Lee-Clan Investoren wollen Samsung-Deal verhindern

Firmenpatriarch Lee Kun Hee will Samsung mittels eines Milliarden-Deals an seinen Sohn weitergeben. Ein US-Hedgefonds sieht darin eine Benachteiligung der Aktionäre. Die Investoren schließen sich dem Hedgefonds an.

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Der Samsung-Chef stößt die eigenen Aktionären vor den Kopf. Quelle: dpa

Seoul Es ist eine ungewöhnliche Allianz: Tausende südkoreanische Investoren unterstützen einen Hedgefonds bei dessen Versuch, einen Milliarden-Deal mit verschiedenen Samsung-Unternehmen zu stoppen. Ihr Argument: Damit will sich die reichste Familie des Landes noch reicher machen. Es geht um die Familie Lee, die Samsung gegründet hat. Es geht aber auch um das Ansehen Südkoreas, das als fairer Finanzplatz für große und kleine Investoren gilt.

Samsung ist de facto Teil der Cheil Industries Holding, die außerdem Mode- und Catering-Firmen sowie Freizeitparks betreut. Und diese Holding kündigte im vergangenen Monat an, Samsung C&T zu übernehmen, ein Unternehmen, das Hochhäuser baut und mit Konsumgütern handelt. 

Doch das Übernahmeangebot ist allerhöchstens mäßig, für jede C&T-Aktie soll es gerade einmal einen 0,35-Anteil des neuen Unternehmens geben. Das rief Elliott Associates auf den Plan. Der amerikanische Hedgefonds ist der drittgrößte Investor. Er leitete rechtliche Schritte gegen den Deal ein. Begründung: Die C&T-Anteilseigner würden benachteiligt, das Unternehmen sei unterbewertet.

Ungeachtet des schlechten Images, das ausländische Hedgefonds in Südkorea haben, stimmen viele Investoren Elliott zu. Die Übernahme sei „weit davon entfernt, fair oder akzeptabel zu sein“, sagt etwa Kim Gyeong Hwan, ein 40 Jahre alter Zahnarzt aus Seoul. Er besitzt C&T-Aktien im Wert von 40 Millionen Won (gut 32.000 Euro). „Elliotts Argumente sind vernünftig. Aktionäre sind die Eigentümer eines Unternehmens, nicht der Firmenchef“, sagt er.

Nur wenige kaufen Samsung seine Argumentation ab, dass die Übernahme die Geschäftserlöse steigert. Vielmehr wird der Deal als Kernstück der Übergabe von Samsung-Patriarch Lee Kun Hee auf seine Nachfolger gesehen. Der 73-Jährige muss seit einem Herzinfarkt im Mai vor einem Jahr kürzertreten. 

Sein Sohn und designierter Erbe Lee Jae Yong besitzt bislang keine größeren Anteile an Samsung Electronics, den Kronjuwelen des Samsung-Imperiums. Sollte er die Anteile seines Vaters an Samsung Electronics beziehungsweise anderen Samsung-Schlüsselunternehmen erben, müsste er Erbschaftssteuer von umgerechnet mehreren Milliarden Euro zahlen. 

Aber der 47 Jahre alte Lee ist Großaktionär bei Cheil – dank eines Aktienpakets, das ihm effektiv geschenkt wurde, bevor die Holding an den Markt ging. Wenn Cheil Samsung C&T übernimmt, erhält Lee damit automatisch Kontrolle über 4,1 Prozent der Anteile von Samsung Electronics. Auf dem freien Markt würde ihn das umgerechnet mehr als sechs Milliarden Euro kosten.


Südkoreanische Familien führen Firmen wie persönliches Eigentum

Der Zulauf von Unterstützern für Elliott Associates aus dem Lager der südkoreanischen Aktionäre bedeutet eine Abkehr von der bislang weit verbreiteten Ablehnung gegenüber ausländischen Fonds. Zugleich zeigt sich, dass die wenig ausgeprägte Unternehmensführungskultur, die im Ausland oft als Risiko bei Investitionen in Samsung und andere familienkontrollierte Firmengeflechte moniert wird, in Südkorea zunehmend Aufmerksamkeit erhält. 

Viele der größten Unternehmen des Landes sind an den Börsen notiert, aber die Familien, die die Firmen vor ein oder zwei Generationen gegründet haben, haben einen unangemessen hohen Einfluss. Bei den Aktionären entsteht so zunehmend der Eindruck, die Familien führten die Unternehmen wie persönliches Eigentum. 

Samsung sieht das nicht so. Die Übernahme sei legal, ebenso die Abfindungsquote. Die basiere auf dem jüngsten Aktienkurs von Samsung C&T, der sich kurz vor Ankündigung der Übernahme in einem Fünf-Jahres-Tief befand – ungeachtet der robusten Finanzen des Unternehmens. 

Kim, der Zahnarzt aus Seoul, kämpft dafür, dass das Management, der Aufsichtsrat und andere Aktionäre ihre Stimmen hören. Auch den Nationalen Pensionsservice, der 9,9 Prozent der C&T-Anteile hält, hat er angerufen. Der hält sich bislang jedoch bedeckt. Mehr als 2000 Aktionäre haben sich bereits in einem Internetforum zusammengeschlossen und angekündigt, gegen den Deal zu stimmen. Andere unterstützen Elliott direkt, verlangen eine Anhörung zu dem Fall vor Gericht. 

Kim Jae Chul, ein 63 Jahre alter, pensionierter Textilarbeiter, sagt, er sei so wütend gewesen, dass er 680 Aktien gekauft habe, um bei der Aktionärsversammlung am 17. Juli erstmals in seinem Leben auf einer solchen Veranstaltung abstimmen zu können. Obwohl es ihn jedes Mal mit Stolz erfüllt, wenn er im Ausland ein Samsung-Handy sieht, wird ihn dieser Stolz nicht davon abhalten, gegen die Übernahme zu stimmen. „Ich bin so zornig, wenn ich daran denke, wie Samsung die schwachen Menschen benachteiligt und den ganzen Profit der Gründerfamilie zuschaufelt“, sagt er.

Experten für Unternehmensführung und -kontrolle gehen davon aus, dass Elliotts Rechtsstreit und die Unterstützung von Kleinaktionären bei Samsung-Erbe Lee ankommen und ihm klar machen wird, dass ihn solche Handlungen teuer zu stehen kommen können. „Jeder weiß, dass die Fusion angekündigt wurde, um die Nachfolge und das Erbe zu regeln - und nicht wegen des Wertes der Firma oder zum Wohl der Aktionäre“, sagt Chae Yi Bae, Analyst am Center for Good Corporate Governance in Seoul. „Jetzt hat Lee Jae Yong das Vertrauen der Märkte und der Aktionäre verloren.“

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