Preisabsprachen bei Philips, Panasonic und Co. EU brummt Fernseherherstellern Rekordstrafe auf

Sieben Elektronikkonzerne haben über Jahre die Preise für Bildröhren in die Höhe getrieben. Die EU-Kommission spricht von einem Kartell wie aus dem Lehrbuch - und hat eine Rekordbuße verhängt. Die Firmen wollen klagen.

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Das sind die besten Flachbildfernseher
26/27 Zoll: Sony KDL-26EX320In der kleinsten Testkategorie der 26- und 27-Zoll-Geräte (ca. 66 cm Bildschirmdiagonale) erreichte der Sony KDL-26EX320 als einziges getestetes TV-Gerät noch knapp die Note gut (2,5) – alle anderen Geräte erreichten nur befriedigend. Das Sony-Gerät überzeugte die Stiftung Warentest bei Bildqualität, Tonqualität, Vielseitigkeit und Umwelteigenschaften. Hier schnitt das Gerät jeweils mit der Note gut ab. Nur befriedigend fanden die Tester dagegen den Ton. Das Gerät kostet nach Angaben der Stiftung Warentest im Handel rund 435 Euro. Bei diesem und allen nachfolgenden Tests aus dem „Spezial Fernsehgeräte“ der Stiftung Warentest wurde die Bildqualität jeweils am stärksten gewichtet (40 Prozent der Endnote), Ton und Handhabung am zweitstärksten (jeweils 20 Prozent) und Vielseitigkeit und Umwelteigenschaften am wenigsten (jeweils 10 Prozent). Quelle: Stiftung Warentest
32 Zoll: Philips 32PFL9606KUnter den kleinen Fernseher der 32-Zoll-Klasse (ca. 81 cm Bildschirmdiagonale) schnitt der Philips 32PPFL9606K am besten ab. Die Stiftung Warentest benotete das TV-Gerät für rund 980 Euro mit der Note gut (2,0). Gut schnitt das Gerät bei der Bild- und Tonqualität und den Umwelteigenschaften ab. Sogar sehr gut bei der Vielseitigkeit. Nur befriedigend beurteilten die Tester dagegen die Handhabung.Günstige Alternative: Der Philips 32PL7406K schneidet mit der Testnote gut (2,2) nicht viel schlechter ab, ist mit einem mittleren Straßenpreis von 660 Euro aber deutlich preiswerter. Quelle: Stiftung Warentest
37 Zoll: Sony KDL-37EX725Mit der Note gut (2,1) schnitt bei den 37-Zöllnern das Sony-Gerät KDL-37EX725 am besten ab. Als gut bewerteten die Tester Bild, Handhabung und Umwelteigenschaften – sehr gut war die Vielseitigkeit. Nur der Ton konnte nicht gänzlich überzeugen: befriedigend. Im Handel kostet das Gerät rund 825 Euro. Wer größeren Wert auf den Ton legt, kann zum Philips 37PFL6606K greifen. Er erreichte ebenfalls die Note gut (2,2) und schnitt beim Ton besser, bei Handhabung und Vielseitigkeit dafür schlechter ab. Preis: rund 745 Euro. Quelle: Stiftung Warentest
40-42 Zoll: Samsung UE40D7090In der beliebten Klasse der Fernseh-Geräte von 40 bis 42 Zoll (ca. 102 bis 107 cm) fand die Stiftung Warentest das beste Geräte des gesamten Testfelds: Der Samsung UE40D7090 schnitt mit der Note gut (1,9) ab – der Spitzenwert im Test. Gut bewerteten die Tester Bild, Handhabung und Umwelteigenschaften, sehr gut die Vielseitigkeit. Nur befriedigend fanden die Tester den Ton. Der Preis: stolze 1260 Euro.Günstige Alternative: Der Philips 42PFL7606K schnitt ebenfalls mit gut ab (2,1), ist etwas größer und kostet mit 885 Euro deutlich weniger. Quelle: Stiftung Warentest
46-47 Zoll: Philips 47PFL7606KIn der Kategorie der großen Serienfernseher ab 117 cm Bildschirmdiagonale (46 und 47 Zoll) hat Philips die Nase vorn. Der Philips 47PFL7606K schnitt mit der Note gut (2,1) in dieser Größenkategorie am besten ab. Bild, Ton und Vielseitigkeit waren gut, Handhabung befriedigend und Umwelteigenschaften sehr gut. Das Gerät kostet rund 1220 Euro.Günstige Alternative: Für nur 725 Euro gibt es den Sony KDL-46CX520 im Handel zu kaufen, der ebenfalls mit gut (2,2) abschnitt. Quelle: Stiftung Warentest
Plasma-Geräte und Billig-Anbieter fallen durchIn den beiden größten Kategorien 40 bis 42 und 46 bis 47 Zoll testete die Stiftung Warentest neben LCD-Geräten auch Fernseher mit Plasma-Technologie. Diese schnitten aber durchgehend deutlich schlechter ab als die LCD-Konkurrent. Das beste Plasma-Gerät im Test, der Panasonic TX-P42ST33E, erhielt nur ein befriedigend (2,7). Auch Billig-Anbieter wie Medion, Orion oder Telefunken sahen sich die Tester an. Der Rat der Stiftung Warentest: Finger weg! Schlechte Bildqualität und hoher Stromverbrauch waren die Nachteile der Billig-Geräte. Sämtliche 60 Fernsehgeräte im ausführlichen Test sowie allgemeine Hinweise zum Gerätekauf und Fernsehempfang finden Sie in dem „Spezial Fernsehgeräte “ der Stiftung Warentest, das Sie für 7,80 Euro bestellen oder direkt downloaden können. Quelle: Reuters

Rekordstrafe für Bildschirm-Hersteller: Sieben namhafte Elektronikkonzerne wie Philips, Panasonic, Toshiba und LG Electronics müssen 1,47 Milliarden Euro EU-Kartellbuße zahlen. Bis 2006 sollen die Firmen fast zehn Jahre lang Verbraucher in Europa und Asien bei Bildröhren für Fernseher und Computerbildschirme abgezockt haben. Das teilten die obersten EU-Wettbewerbshüter am Mittwoch in Brüssel mit. Der Vorwurf: Die Konzerne sprachen untereinander die Preise ab, teilten die Märkte auf und drosselten ihre Produktion.

„Es ist die höchste Strafe, die die EU-Kommission jemals verhängt hat“, sagte EU-Wettbewerbkommissar Joaquín Almunia und sprach von einem „Kartell wie aus dem Lehrbuch“. Grund für das hohe Bußgeld sei die lange Dauer seit den 90er Jahren und der milliardenschwere Schaden zulasten von Verbrauchern.

Kartelle sind nach europäischem Recht verboten und werden mit Geldbußen bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes geahndet. Bildröhren kamen vor allem in Fernsehgeräten zum Einsatz, sind inzwischen aber weitgehend von Plasma- und LCD-Bildschirmen abgelöst worden.

Zu den sieben Firmen gehören Philips (Niederlande) sowie die asiatischen Elektronikhersteller Chunghwa (Taiwan), LG Electronics (Südkorea), Samsung SDI Panasonic (Südkorea), Toshiba (Japan), MTPD (gegenwärtig eine Tochter von Panasonic) und Technicolor (vormals Thomson). Chunghwa ging straffrei aus, weil die Firma das Kartell gemeldet hatte.

Die niederländische Philips, die ihr TV-Geschäft längst aufgegeben hat, bekam eine Buße von 313,4 Millionen Euro aufgebrummt. Panasonic und Samsung müssen jeweils gut 150 Millionen Euro zahlen. Der größte deutsche TV-Hersteller Loewe ist nicht betroffen, die Franken haben traditionell Bildröhren nicht selbst hergestellt. Philips kündigte bereits an, gegen die Strafe vor Gericht vorzugehen. "Eine solche Strafe für ein Geschäftsfeld, aus dem wir 2001 ausgestiegen sind, ist unverhältnismäßig und ungerechtfertigt", klagten die Holländer. Gleichwohl stellten sie gut eine halbe Milliarde Euro für die Strafe im laufenden Quartal zurück.

Bildröhren (Kathodenstrahlröhren) machen nach EU-Angaben mehr als die Hälfte des Preises für einen Bildschirm aus, so dass das Kartell die Endpreise für Verbraucher in die Höhe getrieben habe. Zudem hätten die Unternehmen unliebsame Konkurrenten vom Markt gedrängt.

"Diese Kartelle sind wie aus dem Bilderbuch. Sie vereinen die schlimmsten Verstöße gegen die Wettbewerbsregeln", erklärte EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. Die Absprachen seien besonders stark zulasten der Kunden gegangen, da die Bildröhre einst 50 bis 70 Prozent des Preises von Bildschirmen ausgemacht hat.

Die Verantwortlichen hätten Preise und Marktanteile bei sogenannten "grünen Treffen" ausgekungelt, die oft mit einer Runde Golf endeten. Oft fanden Geheimtreffen auf Golfplätzen in Asien und Europa statt. Die Manager der Unternehmen tauschten sich nach Erkenntnissen der Ermittler zum Teil jede Woche aus. Sie hießen „Green Meetings“, weil die Manager im Anschluss gemeinsam auf dem grünen Rasen gegolft hätten. Die Firmen waren auf Geheimhaltung bedacht, Unterlagen trugen die Aufforderung: „Folgendes Schriftstück bitte nach Kenntnisnahme vernichten“.

Die Firmen bildeten zwei Kartelle, eines im Sektor Bildröhren für Fernsehgeräte und ein weiteres bei Bildröhren für Computerbildschirme. Beide Kartelle operierten weltweit.

Immer wieder geraten Elektronikkonzerne ins Visier der Wettbewerbshüter. 2010 hatte EU-Kommission gegen fünf asiatische Hersteller von Flachbildschirmen - darunter Samsung - wegen illegalen Preisabsprachen ein EU-Bußgeld von 649 Millionen Euro verhängt.

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