Napster-Manager Patric Niederländer Der Überlebenskampf der Musik-Streamer

Als Tauschbörse lehrte Napster die Musikindustrie das Fürchten. Als Streaming-Dienst hilft er nun dabei, die Branche umzukrempeln - und vor allem das Auto als Markt für sich zu erobern.

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Die bekanntesten Musik-Portale im Internet
Amazon startet Prime Music in Deutschland und Österreich - als Bestandteil von Amazon Prime ohne zusätzliche Kosten. Quelle: obs
Apple Music Quelle: dpa
Die seit März 2012 existierende Plattform Spotify bietet mehr als 30 Millionen Songs an. Eine Gratis-Version erlaubt das Anhören der Musik mit Werbeunterbrechungen. Zusätzliche Premiumfunktionen wie das Downloaden von Liedern sind wie bei den meisten Streaming-Angeboten kostenpflichtig. Nach eigenen Angaben hat Spotify mehr als 75 Millionen Nutzer, 20 Millionen von ihnen zahlen. Der Streaming-Dienst ist in 58 Ländern verfügbar.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich
Die Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Mit Ampya versucht die ProSiebenSat.1 Media seit 2011 auf dem boomenden Markt der Streaming-Dienste Fuß zu fassen. Beflügelt durch viel Werbung auf den TV-Kanälen des Medienunternehmens zählt Ampya zu den bekanntesten Diensten in Deutschland. 2014 wurde Ampya von Deezer mit dem Ziel übernommen, in Europa noch weiter zu wachsen.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Seit 2012 ist WiMP aus der Bethaphase heraus. Gegründet wurde der Musikstreamingdienst in Norwegen, wo sein Mutterkonzern "Aspiro" sitzt. WiMP gibt es bis jetzt in fünf Ländern zu hören: Deutschland, Norwegen, Dänemark, Schweden und Polen. "Aspiro" spielt schon mit dem Gedanken WiMP auch in Finnland, Portugal, Österreich und der Schweiz zu etablieren. Mit einer hohen Sound-Qualität (gegen Aufpreis) und einem eigenen Redaktionsteam, das Musik empfiehlt, will sich WiMP von der Konkurrenz abheben.Preis: 4,99 bis 19,90 Euro monatlich
Napster startete als Musiktauschbörse und wurde schnell zur Plattform für illegale Raubkopien. Auf rechtlichen Druck der Musik-Industrie wurde die Plattform 2001 geschlossen. Der legale Streaming-Dienst gleichen Namens bietet mehr als 25 Millionen Songs und ist damit einer der größten überhaupt. Nach einer kostenlosen Testphase gibt es den Dienst allerdings nur noch gegen Geld.Preis: 7,95 bis 9,95 Euro monatlich Quelle: AP

Sie gelten als die großen Wandler, sind aber bislang keine Gewinner. Streaming-Dienste wie Spotify, Napster und Deezer krempeln das Geschäft der Musikindustrie um. Sie nehmen den CD-Verkäufern genauso Kunden weg, wie dem Download-Portal iTunes. Wirtschaftlich bleibt der Erfolg aber noch aus.

Beispiel Rhapsody: Eine der Größen im Geschäft, und Mutterkonzern von Napster, setzte im zweiten Quartal 42.5 Millionen US-Dollar um – 22 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dennoch machte der Musikdienst 4.7 Millionen Dollar Verlust.

Im Interview spricht Patric Niederländer, Napster-Manager und mitverantwortlich für das Europa-Geschäft, über den Konkurrenzkampf in der Branche und die Chancen neue Kunden für sich zu gewinnen.

Patric Niederländer ist Vice President Business Development von Napster in Europa.

Herr Niederländer, in Deutschland hat sich die Zahl der Musikstreaming-Nutzer innerhalb eines Jahres verdreifacht und der Umsatz verdoppelt. Wie schauen denn die Napster-Zahlen aus?
Patric Niederländer: Ich kann für Napster und unsere Dachmarke Rhapsody nur die globalen Zahlen nennen. Da liegen wir voll im Trend: 2013 hatten wir über 1,3 Millionen zahlende Kunden. Im Juni haben wir dann die Zwei-Millionen-Grenze geknackt.

Es gibt Dutzende andere Anbieter. Wie hart ist der Konkurrenzkampf?
Der Markt ist extrem fragmentiert. Allein in Deutschland gibt es derzeit etwa 18 Streaming-Dienste – wenige namhafte. Es zeichnet sich eine Marktkonsolidierung ab. Global werden in einigen Jahren zwischen zwei und vier Anbieter den Markt dominieren. Lokal haben dann vielleicht noch einige kleinere Dienste eine gewisse Relevanz.

Musikstreaming in Deutschland

Gehört Napster zu den Überlebenden?
Schauen wir uns doch die Landschaft an. Spotify legt gut zu, das muss man neidlos anerkennen. Dann folgen je nach Markt Napster und Deezer. Wir sind in vielen Territorien unter den Top 3 im Markt. In Deutschland stehen wir solide auf der zwei, in Frankreich und Spanien auf der Zwei. Auch in Großbritannien und den USA zählen wir zu den Top-Playern. Natürlich bleibt die Frage, wie sich Apple mit Beats entwickeln wird und was Google macht.

Und, sind Ihre Sorgen groß?
Angst haben wir vor Google und Apple keine. Man darf sie natürlich nicht aus den Augen verlieren. Aber wir existieren seit mehr als zehn Jahren im Markt, bringen eine gewisse Erfahrung mit und haben gezeigt, dass wir uns auch international etablieren können.


2011 wurde Napster aber von Rhapsody geschluckt. Was hat sich verändert?
Wir haben unter anderem unsere Internationalisierung vorangetrieben, die unter den alten Besitzern nicht sonderlich gefördert wurde.

Es gibt Gerüchte, dass Apple den Preis für seine Musikflatrate halbieren will. Spotify führt ein günstigeres Familienmodell ein. Klingt, als würden die Preise in der Branche fallen.
Das würde ich so nicht unterschreiben. Hinter dem Familientarif steckt kein Preisverfall, es handelt sich eher um einen Mengenrabatt. Was Apple mit Beats vorhat, müssen wir erstmal abwarten. Im Moment sind die Preise stabil. Ob das mittelfristig so bleibt, kann ich nicht beurteilen.

Dabei heißt es doch schon jetzt, dass das Geschäft der Streaming-Dienste nicht besonders einträglich ist.
Es ist ein margenschwaches Geschäft, das stimmt. Aber es ist ein funktionsfähiges Modell und wir leben bislang ganz gut davon. Sicher gibt es die eine oder andere Stelle in der Wertschöpfungskette, die man sich nochmal anschauen müsste.

Genauer bitte.

Von den Netto-Einnahmen fließen etwa 70 bis 75 Prozent an die Musikindustrie, also die Labels und Verlage. Aus dem verbleibenden Anteil müssen Forschung und Entwicklung, Marketing und administrative Kosten gedeckt werden. Daher ist die Skalierung ein wichtiger Faktor, um das Geschäft langfristig betreiben zu können. Mittelfristig kann auch die Erschließung weiterer Einnahmequellen in den Bereichen Vermarktung oder eCommerce zu einer Erhöhung der Einnahmen und Margen führen. Hier ist aber darauf zu achten, dass die Nutzer nicht in der Art und Weise wie sie Musik konsumieren möchten gestört werden.

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