Grenzen gibt es für Mayer scheinbar nicht, und wenn dann nur, um sie einzureißen: „Normal“ scheint ein Wort zu sein, das es in ihrem Wortschatz nicht gibt: Schon in ihrer Jugend, sie wuchs in der Kleinstadt Wausau in Wisconsin auf, war sie Cheerleaderin und gleichzeitig Mitglied im Debattierclub ihrer Schule, nahm Ballett- und Klavierunterricht, besuchte Stickerei- und Backkurse. Sie war Vorsitzende des Spanischclubs und nahm an akademischen Mehrkampfmeisterschaften teil - immer in Bewegung.
Ein Lehrer ihre Schule sagte einmal in einem Interview über sie: „Es machte ihr Spaß, das Image der blöden Pom-Pom-Königin zu zerschmettern.“ Nach dem Schulabschluss bewarb sie sich an zehn Universitäten und bekam von allen eine Zusage: Sie zieht von Wisconsin nach Kalifornien und bleibt dort.
Ein erster Kontakt zu Google erfolgt widerwillig – ihr Mentor hatte sie zu den Gründern geschickt, die so ziemlich der Typ Mensch sind, den sie nicht mag: Pizzaessende Computerfreaks. Deshalb geht sie erst nach Zürich, um in einem Forschungslabor der Schweizer Bank UBS zu arbeiten. Ein Jahr später geht sie doch zu dem noch jungen Unternehmen – wird dort die 20. Mitarbeiterin und ist der erste weibliche Softwareingenieur.
Der frühe Einstieg bei Google macht sie reich. Sie leitete das Produktmanagement des Unternehmens für die Suchprodukte wie Websuche, Bildsuche, News, Buchsuche, Produktsuche, Maps, Google Earth, die Google Toolbar, Google Desktop, Google Gesundheit, Google Labs. Zuletzt war sie für die lokalen Produkte wie die mobile Suche, Google Maps, Street View und Google Earth verantwortlich.
Vor Kurzem unterschrieb Marissa Mayer einen offenen Brief, mit dem eine Reform des „veralteten und ineffizienten“ Einwanderungssystems gefordert wird. Durch die strengen Einwanderungsgesetze geht den Technologieunternehmen der USA jährlich talentierter Nachwuchs verloren. Aufgrund des starren Einwanderungssystems haben es die Einwanderer oft schwer, ein Visum zu bekommen, beklagen die Manager. Viele müssten lange auf eine Die Yahoo-Chefin will die besten Computerentwickler – Talente aus China und Indien sind besonders gefragt. Um diese Menschen ist ein harter Kampf entbrannt.
Und wie geht es bei Yahoo weiter? Im März kaufte Marissa Mayer sie dem britischen Teenager Nick D'Aloisio für einen Millionenbetrag seine iPhone-App Summly ab, die Zusammenfassungen von Nachrichten anzeigt. Außerdem suche sie weiterhin nach „klugen Zukäufen“, sagte Mayer. Auf die Frage, ob sie die Partnerschaft mit Apple intensivieren wolle, antwortete sie ausweichend. US-Medien hatten berichtet, Yahoo wolle verstärkt auf iPhones und iPads präsent sein, um das mobile Geschäft auszubauen. Die Technik soll nun in Yahoo-Produkte einfließen.
(Mit Material von dpa und Reuters)