Online-Handel Wie Ebay an Ihre Geldbörse will

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Vom der Konkurrenz kopieren

Paypal-Chef David Marcus macht mit

In dieser Rolle macht Marcus bereits mächtig Nägel mit Köpfen. Aggressiv treibt er das neue Angebot Paypal Here voran. Mit diesem Service kann jedermann Kreditkartenzahlungen via Smartphone abwickeln, wahlweise über einen aufgesteckten Magnetkartenleser oder über das Fotografieren der verwendeten Kreditkarte. Die Lösung ist eine ziemlich schamlose Kopie des Bezahldienstleisters Square, den Jack Dorsey, Gründer des Online-Kurznachrichtendienstes Twitter, vorantreibt. Marcus schert das nicht. „Wettbewerb ist doch gut“, sagt er. Auch Donahoe lassen die Plagiatsvorwürfe ziemlich kalt. Ebay sei nicht der erste Auktionsanbieter, und Paypal habe die Online-Zahlung nicht erfunden, kontert er: „Ich konzentriere mich nicht darauf, was andere meinen, sondern auf das, was wir tun.“ Im Klartext: Geht Square durch Paypal Here vor die Hunde, kann es Marcus und Donahoe nur recht sein.

BaFin stoppt Ebays Pläne in Deutschland

Auch in Deutschland schreitet Ebay nun forscher voran als bisher. Seit Jahren ärgert sich die Zentrale in den USA, dass der Gebrauch von Paypal in Germany wesentlich schwächer ausgeprägt ist als in anderen europäischen Ländern. Statt den Dienst der Ebay-Tochter nutzen viele Kunden lieber die Banküberweisung.

Zwar akzeptieren die Chefs in Kalifornien inzwischen, dass sich an der Popularität der Banküberweisung in Deutschland so schnell nichts ändern wird. Dafür wollten sie eigentlich im Sommer das Bezahlsystem in Deutschland radikal umstellen, um auf diesem Weg an die Geldströme der Akteure bei Ebay heranzukommen. Wer Artikel auf der Plattform erwirbt, zahlt künftig das Geld nicht mehr direkt an den Verkäufer, sondern überweist es an Ebay. Dadurch flößen zusätzlich schätzungsweise fünf Milliarden Euro jährlich erst einmal an Ebay. Das Unternehmen behauptet allerdings, die Beträge auf zinslosen Konten zu halten wollen.

Doch erst einmal hat die Finanzaufsicht BaFin dem Online-Händler bei seinem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn die deutsche Finanzaufsicht verlangt von der Handelsplattform erst eine Banklizenz.

Ebay verschiebt daher die Einführung seiner neuen Zahlungsabwicklung auf voraussichtlich 2013.

Die besten Shopping-Apps
Die besten Apps zum EinkaufenAmazon MobileDie App des US-Versandhändlers beeindruckt mit ihrer visuellen Produktsuche „Memo“ : Fotografiert der Nutzer ein beliebiges Produkt, erscheint kurz darauf der Link zur passenden Amazon-Seite. Bilderkennung und fleißige Mitarbeiter machen es möglich. Quelle: Screenshot
BarcooWer per Handykamera den Barcode auf einer Verpackung scannt, dem verrät die App Barcoo des Berliner Software-Anbieters checkitmobile unter anderem, wie viel das Produkt in anderen Läden kostet, welche Nährwerte es hat oder ob es Laktose enthält. Quelle: Screenshot
CoupiesWas früher das Gutscheinheft war, ist heute Coupies: Die App des gleichnamigen Kölner Startups zeigt Rabatte von Läden in der Umgebung an – zwei Mittagessen zum Preis von einem etwa oder Prozente beim Einkauf im Geschäft um die Ecke. Quelle: Screenshot
FastmallDas US-Startup FastMall hat Einkaufszentren in 31 Ländern kartiert. Besucher können sich per App wie mit einem Navi zum Shop ihrer Wahl führen lassen. Auch aktuelle Angebote von Geschäften blendet das Programm auf der Karte ein. Quelle: Screenshot
GrouponDas US-Werbeunternehmen Groupon vermittelt Rabatte in Geschäften, Online-Shops oder Restaurants, die nur dann zustande kommen, wenn sich genügend Interessenten finden. Mit der App können Nutzer per Mobiltelefon Angebote in der Nähe suchen, sie einkaufen und die Gutscheine vor Ort einlösen. Quelle: Screenshot
OdifyIm Restaurant nicht mehr auf den Kellner warten, sondern gleich per Smartphone bestellen: Das soll bald mit der App Ordify des Göttinger Startups Orderpass möglich sein. Darin können Restaurants ihre Speisekarten digital anbieten. Bestellt ein Kunde ein Menü, dann geht die Order auf direktem Weg in die Küche. Quelle: Screenshot
RepositoMit der App des Karlsruher Startups Reposito lassen sich Kassenzettel abfotografieren und in einem Online-Archiv als rechtsgültige Kopie für den Garantiefall aufbewahren. Per E-Mail erinnert die App automatisch an ablaufende Garantie- und Gewährleistungsfristen. Die App meldet sich auch, wenn ein Produkt aus dem Kassenzettelarchiv über das EU-Schnellwarnsystem Rapex zurückgerufen wird. Quelle: Screenshot

So lange müssen Donahoe und seine Leute weiter zusehen, wie viele deutsche Kunden lieber bei Amazon einkaufen. Denn dort haben sie sich das Treuhandprinzip bei der Bezahlung abgeschaut. Der Rivale praktiziert das seit seinem Bestehen. Platzt einmal eine Lastschrift, trägt Amazon das Risiko, mit diesem Service hat Amazon-Chef Jeff Bezos Ebay viele Kunden abgejagt. Nun schlägt Donahoe zurück – ein weiterer Schritt auf dem Weg vom Online-Händler zum Finanzkonzern.

Ein solcher Strategieschwenk ist riskant. Hat Donahoe Erfolg, wird er als Erfinder eines neuen Ebay in die Geschichte eingehen. Scheitert er, wird er als derjenige dastehen, der Ebay vom langweiligen, aber sicheren Kerngeschäft in unsichere Gewässer geführt und den Kurs verloren hat.

Die ersten Anzeichen scheinen Donahoes Strategie allerdings zu bestätigen. Die Ergebnisse des ersten Quartals lagen weit über den Erwartungen der Analysten, getrieben von kräftigen Zuwächsen bei Paypal. Selbst das Auktionsgeschäft, das in den vergangenen Jahren nicht mehr gewachsen war, legte wieder leicht zu.

Kennzahlen der Internetplattformen Ebay und Amazon im Überblick (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Zwar steht die Ebay-Aktie deshalb auf einem Jahreshoch. Doch der ganz große Schwung ist bislang ausgeblieben. Offenbar haftet dem Online-Handelshaus, das der französisch-amerikanische Unternehmer Pierre Omidyar 1995 in seinem Wohnzimmer im Silicon Valley startete, noch immer etwas der Muff der Jahre an. Vor allem der Internet-Händler Amazon, dessen Gründer und Chef Bezos wegen seiner Innovationsfreude als der „Steve Jobs des Online-Handels“ gilt, stiehlt Ebay die Schau.

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