Lautsprecherhersteller Bose braucht eine Verjüngungskur

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Investitionen in neue Abenteuer

Was haben Sie getan?
Ich ging zu Dr. Bose und sagte, vielleicht sind Sie sich dessen nicht bewusst, aber nicht alle Manager sind so enthusiastisch für die rauschunterdrückenden Kopfhörer wie Sie. Er entgegnete: Ja, ja, ich weiß. Was hat es uns bislang gekostet? Ich antwortete: 50 Millionen Dollar. Seine Reaktion werde ich nie vergessen.

Und die war?
Er hob seine Stimme: 50 Millionen Dollar! Bob, wenn das ein börsennotiertes Unternehmen wäre, hätten die mich schon vor Jahren gefeuert! Seine Botschaft war klar. Dr. Bose war fest überzeugt, dass es ein nützliches Produkt war, es deshalb einen Markt dafür geben würde und wir den richtigen Weg noch finden würden.

Die getesteten Kopfhörer im Überblick
Audeze LCD-X: Magnetostatischer Kopfhörer der Referenzklasse mit extragroßen Hörmuscheln. Quelle: Hersteller
Audeze LCD-X: Große Feinlederpolster und stabile Aluminiumverarbeitung sorgen für ein Gewicht von über 500 Gramm. Quelle: Hersteller
Audeze LCD-X: Die Ohrpolster sind asymmetrisch geschnitten für guten Sitz. Quelle: Hersteller
Beyerdynamic Headzone: Das System besteht aus einer Basisstation samt Kopfhörer. Eine Antenne am Kopfhörer registriert Kopfbewegungen und kann die Schallsignale entsprechend verändern. So entsteht ein Raumsignal. Quelle: Hersteller
SPL Phonitor Mini: Der Kopfhörerverstärker mit Matrixschaltung kommt im sachlichen Metallgehäuse, ist aber dezent von innen beleuchtet. Die Matrix-Schaltung rechts ist über drei Kippschalter regelbar. Quelle: Hersteller
SPL Phonitor Mini: Auf der Rückseite gibt es Cinch-Anschlüsse und symmetrische XLR-Anschlüsse. Leider befindet sich auch der Ein-Ausschalter hinten (angeblich aus klanglichen Gründen). Quelle: Hersteller
Ultrasone Performance 880: Technisch-urbaner Look, die spezielle Bügelform spart Platz und sorgt für straffen Sitz am Ohr. Quelle: Hersteller

Heute sind die Kopfhörer, die Umweltgeräusche herausfiltern, eines Ihrer wichtigsten Segmente. Was brachte den Durchbruch?
1998 haben wir tatsächlich weitere sechs Millionen Dollar verloren. Aber wir haben die Qualitätsprobleme gelöst und das Produkt kompakter und kosteneffektiver gemacht. Das Militär nutzte die Kopfhörer für Panzerbesatzungen und Piloten. 1999 haben wir gemeinsam mit American Airlines die ersten rauschunterdrückenden Kopfhörer für Konsumenten im Markt eingeführt. In dem Jahr machten wir den ersten Dollar Gewinn. Wir waren so stolz, dass wir diesen eingerahmt haben. Es hat dann noch fünf bis sechs Jahre gedauert, bis wir die Gesamtinvestitionen wieder drin hatten.

Ein anderes ambitioniertes Bose-Projekt war ein neues System zum Federn von Fahrzeugen. Was ist daraus geworden?
Deswegen bin ich 1986 zu Bose gewechselt. Wir haben die beste Fahrzeugfederung der Welt geschaffen. Mercedes hat uns das bestätigt, ebenso wie General Motors und Honda. Aber – es tut mir weh, das einzuräumen zu müssen – es war leider kein kommerzieller Erfolg.

So boomt der Markt für Kopfhörer

Wo lag das Problem?
Wir haben die schwerste, teuerste und am schwierigsten zu produzierende Fahrzeugfederung der Welt geschaffen. Die verwendeten Magnete sind sehr kostspielig, und der Stromverbrauch ist zu hoch.

Haben Sie die Technologie aufgegeben?
Nein. Statt einen ganzen Wagen zu federn, haben wir uns als Zwischenlösung auf den Fahrersitz fokussiert. Rund 10 000 Trucks sind bislang damit ausgestattet. Die Federung ist auch nicht billig, hat aber Sicherheitsvorteile, weil die Fahrer weniger durchgeschüttelt werden, sich so besser auf die Straße konzentrieren können und ihr Rücken nicht so belastet wird.

Wie viel hat Bose in das Abenteuer investiert?
Eine ganze Menge. Ich bin aber optimistisch, dass es sich ähnlich wie mit den rauschunterdrückenden Kopfhörern verhält. Es ist ein nützliches Produkt. Es gibt einen Markt. Wir haben nur noch nicht den Weg gefunden, es zu vernünftigen Kosten anzubieten.

Sie betonen immer die Vorteile, nicht an der Börse zu sein. Gibt es auch Nachteile?
Eine Herausforderung ist das Einsammeln von Kapital, um neue Vorhaben zu finanzieren. Wir müssen das aus eigenen Mitteln tun. Das begrenzt unser Wachstum. Wir können nicht einfach so unseren Umsatz in einem Jahr verdoppeln. Aber da wir keine Aktionäre befriedigen müssen, können wir eben auch langsamer wachsen. Solange wir uns mit unseren Produkten behaupten und Neues auf den Markt bringen, ist das in Ordnung.

Apple-Chef Steve Jobs hat seinem Nachfolger ans Herz gelegt, bei Entscheidungen nie zu fragen, was er wohl getan hätte. Wie war das bei Ihrem Gründer, der Bose sehr geprägt hat?
Ganz ähnlich. Vor ein paar Jahren wurde Dr. Bose bei einer Diskussionsrunde vor Mitarbeitern aufgefordert, seine Vision der Zukunft darzustellen. Er sagte: Tut mir leid, aber das werde ich nicht tun. Denn sonst besteht die Gefahr, dass ihr eure ganze Zeit verschwenden werdet, meine Vision der Zukunft umzusetzen, anstatt eure zu verwirklichen. Er war Lehrer. Sein Ziel war es, anderen beizubringen, selber zu denken.

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