Später verfeinerten er und Schulfreund Knaup, die zur Jahrtausendwende in Schweinfurt bereits Webseiten und einen Onlineversand programmiert hatten, die Cloud-Plattform der Bettenbörse Airbnb. Sie legten die technische Basis für deren rasantes Wachstum. 2013 schließlich machten sie sich mit ihrer Idee selbstständig.
Ben Hindman, Sohn der Gastfamilie, in der Leibert sein US-Highschool-Jahr als Austauschschüler verlebt hatte, vervollständigte das Gründertrio. Er hatte zuvor an der Uni Berkeley die Open-Source-Software Apache Mesos mitentwickelt.
Sie macht es möglich, auf verschiedenen Computern verteilte Programme zu managen. Mesosphere erweitert dieses Konzept fürs Cloud Computing. Mit Erfolg: Der US-Mobilfunkriese Verizon und die Kabelgesellschaft Time Warner sind ebenso Geschäftskunden von Mesosphere wie Ebay, PayPal und Twitter. Selbst Google setzt die Technik ein, obwohl der Internetgigant mit seiner Plattform Kubernetes einen ähnlichen Ansatz verfolgt.
Insgesamt nutzen schon mehr als 1000 Unternehmen weltweit Mesospheres Software. Mehr als 150.000 Mal wurde sie heruntergeladen. Ein Grund ist, dass die Basisvariante als Open-Source-Produkt erst einmal lizenzkostenfrei zu haben ist. Geld verdient das Start-up trotzdem; mit dem Verkauf einer erweiterten Programmversion mit zusätzlichen Funktionen sowie mit kostenpflichtigen Dienstleistungen.
Auf rund 50 Millionen Dollar summiert sich der Umsatz nach Schätzungen aus dem Umfeld. Profitabel sei Mesosphere als Wachstumsunternehmen allerdings bisher nicht. Dass das Geschäftsmodell aber durchaus hohe Erträge abwerfen kann, belegt RedHat. Das Softwarehaus etwa machte vergangenes Jahr mit Vertrieb und Service des ebenfalls lizenzkostenfreien Betriebssystems Linux an die 2,1 Milliarden Dollar Umsatz – und knapp 290 Millionen Dollar Gewinn. Trotzdem sind es nicht in erster Linie finanzielle Ziele, die Microsoft und HPE zum Einstieg beim Start-up bewegten.
Sie setzen darauf, dass Mesosphere die Voraussetzungen schafft, den Cloud-Computing-Markt neu zu verteilen. Derzeit dominiert Amazon mit seinen Web Services das Geschäft. Werner Vogels, Amazons Technikchef, glaubt, dass langfristig alle IT-Dienste in öffentliche Cloud-Angebote wandern. Microsoft dagegen propagiert einen Hybridansatz, den Mix von eigener Infrastruktur in Unternehmen und öffentlicher Cloud.
HPE hat als führender Anbieter von Computerservern größtes Interesse, möglichst viele Abnehmer für seine Hardware zu behalten, statt unter den Preisdruck weniger Cloud-Computing-Riesen zu geraten. Bislang allerdings schmälerte die Komplexität der Hybridwolken deren Attraktivität. Leibert und sein Team sollen Mesosphere nun zu so etwas wie dem Windows des Cloud-Computing-Zeitalters machen.
Wenn ihnen das gelingt, bringt das nicht nur zusätzlichen Umsatz für Server- und Softwareanbieter. Dann wird die Macht im aktuell rund 53 Milliarden Dollar schweren Markt der Cloud-Infrastruktur tatsächlich noch einmal ganz neu verteilt.