Neue Führungsetage Apple will die Magie von Steve Jobs zurückholen

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Apple ist auf revolutionäre Produkte angewiesen

Auffällig dabei ist, dass Apple in den vergangenen Monaten ein halbes Dutzend Top-Medizinexperten eingestellt hat. Unter ihnen sind ein Schlafexperte vom niederländischen Technologiekonzern Philips, der Chefingenieur eines Start-ups namens C8 MediSensors, das an einer Methode zur Blutzuckermessung durch die Haut arbeitet, sowie eine Entwicklerin, die vermutlich an einer Art Pflaster tüftelt, das eine Reihe von Blutwerten ermitteln kann.

Prominentester Zugang auf diesem Feld ist allerdings Jay Blahnik, ein US-Fitnessexperte, der zuvor für den US-Sportartikelhersteller Nike das Fitnessarmband Fuelband mitentwickelt hat, das im Februar 2012 auf den Markt kam. Kurze Zeit später gab Nike bekannt, die Entwicklung des Display-Armreifs einzustellen. Weil Apple selbst eines plant? Das fragen sich nun Beobachter.

Branchenkenner erwarten von Apple nun eine Flut von Fitness-, Gesundheits- und Heimautomatisierungsgeräten. Damit kann der Konzern auf seine starken Geschäftsfelder iPhone, iPad sowie Mac-Rechner aufsetzen. „Später in diesem Jahr werden wir die beste Produktpalette haben, die ich in meinen 25 Jahren bei Apple gesehen habe“, prahlte Apple-Internet-Softwarechef Cue bereits Ende Mai auf einer Technologiekonferenz.

Wie die Präsentationen neuer Geräte den Kurs der Apple-Aktie beeinflussen

Will Apple die Magie behalten, wird es für den Konzern jedoch wichtig sein, wieder einmal etwas Revolutionäres auf den Markt zu bringen. Vielleicht ist dazu Ex-Burberry-Chefin Ahrendts die Richtige, indem sie bei Apple die Zukunft des Shoppings vorwegnimmt. Schon heute können Kunden im Apple Store mit einer Smartphone-App bezahlen, ohne dass ein Verkäufer dazu nötig ist.

Den Handel regelrecht revolutionieren soll eine Technologie namens iBeacon, die auf der Entwicklerkonferenz vor einem Jahr vorgestellt wurde. iBeacons sind winzige Sender, mit deren Hilfe die Kunden im Laden direkt angesprochen werden können. Auf diese Weise würden Supermarktbetreiber einem Kunden etwa eine Nachricht aufs Handy schicken, dass es in dem Obstregal vor ihm gerade Äpfel im Sonderangebot gibt.

Die US-Handelsriesen Macy’s und Walmart sowie die britische Supermarktkette Tesco erkunden gerade die Einsatzmöglichkeiten der Technik, die dem Ortungssystem GPS ähnelt.

Technik in Outdoor-Kleidung

In Deutschland testet jetzt der Outdoor-Ausrüster Mammut als einer der ersten Markenanbieter in seinem Laden in Frankfurt die neue Technik: Kunden, die sich die entsprechende Mammut-App auf ihr Apple-Gerät geladen haben, werden im Laden vom Bildschirm direkt zum neuen Bergschuh oder der wetterfesten Jacke geführt. Viele Apple Stores in den USA wurden in den vergangenen Monaten mit iBeacons ausgerüstet. Weil die Technologie am Montag voriger Woche aber mit keinem einzigen Wort erwähnt wurde, erwarten Brancheninsider, dass Apple in den nächsten Monaten Größeres dazu präsentieren wird.

Apple-Kenner spekulieren, dass sich der Computerbauer in den kommenden Monaten auch als Finanzdienstleister versuchen wird und dafür an einem mobilen Zahlungssystem arbeitet – einer Art Apple Bank. So schrieb das Unternehmen im vergangenen Jahr die Stelle eines „Ingenieurs für Zahlungssoftware“ aus, „der dabei hilft, Zahlungssysteme der nächsten Generation zu entwickeln“.

In der Jobbeschreibung heißt es, die Person werde vor allem Erfahrungen mit globalen Zahlungssystemen im Einzelhandel sammeln. Die Basis für ein solches System besitzt Apple mit Daten von bald einer Milliarde Kreditkartenbesitzern, die sich damit unter anderem bei iTunes und im Online-Store des Konzerns registriert haben.

Gangsta-Rapper, Musiker, Modemacher, Schlafforscher und Gegenspieler – die Führungselite von Apple war selten so bunt. Sie alle sollen in die Richtung marschieren, die Apple-Chef Cook am vergangenen Montag bei seinem Auftritt vorgab. „Wir können wie kein anderer Hard- und Software zum Wohle der Nutzer miteinander vereinen“, schwärmte er über sich und Apple.

Wer auf der Entwicklerkonferenz zugegen war, der spürte, da beschwört einer den Geist von Apple-Gründer Jobs, den nun ein Top-Team aus der zweiten Reihe in die Zukunft retten soll.

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