Um seine hochfliegenden Pläne zu verwirklichen, hat der frühere langjährige Chef der Unternehmensberatung Bain & Company kräftig andere Firmen zugekauft. Für 820 Millionen Dollar erwarb Ebay im Oktober 2008 den Ratenkreditanbieter Bill Me Later. Für 2,4 Milliarden Dollar kam im März 2011 der Technologiedienstleister GSI Commerce dazu, der für große Handelsketten E-Commerce-Web-Angebote aufsetzt, vermarktet und betreibt. Beide Neuerwerbungen sollen letztlich dem hauseigenen Bezahldienst Paypal die Milliarden zuspielen und ihn zum großen Konkurrenten der führenden Kreditkartenunternehmen Mastercard, Visa und American Express aufbauen.
Zurzeit ist Paypal mehr oder weniger ein Inkasso-Unternehmen, das Zahlungen entgegennimmt und sie an den Empfänger weiterleitet. Trotzdem steuert der Bezahldienst fast 40 Prozent zum Umsatz von Ebay bei. Doch das soll erst der Anfang sein. „Wir kalkulieren, dass Paypal ab 2015 den Ebay-Marktplatz als Hauptumsatzträger ablöst“, erwartet JP-Morgan-Analyst Doug Anmuth. Während Ebay sich im Handel mit vielen Online-Anbietern herumschlagen muss, will Donahoe Paypal zum führenden Finanzdienstleister für Einkäufe aller Art machen. „In dem Geschäft wird es nur wenige geben“, ist er überzeugt.
Körper für Händler
Paypal ist der wichtigste Wachstumsmotor von Ebay. Donahoe will den Bezahldienst nicht nur im Internet, sondern auch im traditionellen Handel als Alternative zu den klassischen Kreditkartenfirmen durchdrücken. Wohin die Reise gehen soll, zeigen Donahoes neueste Versuche bei der US-Baumarktkette Home Depot. Dort können Kunden an der Kasse bereits bezahlen, indem sie am herkömmlichen Terminal ihre mit Paypal verknüpfte Mobiltelefonnummer sowie einen vierstelligen Geheimcode eintippen.
Um weitere Händler zu ködern, will Ebay den Krämern künftig viel mehr Informationen über ihre Kunden zur Verfügung stellen als heute üblich. Händler sollen Kunden nach deren Einverständnis zum Beispiel beim Betreten des Geschäfts über das Smartphone identifizieren und ihnen passende Angebote unterbreiten können. Wer unlängst einen Hammer erwarb, könnte ja noch Nägel benötigen.
Zudem will Paypal in seiner App automatisch alle Sonderangebote und Coupons zusammenführen und zugleich viel stärker in die Finanzierung einsteigen. So sollen Kunden bis zu einer Woche nach Kauf der Ware entscheiden können, wie viel der Summe sie auf ihre Kreditkarte beziehungsweise ihr Bankkonto nehmen oder ob sie den Betrag mit einem Ratenkredit der Ebay-Tochter Bill Me Later abstottern wollen.
Noch ist vieles davon Vision. Bislang hat nur Home Depot den Köder Paypal geschluckt. Bei der Umsetzung seiner Pläne vertraut Donahoe jedoch auf den Internet-Unternehmer David Marcus, der für Ebay zum Turbolader werden soll.
Der 38-Jährige hat eine Blitzkarriere im Silicon Valley hingelegt. Im August 2011 kaufte Ebay den von ihm gegründeten Handy-Bezahldienstleister Zong. Den Ausschlag für den Deal gab, dass der in Paris geborene Entrepreneur mit Schweizer Pass das Meisterstück fertiggebracht hatte, Zong als exklusiven Handy-Bezahldienstleister auf Facebook durchzusetzen. Als Paypal-Chef Scott Thompson im Januar überraschend zur US-Internet-Firma Yahoo wechselte, bestallte Donahoe Marcus sofort als neuen Chef seines Online-Zahlungsdienstleisters.