Kauf von Callidus Software SAP rüstet sich im Kampf gegen Salesforce

Das Geschäft mit dem Cloud-Computing wird für den Software-Konzern immer wichtiger. Quelle: dpa

Jahrelang hielt sich SAP zurück – nun plant der Softwareriese den nächsten großen Deal: Er will den Cloud-Spezialisten Callidus Software kaufen. Das lässt die durchwachsenen Zahlen fürs vierte Quartal fast vergessen.

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Mit einer großen Übernahme will SAP den Konkurrenten Salesforce in Schach halten: Der deutsche Softwarekonzern hat am Dienstag angekündigt, das US-Unternehmen Callidus Software für 2,4 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Dabei handelt es sich um einen Spezialisten für Kundenbeziehungsmanagement (englisch: CRM), der mit seinen Lösungen den Vertrieb unterstützt.

Der Vorstand von Callidus Software habe dem Angebot bereits zugestimmt, teilte SAP mit. Der vereinbarte Kaufpreis beträgt 36 Dollar pro Aktie, was einem Aufschlag von 21 Prozent gegenüber dem Durchschnittspreis des vergangenen Monats entspricht. Die Unternehmen wollen den Deal im zweiten Quartal abschließen. Die Zustimmung der Kartellbehörden und der Callidus-Aktionäre steht noch aus.

Der Dax-Konzern gab den Plan just an dem Tag bekannt, an dem er auch die Zahlen fürs vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2017 vorlegte. Womöglich kein Zufall: Er lieferte zwar das versprochene Wachstum im Zukunftsgeschäft Cloud-Computing, erfüllte aber in anderen Bereichen nicht die Erwartungen und litt zudem unter dem hohen Euro-Kurs.

Callidus Software bietet ein Paket für Verkaufsspezialisten an. Es beinhaltet Lösungen fürs Sales Performance Management (SPM), also die Erfolgsmessung, und fürs Configure-Price-Quote (CPQ). Dabei geht um die Preisgestaltung komplexer Produkten. Dazu gibt es personalisierte Empfehlungen für Vertriebler, die die Daten mithilfe des maschinellen Lernens auswertet. SAP-Rivale Salesforce bietet etwas Ähnliches an. Die Software läuft in der Cloud, die Kunden greifen darauf also übers Internet zu.

Für SAP ist es der erste Milliardenzukauf seit 2014. In den letzten Jahren hatte der Konzern nur kleinere Firmen übernommen wie zuletzt das französische Start-up Recast AI. Er konnte in den vergangenen Jahren seine Verschuldung jedoch deutlich senken, was Spielräume schaffte: Im vergangenen Jahr kaufte SAP zur Kurspflege eigene Aktien im Wert von 500 Millionen Euro zurück.

Ein Deal zum rechten Zeitpunkt

Die Ankündigung des Deals kommt zu einem günstigen Zeitpunkt: Am Dienstag legte SAP auch Zahlen fürs vierte Quartal vor – und die waren durchwachsen. Das Zukunftsgeschäft mit dem Cloud-Computing entwickelte sich zwar stark, wie Vorstandssprecher Bill McDermott versprochen hatte, doch andere Bereiche enttäuschten. Zudem macht der starke Euro dem Konzern zu schaffen.

Der Umsatz stieg von September bis Dezember um nur ein Prozent auf 6,81 Milliarden Euro, das Betriebsergebnis ebenso auf 1,96 Milliarden Euro. Während das Cloud-Geschäft um 20 Prozent auf 995 Millionen Euro zulegte, schrumpfte der klassische Softwareverkauf und -Support um zwei Prozent auf 4,81 Milliarden Euro.

Währungsbereinigt wären Umsatz und Betriebsergebnis allerdings um sechs Prozent gestiegen. Der Euro ist mit knapp 1,25 Dollar so viel wert wie seit drei Jahren nicht mehr – das belastet den Softwarehersteller doppelt. Zum einen sind Produkte, die in Europa entwickelt werden, in den USA teurer, was Wettbewerbsnachteile mit sich bringt. Zum anderen rechnet der Konzern die Erträge in Euro um, was in der Bilanz schlecht aussieht.

Großes Augenmerk richten die Aktionäre und Analysten derzeit auf die Marge. Diese ist bei SAP traditionell hoch, ist aber in den vergangenen fünf Jahren durch die hohen Investitionen ins Cloud-Computing gesunken. Auch im vierten Quartal sank sie – auf Basis konstanter Wechselkurse habe SAP aber die Trendwende eingeleitet, sagte Finanzchef Luka Mucic.

Für das neue Jahr hat das Unternehmen wieder einen Anstieg der operativen Marge geplant. Das ist wichtig für die Entwicklung des Aktienkurses. Die gute Entwicklung des Umsatzes sei inzwischen eingepreist, schreibt beispielsweise die Investmentbank Morgan Stanley in einer Studie. Den Kurs antreiben könne eine höhere Profitabilität – wohl aber erst 2019.

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