Musikstreaming-Dienst Bei Soundcloud soll die Kasse klingeln

Aus der Indie-Plattform ist die größte Musiksammlung der Welt geworden, US-Stars veröffentlichen ihre Songs zuerst bei Soundcloud. Jetzt sollen die Nutzer für den Dienst bezahlen – oder Werbung ertragen.

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Als Twitter in diesem Jahr mit 70 Millionen Dollar bei Soundcloud einstieg, war von einer Bewertung von 700 Millionen Dollar die Rede. Quelle: dpa

Berlin Zehn Jahre lang arbeiten, ohne einen Cent Geld verdienen – sowas geht nur, wenn man ein Start-up ist. Soundcloud, der Musikstreamingdienst aus Berlin, hat 175 Millionen Nutzer aus aller Welt und eine Investorenliste, die sich liest wie das Who's who der internationalen Finanzszene. Als Twitter in diesem Jahr mit 70 Millionen Dollar bei Soundcloud einstieg, war von einer Bewertung von 700 Millionen Dollar die Rede.

Mit Gewinnen ist dieser Wert allerdings noch längst nicht unterlegt. 2014 soll der Verlust 39 Millionen betragen haben. Das soll sich jetzt ändern. Bisher war der Dienst für die Nutzer umsonst, jetzt führt Soundcloud ein Bezahlmodell ein. 9,99 Euro im Monat – wer nicht unterschreibt, wird mit Werbung belästigt. Ähnlich machen es Konkurrenten wie Spotify, Deezer oder Apple-Music.

Für das Geldverdienen ist seit acht Monaten Alison Moore verantwortlich. „Chief Revenue Officer“, lautet ihr Jobtitel. Moore, die früher bei dem Pay-TV-Sender HBO gearbeitet hat, schwärmt von der Community, die Soundcloud-Gründer Alexander Ljung und Eric Wahlforss aufgebaut haben. „Unter den Musikstreamingdiensten sind wir einzigartig“, sagt sie.

Soundcloud, das war mal eine Plattform für DJs, Independent-Musiker und Hörer, die mehr entdecken wollten als Mainstream-Musik – und die diese Entdeckungen mit ihren Freunden teilen. Auf Soundcloud können Künstler ihre Lieder hochladen, Nutzer können mit den Musikern interagieren, Playlists erstellen und sich gegenseitig folgen. Seit einigen Jahren verhandelt Soundcloud aber auch mit großen Labels wie Sony, Warner und Universal, um auch deren geistiges Eigentum abspielen zu dürfen. Stars wie die US-Sängerin Ariana Grande, die am Freitag in New York im Madison Square Garden auftritt, veröffentlichen ihre Songs inzwischen zuerst bei Soundcloud – wegen der aktiven Community, vermutet Werbefrau Moore.


Kreative Werbung, um die Zielgruppe nicht zu verschrecken

Insgesamt seien 135 Millionen Tracks auf der Plattform verfügbar – mehr als irgendwo sonst. Mit dem Abo-Dienst Soundcloud Go, der am Mittwoch in Deutschland gelauncht wurde, können die Nutzer werbefrei Musik hören und die Titel auch offline verfügbar machen.

Wer nicht bezahlt, muss mit Werbung leben. Alison Moore glaubt, dass ihre Zielgruppe versteht, dass ein Dienst wie ihrer Geld verdienen muss. Ein großer Teil der Einnahmen fließe schließlich an die Künstler. Außerdem könne man Werbung auch „kreativ“ gestalten. So hätten Werbetreibende bei Soundcloud die Möglichkeit, den Nutzern eine Stunde kostenfreies Hören zu sponsern. In den USA testet Soundcloud das Modell schon seit zwei Jahren – Zahlen will Moore nicht nennen, nur dass sie „im Plan liegen“.

Wenn alles gut geht, soll die Geschichte so ausgehen wie die von Facebook. Auch Mark Zuckerberg hat lange kein Geld verdient, sondern auf Masse gesetzt, die es den Nutzern unmöglich machte, sich wieder zu verabschieden. Inzwischen ist Facebook profitabel. Soundcloud-Investor Twitter versucht, mit seinen 320 Millionen Nutzern Facebook nachzueifern – bislang allerdings vergeblich.

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