Eines der digitalen Projekte, die bei den Investoren die gewünschte Wachstumsfantasie auslösen, ist die Onlinevideothek Maxdome. Zuschauer wollen Serien und Filme heute zu ihren Wunschzeiten sehen. Schon im Jahr 2006, also sehr früh, erkannte ProSieben den Trend. Verglichen mit dem US-Konkurrenten Netflix, der auf fast 100 Millionen Abonnenten kommt, wirkt Maxdome mit einer Million Kunden heute allerdings wie ein Zwerg. Die ProSieben-Tochter konzentriert sich auf den deutschsprachigen Raum. „Video on Demand setzt sich in Deutschland nicht so schnell durch wie in anderen Ländern“, sagt Christof Wahl, der als ProSieben-Vorstand für digitale Unterhaltungsprojekte wie Maxdome zuständig ist. Den Fokus auf Deutschland und Umgebung sieht er als Wettbewerbsvorteil. „Maxdome hat ein lokaleres Gesicht. Es gibt viele, die nicht nur US-Serien schauen wollen“, sagt er. Sorgen, dass Maxdome von globalen Konkurrenten wie Netflix oder Amazon Prime überrollt wird, macht er sich angeblich nicht. Der Markt in Deutschland sei „groß genug für mehrere Anbieter.“
Die reichsten Medienunternehmer Deutschlands
Udo Müller
Unternehmen: Ströer
Vermögen (2016): 0,5 Milliarden Euro
Quelle: Bilanz (Das Deutsche Wirtschaftsmagazin)
Stand: September 2016
Dirk Ströer
Unternehmen: Ströer
Vermögen: 0,5 Milliarden Euro
Oliver Samwer
Unternehmen: Rocket Internet
Vermögen: 0,5 Milliarden Euro
Dirk Ippen
Unternehmen: Münchener Merkur
Vermögen: 0,5 Milliarden Euro
Familie Grotkamp
Unternehmen: Funke Mediengruppe
Vermögen: 0,6 Milliarden Euro
Kirch-Erben
Unternehmen: KF 15
Vermögen: 0,7 Milliarden Euro
Monika Schoeller
Unternehmen: Holtzbrinck-Verlag
Vermögen: 0,9 Milliarden Euro
Stefan von Holtzbrinck
Unternehmen: Holtzbrinck-Verlag
Vermögen: 0,9 Milliarden Euro
Dieter Schaub
Unternehmen: Medien-Union
Vermögen: 0,95 Milliarden Euro
Familie Johannes Mohn
Unternehmen: Bertelsmann
Vermögen: 1,3 Milliarden Euro
Familie Liz Mohn
Unternehmen: Bertelsmann
Vermögen: 1,75 Milliarden Euro
Familie Hubert Burda
Unternehmen: Hubert Burda Media
Vermögen: 2,8 Milliarden Euro
Familie Bauer
Unternehmen: Bauer Media Group
Vermögen: 3,3 Milliarden Euro
Ralph Dommermuth
Unternehmen: United Internet
Vermögen: 3,8 Milliarden Euro
Friede Springer
Unternehmen: Axel Springer
Vermögen: 4 Milliarden Euro
Groß genug muss aber auch der Gewinn sein, um die Investition vor den Aktionären zu rechtfertigen. Wie groß genau, lässt sich nur schätzen, weil ProSieben die Maxdome-Zahlen geheim hält. Die Münchner machen weder Angaben zur Höhe der Investitionen noch zu den jährlichen Verlusten.
Eine Analystin der Berenberg Bank schätzt, dass 50 bis 75 Millionen Euro an Investitionen in das Projekt geflossen sind. Bis 2011 sind auf ProSieben entfallende Verluste von rund 16 Millionen Euro zusammengekommen. In den Folgejahren kam Unternehmensquellen zufolge pro Jahr ein Verlust in geringer zweistelliger Millionenhöhe dazu. Demnach hätte das Experiment ProSieben geschätzt mindestens 140 Millionen Euro gekostet.
Im vierten Quartal dieses Jahres nun soll das Portal endlich Gewinn abwerfen. Aber auch nur vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern. Damit ist klar: Es dürfte noch sehr lange dauern, bis ProSieben die Investitionskosten der Vergangenheit zuzüglich einer jährlichen Verzinsung wieder reingeholt hat. Ein Finanzexperte, der selbst nicht an ProSieben beteiligt ist, spricht von „Kapitalvernichtung“.
Große Geheimniskrämerei
ProSieben hält zwar PowerPoint-Präsentationen mit 120 Seiten über seine Aktivitäten bereit, sorgt aber – wie bei Maxdome – dafür, dass kein Externer nachvollziehen kann bei welchen Beteiligungen es gut und wo es schlecht läuft. Das Unternehmen veröffentlicht nur zu wenigen Töchtern Ergebnisse, was bei Dax-Konzernen längst nicht üblich ist.
Und die wenigen Zahlen, die ProSieben zu den Töchtern publiziert, sind auch noch uralt. So sind etwa sämtliche Ergebnisse der Töchter im 2016er-Abschluss von 2015. Claas van Delden, Geschäftsführer der Sparte Digital Ventures &Commerce, erklärt die Zurückhaltung damit, dass die Beteiligungen einer harten Konkurrenz ausgesetzt seien. „Wir wollen nicht, dass Wettbewerber unsere Zahlen und damit unsere Erfolgsgeheimnisse sehen. Das wäre geschäftsschädigend.“ Die wenigen verfügbaren Einzelabschlüsse geben allerdings keine Hinweise darauf, dass es Erfolge gibt, die geheimgehalten werden müssten.
Der Reisevermittler Comvel mit den Portalen weg.de und ferien.de hat über die Jahre nur mal kleine Gewinne gemacht.
Das Hotelbuchungsportal Discavo wiederum hat 2014 und 2015 (neuere Zahlen sind nicht verfügbar) sechs Millionen Euro Verlust angehäuft. Der Erlebnisgutschein-Anbieter Mydays machte in zwei Jahren zehn Millionen Euro Minus. Billiger-Mietwagen.de kommt immerhin auf einen Gewinn von 4,9 Millionen Euro – aber bei sinkender Marge.