Neue Strategie Bertelsmann will unabhängiger von RTL werden

Dank RTL steht der Medienkonzern Bertelsmann operativ sehr gut da. Allerdings drücken hohe Schulden und der Markt wandelt sich dramatisch. Konzernchef Thomas Rabe tritt die Flucht nach vorn an und will neu investieren.

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Bertelsmann-Zentrale in Gütersloh. Quelle: ap

Frankfurt Der neue Bertelsmann-Chef Thomas Rabe will die Abhängigkeit des Medienkonzerns von seiner Fernsehgruppe RTL reduzieren. In fünf Jahren werde Bertelsmann „internationaler - und in mehr Geschäftsfeldern aktiv“ sein als heute, sagte Rabe dem „Spiegel“. Derzeit steuert RTL ein Drittel des Konzernumsatzes von rund 15 Milliarden Euro bei.

Erst Mitte Januar hatte Bertelsmann mit anderen Investoren einen 100 Millionen Dollar schweren Investmentfonds aufgelegt, um seine seit langem geplante Expansion ins Bildungsgeschäft voranzutreiben. Der Fonds soll zunächst in Europa und den USA Partnerschaften mit Hochschulen für neue Studienprogramme eingehen, „dann aber vor allem in Ländern wie Brasilien, Indien oder China“ investieren.

Diesen Weg will Rabe auch künftig nicht allein gehen. „Vor neuen Märkten wie China oder Indien habe ich großen Respekt. Lokale oder regionale Unterstützer sind da eine große Hilfe, auch wenn wir natürlich eigene Expertise mitbringen“.

Das Wachstum werde sich der Konzern, der Ende 2011 mit 1,9 Milliarden Euro in der Kreide stand, sicherlich nicht mit neuen Schulden erkaufen. Dennoch werde Bertelsmann „rund eine Milliarde plus X für Investitionen zur Verfügung“ haben. Einen Börsengang, um an zusätzliches Kapital zu kommen, schloss der Bertelsmann-Chef aus. „Es macht mehr Sinn, sich etwa im Bildungsgeschäft spezifische Hilfe zu suchen statt jemanden, der sich am ganzen Konzern beteiligt.“ Auch ein Verkauf des Hamburger Verlags Gruner + Jahr (“Geo“, „Financial Times Deutschland“) sei nicht vorgesehen.

2011 drückten Investitionen in neue Geschäfte und eine maue Entwicklung in der Drucksparte den Bertelsmann-Gewinn. Das Betriebsergebnis (Operating Ebit) lag nach vorläufigen Zahlen mit gut 1,7 Milliarden Euro unter dem Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro, wie Bertelsmann am Donnerstag mitgeteilt hatte.

Geld steckten die Gütersloher vor allem in den Aufbau des Bildungsgeschäfts und die Musikrechte-Tochter BMG Rights Management, die zusammen mit dem Finanzinvestor KKR betrieben wird.

Bei diesen beiden Projekten soll es nicht bleiben. „Zehn, zwölf solcher Wachstumsplattformen definieren wir zurzeit“, sagte Rabe. Bertelsmann suche nach „Geschäftsmodellen, die immer auch eine globale Dimension erreichen können und sollen.“ In fünf Jahren könnte der Konzern aus fünf oder sechs Divisionen bestehen.

Derzeit sind RTL, Gruner + Jahr, der weltgrößte Buchverlag Random House und die Dienstleistungstochter Arvato die vier Säulen des Konzerns.

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