Öffentlich-rechtliches TV ARD und ZDF wollen sich mit Web-Angebot verjüngen

Um die 60 Jahre alt ist der durchschnittliche Zuschauer der Öffentlich-Rechtlichen. Nun wollen ARD und ZDF die Jüngeren zurückgewinnen. Mit einem „zugespitzten und selbstironischen“ Programm – nur im Internet.

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Das klassische Fernsehprogramm hat ausgedient. Nun setzen die Öffentlich-Rechtlichen auf ein neues Internetangebot für junge Leute. Quelle: dpa

Stuttgart ZDF-Chefredakteur Peter Frey will mit dem neuen öffentlichen-rechtlichen Internetangebot für junge Leute auch das Personal des eigenen Senders verjüngen. Vor allem junge Leute sollen das neue Programm machen. Dieser „Verjüngungs-Effekt“ sei genauso wichtig wie das inhaltliche Angebot selbst, mit dem ARD und ZDF die jüngere Zielgruppe besser erreichen wollten, sagte Frey am Donnerstag in Stuttgart. Die Führung des Teams von 60 jungen Medienmachern von beiden Sendern werde in Mainz sitzen, sagte der bei der ARD federführende SWR-Intendant Peter Boudgoust.

Programmgeschäftsführer soll Florian Hager (39) werden, derzeit bei Arte Programmdirektor. Das Angebot, das Mitte 2016 starten soll und noch keinen Namen hat, sei nicht nur auf der Website zu finden, sondern auch auf Plattformen wie YouTube oder Facebook. Das Konzept sollte am späten Nachmittag dem SWR-Rundfunkrat vorgestellt werden. Am 29. Mai geht es dann in den ZDF-Fernsehrat. Frey rechnet mit Rückenwind: „Da gibt es viel Unterstützung von der Politik.“

Allerdings könnten ARD und ZDF mit den 45 Millionen Euro, die zur Verfügung stünden, keine großen Sprünge machen. Die Sender hatten ursprünglich einen Multimedia-Auftritt für 14- bis 29-Jährige in Fernsehen, Radio und im Netz geplant. Doch dagegen hatte es in einigen Bundesländern Widerstand gegeben. Für das neue Online-Angebot werden der ARD-Digitalkanal EinsPlus und ZDF-Kultur eingestellt.

Boudgoust hatte stark für das trimediale Angebot gekämpft. „Ich räume ein, dass ich zwei Tage und drei Nächte brauchte, um das richtig zu erfassen.“ Jetzt sieht er aber eine „Riesenchance“. Für das ZDF war die Entscheidung der Regierungschefs im Oktober schon damals kein Beinbruch. Frey erklärte nun sogar, die Politik habe eine „weise Entscheidung“ getroffen.

Der ZDF-Chefredakteur sagte weiter, das neue Projekt habe „Laborcharakter“. Die Macher - 30 von jedem Sender - sollten neue Dinge ausprobieren dürfen und dabei auch den Mut zum Scheitern haben, ergänzte Boudgoust. Das Angebot solle eine kluge Mischung aus völlig neu produziertem Material und wiederverwerteten Inhalten von Fernsehen oder Hörfunk sein, erläuterte Frey.

Hager will die jungen Leute mit ins Programm einbeziehen: „Nutzer sind nicht nur Empfänger, sondern Teil des Teams.“ Das Programm werde einen Informationsanteil haben - „aber keine klassischen Nachrichten“. Es dreht sich um Wissen, Musik, Comedy, fiktionale Unterhaltung und Sport - allerdings keine Liveübertragungen, sondern hintergründige Erklärstücke. Hager meinte, man wolle nicht „super stylish und hip“ sein, sondern eine Haltung haben und lieber „zugespitzt und selbstironisch“ daherkommen.

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