Kritik an Mobilfunkauktion der Bundesnetzagentur "Förderung des Wettbewerbs spielt keine Rolle"

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Protestbrief an Sigmar Gabriel

Die Geschäftsführerin von Liquid Broadband, Beate Rickert, ist derart enttäuscht von den Gesprächen mit der Bundesnetzagentur, dass sie jetzt Homanns obersten Dienstherrn, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), um Hilfe bittet.

Zehn Gründe, warum der Handy-Empfang rumzickt
Das falsche Handy „Neu“ heißt nicht immer auch „besser“! Im Falle von iPhone 5 und Galaxys S3 hat eine Studie der Universität Alborg beispielsweise festgestellt, dass Antennenleistung der neuen Geräte gegenüber ihren Vorgängern nachgelassen hat. Quelle: REUTERS
Falsche Zeit, falscher Ort Mitunter liegt der Zähfluss gar nicht am Handy, sondern daran, dass man mitten in der Hauptverkehrszeit online ist … und sich die Übertragungskapazität einer Funkzelle mit zig anderen Menschen teilen muss. Wird’s leerer, wird’s auch schneller. Quelle: dpa
Gratis-Apps Kostenlose Spiele gibt’s nur scheinbar gratis, tatsächlich finanzieren sich viele über eingeblendete Werbung. Die Bilder, Banner oder Videos werden parallel zu anderen Daten empfangen und fressen nicht nur Bandbreite sondern auch Batteriepower. Quelle: dpa
Allzu mobil Wer mit Auto oder Zug unterwegs ist, hat oft schlechteren Empfang, weil das Metall des Wagens die Signale abschirmt. Und je schneller es voran geht, desto schwerer wird es für’s Handy, die Verbindung beim Funkzellen-Wechsel intakt und schnell zu halten. Quelle: dpa/dpaweb
Zu aktive Freunde Wer gut in sozialen Netzen verwurzelt ist, bekommt von seinen digitalen Freunden fortwährend Updates und Nachrichten, die alle (neben den normalen Online-Daten) übertragen werden müssen … und natürlich das Online-Tempo drücken. Quelle: REUTERS
Gleiche Telefone sind nicht gleich Hersteller beziehen die Bauteile Ihrer Handys von unterschiedlichen Quellen, und nicht alle sind – trotz identischen Aussehens – gleich gut bei Leistung oder Stromverbrauch. Allein vom Galaxy S3 gibt es mindestens zehn Varianten. Quelle: REUTERS
Zu viele Apps Haufenweise Apps auf dem Smartphone fressen nicht nur den Speicher auf, sondern können auch die Netzverbindung beeinträchtigen, weil ihr Betrieb im Telefon unerwünschte magnetische Störungen auslösen kann. Quelle: dpa

„Das Auktionsdesign ist so ausgestaltet, dass es Neueinsteigern faktisch den Markteintritt verwehrt“, kritisiert Rickert in einem Schreiben an Gabriel, das der WirtschaftsWoche vorliegt. Durch höhere Gebote könnten die drei etablierten Mobilfunkbetreiber „jeden nicht so finanzstarken Neueinsteiger aus dem Markt halten“.

Das Telekommunikationsgesetz schreibe bei Auktionen aber ausdrücklich vor, die Belange mittelständischer Neueinsteiger zu berücksichtigen und einen Teil des Frequenzspektrums für sie zu reservieren. Die Managerin beruft sich auf Paragraf 61 des Telekommunikationsgesetzes. Der schreibt nicht nur „diskriminierungsfreie Regeln“ bei Versteigerungen vor, sondern verpflichtet die Bundesnetzagentur auch, „die Belange kleinerer und mittlerer Unternehmen“ zu berücksichtigen.

Die zehn umsatzstärksten Telekomkonzerne der Welt

Da sich der Gesellschafterkreis von Liquid Broadband ausschließlich aus mittelständischen Unternehmen zusammensetzt, müsste solch ein Bewerber Vorzugskonditionen bei der Vergabe der Frequenzen eingeräumt bekommen, fordert Rickert. Der Argumentation schließt sich auch Airdata an. Doch die Behörde blockt solche Vorschläge bisher ab.

Noch umstrittener sind die vorgesehenen Mindestgebote, die die Bundesnetzagentur deutlich und nach Ansicht der Kritiker ohne nachvollziehbaren Grund in die Höhe schraubt. Bei der letzten Frequenzversteigerung vor fünf Jahren lag das Einstiegsgebot noch bei 2,5 Millionen Euro. Jetzt ruft die Bundesnetzagentur das 30-Fache – also 75 Millionen Euro – für den mindestens erforderlichen Frequenzblock von zwei Mal fünf Megahertz auf.

Zu hohe Mindestgebote

„Das ist rechtlich nicht haltbar“, klagt Airdata-Geschäftsführer Christian Irmler. Denn das Mindestgebot sollte sich an den Verwaltungskosten der Bundesnetzagentur orientieren. Und die könnten in den vergangenen Jahren nicht so exorbitant gestiegen sein. Airdata verweist auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 2003. Die Richter hatten viel zu hohe von der Bundesnetzagentur angesetzte Gebühren für die Zuteilung von Rufnummernblöcken gekippt, weil sie – wie es wörtlich im Urteil heißt – „in einem groben Missverhältnis“ zu dem tatsächlichen Verwaltungsaufwand standen.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer, derzeit Vorsitzender des Beirats der Bundesnetzagentur, weist die Kritik zurück. Am kommenden Montag werde sich der Beirat noch einmal intensiv mit der geplanten Frequenzvergabe beschäftigen. Für Pfeiffer gibt es aber keinen Grund für Korrekturen. „Die höheren Mindestgebote für einen Frequenzblock spiegeln die aktuelle Knappheitssituation bei den Frequenzen wider“, sagt Pfeiffer auf Anfrage der WirtschaftsWoche. „Ich halte sie daher grundsätzlich für gerechtfertigt.“

Gleichwohl stehe es jedem Unternehmen frei, gegen die Entscheidung der Bundesnetzagentur zu klagen. „Dann werden wir ja sehen, wie gehaltvoll die Kritik der beiden Unternehmen ist.“

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