Kurioses Verbot Die Google-Brille muss draußen bleiben

Die Datenbrille von Google stößt eine neue Datenschutz-Diskussion an – kann man damit doch seine Umwelt heimlich filmen und fotografieren. Ein Café hat das Hightech-Gerät bereits medienwirksam aus seinen Räumen verbannt.

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Filmen, ohne dass es jemand mitbekommt: Die Datenbrille von Google wirft Fragen auf. Quelle: dapd

Seattle Die Google-Datenbrille ist noch Zukunftsmusik – doch im „The 5 Point Café“ in Seattle ist sie bereits verboten. Das Lokal, in dem man rund um die Uhr ein warmes Frühstück oder einen großen Burger bekommt, verkündete auf seiner Facebook-Seite vorausschauend, dass Gäste mit Mini-Computer auf der Nase ausdrücklich nicht willkommen seien.

Das Versprechen, Regelverletzern in den Hintern zu treten, machte das kleine Restaurant auf einen Schlag weltberühmt. Dabei könnte die erste Gelegenheit, das Verbot anzuwenden, noch weit entfernt sein. Der Internet-Konzern Google ist gerade erst dabei, erste Exemplare seiner Datenbrille „Google Glass“ unter Test-Nutzern zu verteilen. Die Auserwählten müssen dafür 1500 Dollar lockermachen.

Hinter dem durchsichtigen PR-Gag der „5 Point“-Betreiber steckt aber ein ernsthaftes Problem. Auf die Gesellschaft kommen mit Geräten wie Googles Wunderbrille neue Datenschutz-Fragen zu. Schon jetzt kann man dank weit verbreiteter Smartphones und Kamera-Handys überall auf einem Foto oder Video und damit binnen Sekunden im Internet landen. Neue tragbare Kamera-Computer wie Google Glass könnten dieses Phänomen noch verstärken.

„Wenn ich ein Foto mit meinem Telefon aufnehme, wird die Person im Bild es wahrscheinlich merken“, umreißt Analystin Carolina Milanesi vom Marktforscher Gartner den Unterschied im „Guardian“. Mit Google Glass hingegen könne das ganz unauffällig geschehen. In ersten Vorstellungen zeigte Google, wie Träger der Datenbrille per Sprachsteuerung ein Bild mit der eingebauten Kamera knipsen. Letztlich könnte damit die Horror-Vorstellung von Datenschützern, dass jeder Mensch Bilder von Fremden auf der Straße durch eine Bilderkennungs-Software jagen kann, einen Schritt näher rücken.

Die Google-Brille, an der der Internet-Gigant schon seit Jahren arbeitet, ist ein Lieblingsprojekt des Mitgründers Sergey Brin. Ein kleiner Bildschirm vor dem rechten Auge soll Informationen aus dem Netz wie Routenanweisungen oder Antworten auf Suchanfragen anzeigen. Das Gerät soll sich nahtlos ins Leben der Träger einfügen - theoretisch zumindest, denn Erlebnisse aus dem Alltag sind noch rar.

Dank neuer technischer Möglichkeiten für immer kleinere Computerteile wird Googles Datenbrille erst der Vorreiter einer ganzen Generation winziger Geräte sein. So sammelt das schwedische Start-up Memoto gerade Geld für eine ansteckbare Mini-Kamera, die alle 30 Sekunden ein Foto schießen und damit das Leben ihrer Nutzer in Bildern festhalten soll.

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