Da ist zum Beispiel der kommerzielle Umsatz mit Microsofts Büro-Paket Office 365, der um währungsbereinigt 54 Prozent anzog. Das Cloud-Angebot wird stärker von Unternehmen akzeptiert als erwartet. Nicht zuletzt, weil es heute auch auf Android-Geräten oder Apples Mobilgeräten verfügbar ist.
Office und Microsoft Dynamics lassen sich mit immer mehr Zusatzbauteilen wie Datenanalyse und künstlicher Intelligenz in komplette Cloud-Betriebssysteme für Unternehmen ausbauen. Amazon ist ebenfalls auf dem Weg zum Allumfassenden Cloud-Serviceanbieter. Aber Microsoft ist eben auch schon da und gibt sogar den Takt vor.
Suchmaschine Bing zeigt wieder Lebenszeichen
Microsofts entscheidender Vorteil könnten die gewachsenen Vertriebsstrukturen im Unternehmensbereich sein und über 20.000 Partnerfirmen, die Nadella erst vor zwei Wochen auf der jährlichen Konferenz in Toronto auf die Cloud eingeschworen hat. Unternehmen auf dem Sprung in die Cloud verlangen nach handfester Unterstützung. Amazon hat ebenfalls tausende von Entwicklern, die Apps für einen globalen Unternehmensmarktplatz anbieten. Aber Microsofts Angebote sind aus einem Guss.
Vor- und Nachteile von Cloud Computing
Wer all seine Informationen in einer Cloud speichert, ist vom Anbieter abhängig. Sollte der sich möglicherweise nur unzureichend um seine Kunden kümmern, ist ein Wechsel zu einem anderen Anbieter meist schwierig, da die Datenmengen groß sind. Ein weiteres Problem: Für den Fall, das ein Anbieter pleite geht, gibt es keine klaren Regelungen. Erst wenn es Standards gibt, die einen Anbieterwechsel ermöglichen, sinkt die Abhängigkeit.
Dienstleister, die Clouds anbieten, beschäftigen sich in der Regel intensiv mit dem Thema Datenschutz. Allerdings sind große Datenmengen auch immer ein attraktives Ziel für Hacker. Die Auslagerung der eigenen Daten in eine Cloud bedeutet somit auch immer einen Kontrollverlust.
Die Menge des Speicherplatzes im Netz kann flexibel angepasst werden. Benötigt man mehr Speicherplatz, kann man einfach die angemieteten Kapazitäten erhöhen, anstatt sich teure Hardware kaufen zu müssen.
Der Administrationsaufwand sinkt, wenn man eine Cloud benutzt. Da die Installation auf dem eigenen Computer entfällt und auch Updates von den Cloud-Anbietern durchgeführt werden, kommt es hier zu einer großen Zeitersparnis.
Wer mit einer Cloud arbeitet, kann flexibel auf Daten zugreifen. Dabei spiel der Ort keine Rolle. Sowohl von Smartphones, als auch von Tablets und Computern aus können die Informationen abgerufen werden.
Der Erfolg kam nicht ohne große Opfer. Eines der dramatischsten war die Öffnung hin zu „Open Source“, freier Software, die noch Jahre zuvor von Microsoft als „unamerikanisch“ verteufelt wurde. Doch nur so und nicht anders konnte Microsoft eine ernstzunehmende Macht in einer digitalen Wirtschaft werden, die im Internet lebt, in der Cloud.
Nadella, zweifellos mit Unterstützung des Boards, von Bill Gates und Steven Ballmer, drückte diesen Sinneswandel ohne Rücksicht durch. Zahlreiche Top-Manager gingen oder mussten gehen. Entscheidungsebenen wurden herausoperiert, es gab auch Entlassungen und milliardenschwere Abschreibungen.
Die Erfolge in der Cloud kommen keinen Moment zu früh. Das Konsumentengeschäft, darunter Windows-Software und Hardware, fiel im Quartal weiter, diesmal um vier Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar. Das defizitäre Smartphone-Geschäft, das noch einmal 71 Prozent an Umsatz verlor, wird abgewickelt. Das Tablet-Geschäft wächst leicht weiter. Aber es wächst immerhin. Schwach auch die Absatzzahlen der X-Box-Spielekonsolen.
Auf der anderen Seite zeigt selbst Bing, der ewige und verlachte Zweite unter den Suchmaschinen, unter Nadella wieder Lebenszeichen. Das ist zunächst mal einem Trick zu verdanken. Wer den digitalen Assistenten Cortana nutzen will, kann seine Standardsuchmaschine unter Windows 10 nicht mehr auf Google umstellen. Sonst funktioniert das Ganze mit der künstlichen Intelligenz nicht mehr richtig, argumentiert Microsoft.
Das volle Potential der Cloud
Für die Untersuchung “Tapping cloud's full potential" hat die Unternehmensberatung Bain & Company weltweit mehr als 400 Unternehmen befragt. Die Befragung ergab, dass bislang lediglich 18 Prozent des IT-Betriebs von Unternehmen in der Cloud stattfinden. Fehlende Anpassung interner Prozesse verhindert laut der Analyse die Nutzung des vollen Potenzials der Cloud. Die Folge laut Bain: „Unternehmen realisieren nur ein gutes Drittel der finanziellen Vorteile von Cloud-Lösungen“. Zudem gerieten die Unternehmen in Sachen Innovationskraft und Entwicklungsgeschwindigkeit ins Hintertreffen. Das gefährde auf lange Sicht die Wettbewerbsfähigkeit.
Wer Cortana nicht will, kann jederzeit zu anderen Suchmaschinen wechseln. Aber nur dann. Das Ergebnis: Zusätzliche Suchzugriffe und Werbeumsätze von vielen der rund 350 Millionen Windows-10-Maschinen, und ein Nettowachstum der Suchmaschinenwerbung von 16 Prozent.
Das ist noch nichts, weswegen Google nur eine schlaflose Nacht haben sollte. Geht jetzt noch Nadellas zweite große Zukunftswette auf, die „Kommunikation als Plattform“, erlebt Bing einen zweiten Frühling. Selbst die endlose Geduld von Vorgänger Ballmer zahlt sich am Ende tatsächlich noch aus, wenn Cortana auf Android- und Apple-Geräten Furore machen wird. Ballmer hatte allen wütenden Forderungen von Aktionärsaktivisten widerstanden, die hochdefizitäre Sparte abzustoßen. Sein Argument über Jahre: Wer einmal bei der Websuche draußen ist, kommt nie wieder rein.
Das kann sich nun im Zeitalter der künstlichen Intelligenz als Segen erweisen. Sogenannte Chat-Bots werden in Nadellas Zukunftswelt menschliche Sprache verstehen und die bekannten Apps aus den Online-Shops ersetzen. Im Hintergrund der Spracherkennung: der Assistent Cortana. Und dahinter Microsofts Cloud und Bing und das soziale Potenzial der Neuerwerbung LinkedIn, dem größten sozialen Arbeitsplatz-Netzwerk. Der Kreis des Nadella schließt sich.