Klaus Tschira Der unsichtbare Dritte bei SAP ist gestorben

Der 74-jährige Tschira war neben Dietmar Hopp und Hasso Plattner bis zuletzt Großaktionär bei SAP – und im Gegensatz zu seinen Co-Mitgründern seit Jahren kaum in der Öffentlichkeit präsent. Jetzt ist er gestorben.

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Klaus Tschira Quelle: dpa

Der SAP-Mitgründer Klaus Tschira ist heute überraschend im Alter von 74 Jahren verstorben. Das hat die Klaus Tschira Stiftung mit Sitz in Heidelberg auf ihrer Webseite bekannt gegeben; ein SAP-Sprecher bestätigte die Nachricht auf Anfrage der „WirtschaftsWoche“. Tschira hat im Jahr 1972 gemeinsam mit Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Hans-Werner Hector und Claus Wellenreuther das Unternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung in Weinheim gegründet - den Vorläufer des heutigen Software-Riesen SAP mit Sitz in Walldorf.

Bis 1998 arbeitete Tschira operativ im Unternehmen, wechselte dann in den Aufsichtsrat, aus dem er 2007 ausschied. Neben Hopp und Plattner war der studierte Physiker einer der drei Ankerinvestoren von SAP; zuletzt hielt er über seine Stiftung gut 7,5 Prozent der Anteile.

Die Entwicklung von SAP

Im Gegensatz zu SAP-Aufsichtsrats-Chef Plattner und dem als Hoffenheim-Mäzen immer noch präsenten Hopp war Tschira in der Öffentlichkeit seit Jahren nicht mehr sehr präsent – und zog sozusagen als unsichtbarer Dritter im Hintergrund die Strippen. Tschira hatte sich von den drei Großaktionären emotional am meisten von SAP verabschiedet. Das machte er unter anderem im Jahr 2010 gegenüber der „WirtschaftsWoche“: Damals empfing er als großväterlicher „Elder Statesman der IT“ meinen Kollegen und mich zum Interview in seinem Stiftungsgebäude „Villa Bosch“, das hoch oben über Heidelberg thront. Dort spielte er offenherzig diverse mögliche Käufer für das von ihm mitgegründete Unternehmen durch – und heizte so die damals kursierende Übernahmedebatte bei SAP ordentlich an.


Mit seiner im Jahr 1995 gegründeten Stiftung förderte Physiker Tschira vor allem die Naturwissenschaften, die Informatik und die Mathematik. Zudem bewies er als Investor bis zuletzt ein Herz für Startups, die er mit Geld und Know-how förderte – auch wenn er jenen Begriff ablehnte: „Das Wort Investor mag ich überhaupt nicht“, so Tschira 2010 im „WiWo“-Interview. „Die meisten Investoren, von denen man in der Zeitung lesen kann, haben gar kein eigenes Geld, sondern verjubeln das von anderen – und lassen sich dafür Investor taufen.“
Ganz anders also als er, der sonst so zurückhaltende Förderer und Mäzen. Immerhin: Dank der Stiftung und Tschiras SAP-Anteile bleibt sein Engagement für junge Unternehmen auch in Zukunft bestehen.

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