Microsoft Wie Satya Nadella den Konzern wieder sexy macht

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Entlassungswelle

Frieden hat Nadella neben Apple auch mit Google geschlossen. Zunächst einigte man sich darauf, sich nicht mehr mit Patentstreitigkeiten zu bekriegen. Nun verzichtet Microsoft auch darauf, die Wettbewerbshüter mit Argumenten und Material über die vermeintlich wettbewerbsfeindlichen Aktivitäten von Google zu versorgen. Aus dem Lobbyverband FairSearch, der in Brüssel Politik gegen das Suchmaschinen-Monopol von Google machte, hat sich Microsoft kürzlich zurückgezogen.

Obwohl Nadella dafür gepriesen wird, auch zuhören zu können und sich für ein besseres Arbeitsklima einzusetzen, hält ihn das nicht vor harten Entscheidungen ab. So wickelte er das unter Vorgänger Ballmer für 9,5 Milliarden Dollar gekaufte Mobiltelefongeschäft von Nokia ab. Weitere Einschnitte folgten: 25.800 der einst 128.000 Jobs wurden in seiner Amtszeit gestrichen, die größte Entlassungswelle in der Geschichte des Konzerns. Ohne Skrupel entledigte er sich auch möglicher Rivalen wie Marketingchefin Tami Reller, Ex-Skype-CEO Tony Bates und dem ehemaligen Nokia-Chef Stephen Elop.

Wie Windows wurde, was es ist

Nadella hat ohne Frage weit mehr erreicht, als man ihm zugetraut hat. Doch noch ist es zu früh, seine Ägide zu bewerten. Bei den Smartphones und Tablets hat Microsoft weiter eine offene Flanke. Die mit neuer Technik zu beheben könnte noch Jahre dauern. Beobachter wie Moorhead meinen deshalb, dass Microsoft wie schon im Tablet-Markt mit Surface doch noch mit eigenen Smartphones punkten muss.

Nadella hat auch schon Hinweise geliefert, wie das möglich sein könnte. Er setzt auf die sogenannte Continuum-Funktion, mit der sich Windows-Smartphones mit Tastatur, Maus und Bildschirm koppeln und so wie Notebooks bedienen lassen. Fraglich ist auch, ob Microsoft seine Offenheit bewahrt.

„Derzeit entspringt sie vor allem der Schwäche“, meint Analyst Mueller. Ob man bei Stärken wie der Hololens dem Wettbewerb genauso liberal Zugriff auf sie bietet, muss sich noch zeigen.

Was auch zur Wahrheit gehört: Viele der jetzigen Erfolgsbringer hat noch Nadellas Vorgänger Ballmer gestartet. Der Vertraute von Microsoft-Gründer Bill Gates stört sich nicht daran, dass sein Nachfolger sich mit ihnen jetzt als Mr Cool von Microsoft inszeniert. Ein neuer Chef, so beschied Ballmer großzügig dem Wirtschaftsmagazin „Businessweek“, sei glaubwürdiger beim Brechen von Traditionen. Als einer der größten Aktionäre von Microsoft hat Ballmer ein Interesse, dass Nadella weiter den Börsenwert nach oben treibt.

Microsoft-Veteranin Larson-Green, die neben Office schon Windows und die Gerätesparte verantwortete, hat in ihren 23 Jahren bei Microsoft alle drei Vorstandschefs erlebt, von Gates über Ballmer bis Nadella. „Bill war sehr Technologie-fokussiert, Steve auf Sales und Marketing, bei Satya sind es eindeutig Produkte.“ Die Chancen, dass Microsoft unter ihm ein neues großes Ding herausbringt, sind also gegeben. Nadella muss sie nur nutzen.

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