Republica 2017 Liebe gegen den Hass

Die Netzkonferenz Republica hat begonnen: In Zeiten von Fake-News und Hass suchen Besucher und Redner nach Möglichkeiten, die digitale Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen – und ringen um Lösungen.

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Die Digital-Konferenz Republica hat sich in diesem Jahr das Motto „Love out Loud” gegeben. Quelle: dpa

Berlin Wohin ist sie nur, die Zeit, in denen das Internet für freie Meinungsäußerung, grenzenlose Kommunikation und ein friedliches digitales Beisammensein stand? Heute sind es Fake-News, gesteuerte Propaganda und Hasskommentare, die die Berichterstattung über das Netz bestimmen. Doch das muss nicht so sein.

Es ist kein Zufall, dass sich die Digital-Konferenz Republica in diesem Jahr das Motto „Love out Loud” gegeben hat. Vom 8. bis zum 10. Mai werden bis zu 9.000 Besucher aus vielen Ländern erwartet. Das Netz, es ist doch so viel mehr als Hate Speech und Fake. Allein diese Tatsache reicht natürlich nicht, um gegen die dunklen Seiten anzukämpfen. So sagte dann auch Markus Beckedahl, Mitveranstalter und Chefredakteur von Netzpolitik.org, vorab: „Wir wollen die Menschen motivieren, selbst aktiv zu werden und für eine offene Gesellschaft, für Demokratie und Pressefreiheit einzutreten.” Dass es sich dabei nicht um ein bloßes Bekenntnis handelt, zeigt die Liste der Vorträge: Statt nur zu diskutieren, sollen Lösungen gefunden werden.

Etwa 950 Sprecher auf der Republica und der parallel stattfindenden Media Convention stehen in diesem Jahr auf der Bühne. Freilich geht es nicht nur um Hass und Fake im Netz, sondern auch um Storytelling, Big Data, Datenschutz oder Künstliche Intelligenz.

Über die spricht zum Beispiel Gary Kasparov am Montag. Der Schachweltmeister wurde durch seinen Partien gegen den IBM-Schachcomputer Deep Blue berühmt und spricht auf der Konferenz über das Thema Propaganda im digitalen Zeitalter, zusammen mit Claudio Guarnieri, Senior Technologist bei Amnesty Technology und Security without Borders. Sie wollen darüber diskutieren, wie staatliche und unternehmerische Akteure das Internet für politische und wirtschaftliche Interessen nutzen und missbrauchen und was dagegen helfen kann. Kasparow will auch erläutern, wie Künstliche Intelligenz dabei genutzt werden kann.

Denn Technologie kann auch zum Einsatz kommen, um gegen die dunklen Zeiten des Netzes anzugehen. Darüber spricht am Dienstag zum Beispiel die Online-Aktivistin Jillian C. York von der Electronic Frontier Foundation, die sich für Grundrechte in digitalen Zeiten einsetzt, mit Nicklas Lundblad von Google. Der wird auch erklären, wie sich der Tech-Konzern zum Beispiel dem Thema Fake-News annimmt.

Neben zahlreichen anderen Vorträgen zum Thema, zeigt das Online-Nachrichtenportal „Motherboard“ eine neuartige Herangehensweise. Es lädt am Dienstag zur Spielshow: Den Kandidaten sollen haarsträubende Geschichten in Form von Facebook-Posts gezeigt werden. Die müssen dann entscheiden, ob es sich dabei um die Wahrheit handelt und welches Medium sie in die Welt gesetzt hat. Jeder Mitspieler erhält fünf Knetfiguren, gibt er eine falsche Antwort, landet die in einer Hydraulikpresse „Modell Lügenpresse“. Für das Fake-News-Raten hat „Motherboard“ 2.000 Facebook-Posts von deutschen Nachrichtenmedien ausgewertet. Die Macher versprechen in der Ankündigung: „Wir leben im Zeitalter der Halbwahrheit und Lügen werden in sozialen Medien durch Viralität belohnt.“


Intransparenz darüber, wie Daten genutzt werden

Auch das Thema Algorithmen steht auf der Agenda: Am Montag beschäftigen sich gleich zwei Beiträge damit. So wollen Vladan Joler und Djordje Krivokapic von der Share Foundation in ihrem Vortrag „Mapping the Facebook Algorithm Empire“ aufzeigen, wie das soziale Netzwerk die Daten des News Feeds nutzt. Mithilfe einer Karte soll dargestellt werden, wie Aktivitäten auf der Plattform aufgezeichnet, ausgewertet und beeinflusst werden.

Auch Frank Pasquale beschäftigt sich am Montag mit Algorithmen: Der Jura-Professor aus den Vereinigten Staaten kritisiert schon lange die völlige Intransparenz darüber, wie Daten genutzt und miteinander für geschäftliche Interessen verknüpft werden. Für Pasquale ist klar: Firmen wie Facebook und Google hätten die Entscheidungen, die im Management von Fernsehsendern oder von Redaktionen bei Zeitungen getroffen werden, größtenteils automatisiert. So die Ankündigung für seinen Vortrag: „The Automated Public Sphere“.

Welche Bedeutung die Republica mittlerweile auch für die Politik hat, zeigt die Anzahl der hochrangigen deutschen Politiker, die sich angekündigt haben: Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries will sich am Montag mit Gründern über die deutsche Start-up-Szene austauschen.

Arbeitsministerin Andre Nahles diskutiert am Dienstag, ob das bedingungslose Grundeinkommen eine Antwort auf den digitalen Wandel sein kann. Grundlage dafür ist auch das Weißbuch „Arbeiten 4.0“: Konkrete Vorschläge, wie die Zukunft der Arbeit aussehen kann und wie Menschen bei den bevorstehenden Umbrüchen stärker unterstützt werden können. Innenminister Thomas de Maizière soll am Mittwoch am netzpolitischen Dialog teilnehmen.

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