Rumänisches Werk Nokia zieht weiter

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Asiatische Verhältnisse

Viele Beschäftigte hatten große Hoffnungen auf das Nokia-Werk gesetzt. Quelle: REUTERS

Gemessen am Umsatz sind die Lohnkosten in Jucu damit für Nokia praktisch zu vernachlässigen. Inklusive Steuern und Sozialabgaben schlagen sie nur mit einem Prozent zu Buche. Nach Meinung von Experten lässt sich dieser Wert auch in Asien kaum unterbieten.

Der Hauptgrund für die Schließung des Bochumer Nachfolgers ist vielmehr die Fehleinschätzung der Marktentwicklungen und der rasante Verlust von Marktanteilen des Handyriesen etwa gegenüber dem koreanischen Wettbewerber Samsung oder dem US-Rivalen Apple.

Die Verlagerung als logische Konsequenz

„Weil sie nicht in der Lage sind, gescheite Smartphones zu produzieren, setzen sie seit einem Jahr auf Kostensenkung“, wettert ein 23-jähriger IT-Spezialist, der seit 2009 Montageanlagen bei Nokia prüft und anonym bleiben will. Er finde die Schließung deshalb „nicht gerade überraschend, aber ärgerlich“, sagt er. „Wenn die Billighandys, die wir hier produzieren, nur noch in Asien und Afrika verkauft werden können und wenn die Bauteile sowieso aus Asien importiert werden, dann ist es nur logisch, alles nach Asien zu verlagern. Aber daran sind wir ja nicht schuld.“

Für viele der Beschäftigten ist der Wegzug von Nokia schmerzlich, weil sie große Hoffnungen mit ihrem Job bei den Finnen verbanden. „Sie haben nie üppig gezahlt, aber in den ersten zwei Jahren war die Arbeitsmoral einfach klasse. Die Manager kamen fast alle aus dem Ausland und zeigten immer Respekt vor unserer Arbeit, was hierzulande nur selten der Fall ist“, sagt Facharbeiter Bot. „Es hat echt Spaß gemacht und ich hatte gehofft, dass es mindestens 10 bis 15 Jahre so weitergeht.“

Auch die Region trifft der Wegzug von Nokia härter als 2008 das Ruhrgebiet. Nach Angaben des rumänischen Statistikamtes INS war der Handyriese in den vergangenen zwei Jahren nach dem französischen Autohersteller Renault, der in Pitesti in der Walachei das Billigauto Dacia fertigen lässt, der zweitgrößte Exporteur des Landes.

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