Patente Kollateralschäden

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Apples Patent-Bombe

Die Patentportfolios der IT-Riesen
GoogleMit 761 in den USA angemeldeten Patenten verfügt Google über vergleichsweise wenige Schutzrechte. Vor allem das mobile Betriebssystem Android wird derzeit mit mehr als 50 Klagen attackiert. Kürzlich kaufte Google daher 1000 Patente von IBM, zudem soll Motorola Schutz bieten. Quelle: rtr
AppleApple verfügt über 4102 Patente in den USA, mehr als 2400 werden zudem noch geprüft. Quelle: rtr
NokiaAuch wenn Nokia derzeit massiv an Marktanteilen verliert, bei den Patenten verfügen die Finnen mit 9172 über mehr als doppelt so viele wie Apple. Das zahlt sich aus: Nach einem zweijährigen Rechtsstreit willigte Apple im Juni ein, an Nokia mehrere Milliarden Dollar Schadenersatz wegen Patentverletzungen zu berappen sowie für Lizenzen zu zahlen. Quelle: rtr
MicrosoftMit 18.332 Patenten gehört Microsoft eines der größten Portfolios. Nur ein Teil davon ist für Mobilfunk und Smartphones relevant, doch immerhin ist Microsofts Position auch in diesem Bereich so stark, dass das Unternehmen an jedem HTC-Smartphone fünf Dollar Lizenzgebühr mitverdient. Quelle: AP
MotorolaDie goldene Zeit der Motorola-Handys ist vorbei, doch mit mehr als 20.000 Patenten verfügt der Mobilfunk-Pionier über das größte Schutzrechtearsenal. Vor allem deswegen ist Google Motorolas Mobilfunksparte 12,5 Milliarden Dollar wert. Quelle: AP

Und das ist noch nicht alles. Denn Apple sitzt noch auf einem Patent, das wie eine Bombe wirken könnte. Apple habe ein weitreichendes Schutzrecht in der Schublade, das praktisch die Konstruktion aus horizontalen und vertikalen Drähten abdecke, durch die berührungsempfindliche Displays überhaupt erst funktionieren, sagt Patentexperte Müller. Dagegen seien die Schutzrechte harmlos, über die das US-Gericht gerade in San Jose entschieden hat. Apple hatte das Patent für die Display-Technik auf Drängen der Richterin aus dem Verfahren genommen – unter der Bedingung, es nach dem Urteil wieder ins Spiel bringen zu dürfen.

Monopol aufs Smartphone

Griffe Apple Samsung und andere Hersteller damit an, träfe dies die Konkurrenz ins Mark. Fragt sich nur, mit welchen Folgen. Denn sollte Apple diese Karte erfolgreich ausspielen, winkte dem Unternehmen eine Art Monopol auf das Smartphone in der heutigen Form. „Dann wäre neben dem Patentrecht plötzlich auch Wettbewerbsrecht involviert“, sagt Patentexperte Müller. Wettbewerbshüter könnten Apple dann weltweit zwingen, Lizenzen für die Technologie zu vergeben.

Ein solches Szenario ist nicht abwegig. 2004 hatte die EU-Kommission in einem ähnlichen Fall Microsoft zu mehr Offenheit gegenüber Konkurrenten verdonnert, um den Wettbewerb auf dem Servermarkt zu schützen. Dem kam Microsoft nach – aber zu überteuerten Kosten. Dafür musste Microsoft bisher Strafen von 1,6 Milliarden Euro bezahlen.

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