ProSiebenSat1 Vom TV-Konzern zum Internetimperium

Deutschlands größte Sendergruppe ProSiebenSat1 drückt aufs Tempo: Schon in zwei Jahren sollen neue Geschäftsfelder mehr Umsatz einspielen als das klassische TV-Geschäft. Doch das ist nicht die einzige gute Nachricht.

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Konzernzentrale von ProSiebenSat1 in Unterföhring: Vorstoß in neue Bereiche. Quelle: dpa

München Der Medienkonzern ProSiebenSat1 übertrifft die eigenen Erwartungen. Im laufenden Jahr werde der Umsatz um mindestens 15 Prozent klettern, teilte Vorstandschef Thomas Ebeling an diesem Donnerstag mit. Bislang hatte der Unternehmenslenker den Aktionären lediglich ein Plus von einem Zehntel versprochen.

Auch für die nächsten Jahre stockt der Manager die Prognose auf. So verspricht er jetzt Ende 2018 einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro. Das sind 300 Millionen Euro mehr als bisher angekündigt. Mehr als die Hälfte der Erlöse soll dann aus digitalen Angeboten jenseits des klassischen Fernsehens kommen.

Da die Einnahmen aus der TV-Werbung kaum noch wachsen, ist die dynamische Entwicklung abseits des angestammten Geschäfts für die Anleger besonders wichtig. Dass ProSiebenSat1 stärker wächst als erwartet, liegt unter anderem an den vielen Zukäufen von Online-Firmen in der jüngsten Zeit.

Gut für die Aktionäre: Mit den Akquisitionen verdient ProSiebenSat1 bereits ordentlich Geld. So hat Ebeling auch das Ziel für das operative Ergebnis um 50 Millionen Euro auf 1,15 Milliarden Euro hochgesetzt. „Unsere neuen Beteiligungen entwickeln sich sehr gut, daher heben wir unsere Wachstumsziele für 2018 erneut an“, erläuterte er.

Seit dem Frühjahr ist ProSiebenSat1 als einziges deutsches Medienunternehmen im Dax notiert. Der Aufstieg in den deutschen Leitindex ist eine geradezu märchenhafte Story. Noch vor sieben Jahren war die Pro-Sieben-Sat-1-Aktie ein Pennystock: Sie notierte gerade mal bei 0,88 Euro. Im frühen Handel in Frankfurt stand der Kurs am Donnerstag bei gut 38 Euro. Allerdings: Seit dem Einzug in den Dax im März haben die Aktien etwa ein Fünftel an Wert verloren. Am Donnerstag gewannen die Papiere in einem schwachen Umfeld leicht.

Die schier unglaubliche Entwicklung ist auch das Verdienst von Ebeling. Der Manager, der zuvor für Pharma-, Lebensmittel- und Tabakfirmen wirkte, kam 2009 von Novartis. Er fand einen Konzern vor, den der Unternehmer Haim Saban aus der Insolvenzmasse der Kirch-Gruppe 2003 für vergleichsweise kleines Geld erworben und an die Beteiligungsgesellschaften Permira und KKR weitergereicht hatte. Die Finanzinvestoren hatten die Senderkette mit Schulden belastet und beinah kaputtgespart. In Ebelings Amtszeit verabschiedeten sich diese ungeliebten Gesellschafter.


Die Aktionäre sollen vom Aufwärtstrend profitieren

Der neue Vorstandschef beschränkte die Aktivitäten des Konzerns im Wesentlichen auf den deutschsprachigen Raum und diversifizierte ihn. So gelang es ihm, ProSieben Sat1 unabhängiger von klassischen TV-Erlösen zu machen. Im zweiten Quartal hatten bereits 44 Prozent der Umsätze der Sendergruppe nichts mit Fernsehwerbung zutun. Vor Jahresfrist waren es lediglich 35 Prozent. Das Unternehmen investiert in digitale Reisebörsen, Preisvergleichsportale und Onlineparfümerien. Dazu verfügt das Unternehmen über ein Musiklabel, ist im Sportmanagement aktiv und forciert das Geschäft mit Serien und Shows.

Zuletzt hat ProSiebenSat1 die Partnervermittlung Parship geschluckt. Vergangenes Jahr gehörten das Reiseportal Etraveli sowie die Vergleichsseite Verivox zu den größten Übernahmen. An diesem Donnerstag verkündete Ebeling den Einstieg beim kleinen amerikanischen Internet-TV-Unternehmen Pluto in Los Angeles.

Im gerade abgelaufenen dritten Quartal legte der Umsatz um rund 15 Prozent und das operative Ergebnis um mehr als zehn Prozent zu. Laut der erhöhten Wachstumsprognose dürfte der Umsatz im laufenden Jahr auf rund 3,8 Milliarden Euro steigen.

Die Aktionäre sollen vom Aufwärtstrend unmittelbar profitieren, kündigte Finanzvorstand Gunnar Weidenfels an: „Wir werden unsere Aktionäre über steigende Dividendenzahlungen am Unternehmenserfolg beteiligen.“

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