Samsung auf dem Mobile World Congress Mit Mark Zuckerberg in die virtuelle Realität

Samsung zeigt auf dem Mobile World Congress ein neues Galaxy-Smartphone, das wasserdicht ist und länger durchhält. Doch noch lieber träumt der Konzern von der virtuellen Realität – und ein Überraschungsgast träumt mit.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die spannendsten Gerüchte zum MWC
Samsung Galaxy S6 Quelle: AP
G5 von LGLG wird sein neues Premiummodell vorstellen: Das etwa fünf Zoll große G5 (Bild: G4S). Insider erwarten auch einen kleineren Ableger, das LG5 Lite. Im Gegensatz zu Samsung hat LG Electronics schon im Vorfeld des MWC offiziell bestätigt, dass das neue Geräte mit einem Always-on-Display ausgestattet sein wird. Der südkoreanische Herrsteller will eine dazu passende Hülle mit Touch-Funktion präsentieren. In Sachen Kamera-Auflösung sind bislang noch keine konkreten Zahlen durchgesickert. Klar scheint allerdings zu sein, dass in das Gerät zwei Kameras mit Weitwinkellinsen integriert sein werden. Spannend: Über einen Magic-Slot soll der Nutzer das G5 durch eine Action-Cam, Tastatur und Audioverstärker ergänzen können. Das G5 soll zwischen 600 und 700 Euro kosten.
Lumia650 von Microsoft Quelle: Presse
Tone Platinum Bluetooth-Kopfhörer von LG Quelle: Presse
360-Grad-Kamera von SamsungNeben dem Samsung Galaxy S7 soll der koreanische Gerätehersteller auch die Kamera Gear 360 in Spanien vorstellen. Seit Längerem arbeitet Samsung an einer Virtual-Reality-Kamera. Die Brille soll mit zwei 360-Grad-Fischaugen-Objektiven Rundum-Filme aufnehmen können. Den Stream können Verbraucher laut Insider auf einem Smartphone sehen – ob er auch übertragen werden kann, sei noch unklar. Quelle: REUTERS
Mi4 Quelle: REUTERS
Sony Xperia Z4 Tablet Quelle: AP

Worum es an diesem Abend gehen soll – daran lässt Samsung keinen Zweifel: Auf jedem Stuhl in den engen Reihen liegt ein breites Brillengestell mit weißem Rahmen, dessen Sichtbereich eine schwarze Blende abdeckt. Die Besucher, die in den Saal strömen, sollen es schon mal an- und ausprobieren, bevor es losgeht. Ein wichtiger Hinweis: „Please, please don’t kick the Gear VR.“

Es ist eine ungewöhnliche Pressekonferenz, zu der Samsung am Vorabend des Mobile World Congress (MWC) einlädt. Ein Teil findet in der virtuellen Realität statt, in die die Besucher mit der Gear VR eintauchen – und als sie das Gerät wieder absetzen und Richtung Bühne blicken, steht dort auf einmal Facebook-Chef Mark Zuckerberg. „Die virtuelle Realität ist die soziale Plattform der Zukunft“, spricht der Überraschungsgast mehrfach ins Blitzlichtgewitter der Fotografen. Seine Euphorie hat ihren Grund: Sein Konzern hat die Firma Oculus VR gekauft, deren Technik auch Samsung einsetzt.

Was der neue Mobilfunk 5G leisten soll

Die Botschaft des Abends: Samsung meint es ernst mit der virtuellen Realität. Natürlich stellt der Konzern wie erwartet sein Galaxy S7 sowie das verwandte Galaxy S7 Edge vor. Die neuen Spitzenmodelle dürften ihm in der nahen Zukunft schließlich Milliardenumsätze einbringen. Doch in einer nicht allzu fernen Zukunft soll auch VR zu einem großen Geschäft werden. Samsung will der Technik gemeinsam mit Facebook zum Durchbruch verhelfen – und gleichzeitig die Nutzer an sich binden.

Die virtuellen Welten entstehen durch einen optischen Trick: Der Zuschauer bekommt mit einem Bildschirm direkt von seinen Augen eine andere Welt vorgegaukelt. Wenn er den Kopf dreht oder hebt, ändert sich auch die Perspektive – wie im richtigen Leben. Die Teilnehmer der Pressekonferenz sehen in einer kurzen Demo mit der Gear VR, wie drei Jungs mit dem Fußball tricksen und dabei auch den Ball über ihren Kopf spielen.

„Man fühlt sich, als wäre man da“, sagt Zuckerberg, als er in der Mitte der Bühne steht. Derzeit werde VR vor allem für Spiele eingesetzt, aber das ändere sich, ist der Facebook-Chef überzeugt. So könnten junge Eltern den Freunden und Verwandten ihren Nachwuchs ganz lebensecht zeigen. Oder Büroarbeiter sich manche Dienstreise sparen, indem sie virtuell konferieren.

Von 1G bis 5G: Die Ahnengalerie der Netze

Dem echten Leben kommt die virtuelle Realität am nächsten, wenn ein leistungsfähiger PC sie entwirft – die Geräte Oculus Rift und HTC Vive setzen auf solche Highend-Hardware. Samsung will dagegen in Zusammenarbeit mit Facebook das Smartphone zum Tor in die virtuelle Welt machen – auch das wird immer leistungsfähiger. In das Gestell der Gear VR, die seit 2014 auf dem Markt ist, lassen sich einige Modelle als Bildschirm stecken, auch das neue S7 und S7 Edge

Eigene Bilder mit 360-Grad-Blick

Die Erwartungen sind hoch. „Wir verstehen VR als neue Plattform, die sich zu einem Milliardenmarkt entwickeln wird“, sagte Samsung-Manager Martin Börner dem Handelsblatt. „Es wird eine große Welle geben, wir wollen ganz vorne dabei sein.“ Nach Einschätzung der Marktforscher von CCS Insight wird der Absatz von VR-Brillen von 2,2 Millionen im vergangenen Jahr auf 20 Millionen im Jahr 2018 steigt - bei neun von zehn Geräten handelt es sich nach Einschätzung der Marktforscher um Smartphone-Erweiterungen wie Gear VR.

Anstieg des Datenverkehrs pro Gerät bis 2017

Der Samsung-Manager sieht viel Bewegung auf dem Markt: „Bisher war VR ein Nischenthema, aber jetzt springen viele Entwickler und Designer darauf an.“ Auch viele Videoproduzenten probieren die neue Technik aus, Hollywood bringt sich für das neue Zeitalter in Position. Youtube und Oculus VR bieten auf ihren Plattformen ohnehin schon 360-Grad-Videos.

Samsung hofft zum einen, dass sein Zubehör zum Preis von 99 Euro viele Käufer überzeugt. Jeder Käufer der neuen Galaxy-Smartphones erhält es anfangs sogar kostenlos dazu. Zum anderen will er massiv ins Marketing investieren. In Deutschland könne das Unternehmen schnell sechsstellige Absatzzahlen erreichen, ist Börner überzeugt. Zudem soll die neue Kamera Gear 360 ein weiteres Argument liefern – Nutzer können damit eigene Rundumbilder und -videos zu machen, wenn sie bereit sind, dafür 400 Euro auszugeben.

2016 könnte tatsächlich das Jahr werden, im VR der Durchbruch gelingt. Etliche Unternehmen investieren massiv in die Technologie. Oculus VR und HTC wollen bald ihre Hightech-Brillen auf den Markt bringen, die im Zusammenspiel mit einem hochgerüsteten PC funktionieren. Google bietet mit dem Pappgestell Cardboard eine einfache Möglichkeit an, mithilfe des Smartphones erste Schritte in die virtuelle Realität zu machen; unter dem Dach der Muttergesellschaft wird einem Medienbericht zufolge aber auch an einem Gerät gearbeitet. Gerüchten zufolge soll auch Apple sich mit dem Thema beschäftigen.

Auf dem MWC haben auch die Smartphone-Hersteller LG und Alcatel zumindest den ersten Schritt in die virtuelle Realität gemacht: Der koreanische Hersteller bietet für sein neues Smartphone G5 eine Brille als Zubehör an, die Tochter des chinesischen Konzerns TCL liefert das Idol 4 gleich mit einem Gestell aus, in das sich das Mobiltelefon als Bildschirm einklinken lässt. Mit der Gear VR zählt Samsung zu den Vorreitern, das erste Modell kam bereits 2014 auf den Markt.

Auch Facebook-Chef Zuckerberg versprach massive Investitionen: Hunderte der besten Entwickler seien dabei, neue Anwendungen für die virtuelle Realität zu entwickeln. So soll es bald möglich sein, VR-Videos live zu übertragen. Eine Spielerei ist all das für ihn nicht: „Facebook und Oculus engagieren sich langfristig“, betont er. Brillen wie die Gear VR sollen künftig nicht nur bei Pressekonferenzen zum Einsatz kommen, sondern möglichst überall.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%