ProSiebenSat.1 Das ProSieben-Digitalgeschäft wirkt stärker, als es ist

Seite 3/4

Der reine Umsatz sagt nicht viel aus

Interessant ist, dass manche Beteiligung zwar ihren Umsatz deutlich steigern konnte, sich den aber mit viel Werbung erkaufte und unter dem Strich kaum etwas blieb. Van Delden sagt hierzu: Auch wenn einige Beteiligungen in ihren Einzelabschlüssen Verluste ausweisen, seien sie aus Sicht von ProSieben profitabel. Synergien im Konzern seien schließlich nicht berücksichtigt.

Das stimmt zwar, greift aber zu kurz: Die Einzelabschlüsse zeigen, wie die Beteiligungen dastünden, wenn sie selbstständig wären. Wenn sie alleine keinen oder nur einen geringen Gewinn erwirtschaften, heißt das nichts anderes, als dass das Geld der Aktionäre in Beteiligungen fließt, die allein kaum lebensfähig sind.

All die Charts aus dem Haus ProSieben lenken die Aufmerksamkeit ohnehin eher auf den Umsatz. Allein 2016 holte der Medienkonzern in seinen zwei Digitalsparten – vor allem durch Zukäufe – ein Drittel mehr rein als im Jahr zuvor. Nur, was sagt der reine Umsatz schon aus?

#Verafake, YouTube, Mediatheken – kann analoges Fernsehen im digitalen Zeitalter überleben? Die TV-Sender versprechen dem Flimmerkasten eine rosige Zukunft. Stirbt das TV oder nicht? Die Antwort ist ziemlich eindeutig.
von Thomas Koch

Die Geschäfte laufen höchst unterschiedlich. Für 2016 hat ProSieben erstmals die Zahlen für seine digitalen Unterhaltungsprojekte, wozu etwa Maxdome gehört, und die digitalen Handelsunternehmen getrennt ausgewiesen. Nun zeigt sich, dass die Unterhaltungsprojekte vor Steuern Verlust machen. Die Shops laufen deutlich besser. Vom Umsatz bleiben 15 Prozent als Vorsteuergewinn hängen. Doch die Marge ist auch hier rückläufig. Die Digitalgeschäfte steuern zusammen ein Drittel zum Konzernumsatz, mit 79 Millionen Euro aber nur zwölf Prozent zum Vorsteuergewinn bei. Die Marge ist auch bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen seit drei Jahren rückläufig.

Dass die Investoren so langsam an der Strategie zweifeln, lässt sich am Aktienkurs ablesen. Die Aktie lief lange genauso gut oder besser als der Dax. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich das allerdings deutlich verändert.

Bücher, TV, Streaming? Diese Medien finden die Deutschen unverzichtbar

Dass die Zahlen erst jetzt Argwohn bei den Investoren wecken, hängt womöglich damit zusammen, dass ProSieben seine digitalen Erfolge vor allem 2014 und 1015 mächtig aufgehübscht hatte: ProSieben hat für Anteile an manchen Digitalzukäufen nicht bar gezahlt, sondern mit der Zusage, über die eigenen Kanäle künftig Werbung auszustrahlen. Verpflichtete sich der Sender etwa, Spots im Wert von fünf Millionen Euro auszuzahlen, tauchten diese fünf Millionen Euro als Umsatz in der Digitalsparte auf, sobald die Werbung ausgestrahlt wurde. Dabei ist für die Spots nie Geld geflossen, und so richtig digital sind die Umsätze auch nicht. Mit diesen Media for Equity genannten Geschäften machte ProSieben nach eigenen Angaben 2015 und 2016 je rund 40 Millionen Euro und 2014 gut 30 Millionen Euro Umsatz.

Von diesen Umsätzen dürfte ein bedeutender Teil als Gewinn übrig geblieben sein – für das Ausstrahlen von Werbespots können nicht so viel Kosten anfallen. Sieht man dann, dass ProSieben 2015 in seiner Digitalsparte nur ein Vorsteuerergebnis von 56 Millionen Euro ausweist, wirken die 40 Millionen Euro Umsatz aus Media for Equity doch recht hoch. Oder anders ausgedrückt: Bereinigt um diese Einflüsse wirkt das Ergebnis der Digitalgeschäfte 2014 und 2015 doch recht mickrig.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%