Neue „Core“-Prozessoren Intel glaubt an Windows 10

Das Computergeschäft ist brutal eingebrochen. Der Chipriese Intel aber schöpft Hoffnung – ausgerechnet aus Microsofts Windows 10. Mit einer neuen Prozessoren-Generation will der US-Konzern die Nachfrage jetzt ankurbeln.

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Der Konzern hat sich einiges einfallen lassen, um die Einkäufer der Firmen mit der neuen „Core“-Generation zu überzeugen. Quelle: ap

München Schneller, sparsamer, stärker: Seit vier Jahrzehnten geht Intel mit denselben Argumenten auf Kundenfang. Jede neue Prozessorgeneration des weltgrößten Chipherstellers ist wesentlich besser als die davor. Dem rasanten technischen Fortschritt in der Halbleiterbranche sei Dank.

An diesem Dienstag hat der US-Konzern die neueste, sechste Generation der sogenannten „Core“-Prozessoren für Business-Rechner vorgestellt. Prozessoren sind das Gehirn eines jeden Computers und die „Core“-Serie ist so etwas wie der Golf von Intel, ein absoluter Bestseller. Wieder folgt der US-Konzern dem altbekannten Muster. Die neuen Bauteile würden die Performance eines derzeit in den Unternehmen üblichen PCs um 60 Prozent übertreffen, verspricht der für die Reihe zuständige Manager Tom Garrison. Damit nicht genug: Die Rechner würden vier Mal so schnell hochfahren, die Batterie eines Notebooks soll drei Mal so lange durchhalten.

Der Ingenieur allerdings weiß, dass solche Argumente alleine nicht mehr ausreichen. Wegen eines leistungsstärkeren Prozessors alleine tauscht keine IT-Abteilung die PCs und Notebooks in einer Firma aus. Daher hofft Garrison vor allem auf die Zugkraft von Windows 10. „Die Firmen testen Windows 10 jetzt schon seit einiger Zeit“, erklärt Garrison. „Das Feedback ist positiv.“ Daher sei davon auszugehen, dass die Betriebe im zweiten Halbjahr in großem Stil auf das neue Betriebssystem umsteigen und sich im Zuge dessen auch moderne Rechner zulegen. Weil Intel einen Großteil aller PCs und Notebooks weltweit mit seinen Prozessoren bestückt, würde der Chiphersteller aus dem Silicon Valley unmittelbar davon profitieren.

Microsoft hat Windows 10 vergangenes Jahr veröffentlicht. Wie bei jeder neuen Windows-Version üblich zögern Firmen am Anfang mit der Umstellung und untersuchen die neue Software erst einmal auf Herz und Nieren. „Der Wechsel wird im zweiten Halbjahr 2016 starten“, zeigt sich Garrison nun aber optimistisch. Das Glauben auch die Marktforscher von Gartner. Die Experten prognostizieren, dass die Hälfte aller Unternehmen weltweit binnen Jahresfrist mit der Umstellung beginnt.

Gleichwohl, Intel hat sich selbst einiges einfallen lassen, um die Einkäufer der Firmen mit der neuen „Core“-Generation zu überzeugen. Es sind vor allem Sicherheitsfeatures, mit denen die Ingenieure aus Kalifornien punkten wollen. So lassen sich künftig eine ganze Reihe von Verfahren einzeln oder kombiniert einsetzen, wenn sich die Nutzer anmelden möchten. Die Beschäftigten können zum Beispiel ihr Handy einsetzen, das zwingend in der Nähe des Rechners sein muss, damit dieser hochfährt. Oder es lässt sich eine virtuelle Tastatur auf dem Bildschirm einblenden, um einen Code einzugeben.


Analysten trotz Intel-Paket wenig zuversichtlich

Alternativ kommt auch die Verbindung mit einem vertrauenswürdigen Netzwerk in Frage, um den richtigen Anwender zu identifizieren. Damit kein Fremder den Rechner nutzt, lässt sich noch etwas einstellen: Der Computer sperrt sich, sobald die Verbindung zum Mobiltelefon abreißt.

Damit nicht genug: Intel will es auch Mittelständlern ohne eigene IT-Abteilung so einfach wie möglich machen, auf die neue „Core“-Generation umzusteigen. Dafür haben die Amerikaner zum Beispiel einen USB-Blocker eingebaut. Damit können die Betriebe einfach regeln, ob USB-Sticks verwendet werden dürfen, und wenn ja, welche. „Das ist sehr ressourcenschonend für kleine Unternehmen“, betont Garrison. USB-Sticks können hochgefährlich für Firmen sein. Einerseits, weil damit Schadsoftware eingeschleppt werden kann. Andererseits lassen sich so wertvolle Daten klauen.

Alles in allem hat Intel ein schönes Paket geschnürt, keine Frage. Die Analysten von Gartner sind trotzdem nicht sehr zuversichtlich, dass es mit dem PC-Geschäft dieses Jahr aufwärts geht. Vor allem die schwache Wirtschaftslage in China dämpft die Nachfrage, zudem greifen Konsumenten nach wie vor lieber zu neuen Smartphones, als sich einen modernen PC oder ein Notebook zuzulegen. Die Marktforscher rechnen daher damit, dass die Hersteller ein Prozent weniger Rechner ausliefern als 2015.

Das wäre eine herbe Enttäuschung, denn schon voriges Jahr brachen die Stückzahlen um acht Prozent ein. Das hat auch in der Bilanz von Intel Spuren hinterlassen, der Umsatz ist 2015 um ein Prozent auf rund 55 Milliarden Dollar geschrumpft, der Gewinn ist sogar um zwei Prozent zurück gegangen.

Fürs neue Jahr verspricht Konzernchef Brian Krzanich zwar ein Umsatzwachstum von fünf bis neun Prozent. Doch ein großer Batzen der zusätzlichen Erlöse stammt aus der Übernahme des Wettbewerbers Atmel Ende vergangenen Jahres. Ob der Manager am Ende eher neun als fünf Prozent Plus verkünden darf, wird auch von den neuen Business-Prozessoren abhängen.

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