einer weiteren Akquisition in der Sparte die Cloud-Umsatzprognose für dieses Jahr um 50 Millionen auf 1,05 Milliarden Euro an. Insgesamt werden die Kurpfälzer nach Analystenschätzung aber mehr als 17 Milliarden Euro Umsatz einfahren.


Quartalszahlen geben SAP-Aktie Aufwind

An der Börse war SAP angesichts der soliden Quartalszahlen mit einem Plus von mehr als vier Prozent größter Gewinner im Dax - obwohl ein kostspieliger Patentstreit in den USA dem Konzern einen starken Rückgang des unbereinigten operativen Gewinns einbrockte. Dieser lag mit knapp 700 Millionen Euro fast 30 Prozent unter dem Vorjahreswert. Grund waren 289 Millionen Euro Rückstellungen für absehbare Zahlungen an das US-Softwarehaus Versata, das die Walldorfer 2007 wegen einer Patentverletzung verklagt hatte.

Ein Händler erklärte, der Kursanstieg sei eine Erleichterungsrally, nachdem die IT-Werte wegen der Gewinnwarnung des zweitgrößten deutschen IT-Konzerns Software AG und enttäuschenden Zahlen von US-Anbietern unter Druck waren.

Von April bis Juni legten Umsatz und Gewinn bei SAP wie erwartet deutlich zu. Die Euro-Stärke zum Dollar und zu asiatischen Währungen belastete Europas größten IT-Konzern weiter und kostete drei Prozentpunkte Wachstum. Bereinigt um Wechselkurse allerdings kletterte der Gesamtumsatz um fünf Prozent auf 4,15 Milliarden Euro. Der Umsatz mit Cloud-Diensten legte währungsbereinigt um 39 Prozent auf 242 Millionen Euro zu.

McDermott versetzte das in Hochstimmung: "Wir waren noch nie so voller Stolz und Zuversicht wie jetzt." Mit inzwischen mehr als 38 Millionen Anwendern habe SAP die meisten Anwender von Cloud-Programmen und sei anders als die Konkurrenz im Silicon Valley profitabel. Allerdings leiden auch bei SAP die Software-Lizenzerlöse und gingen im ersten Halbjahr um vier Prozent auf 1,58 Milliarden Euro zurück.

Das um Sondereffekte wie den Rechtsstreit und Akquisitionen bereinigte Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen erhöhte sich um sieben Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Damit blieben 29,8 Prozent vom Umsatz als operativer Gewinn hängen. An der Jahresprognose für den Gewinn hielt SAP fest. Er soll 5,8 bis 6,0 Milliarden Euro erreichen. Den schmälernden Effekt des Wechselkurses bezifferte der Konzern für das Gesamtjahr auf zwei Prozentpunkte.

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