Nach Informationen der WirtschaftsWoche aus SAP-Kreisen könnte die Umwandlung des deutschen Konzerns in eine Europa SE ein Zwischenschritt sein, um den Sitz des Unternehmens zu einem späteren Zeitpunkt in die USA zu verlegen. „Ich gehe davon aus, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre die Verlagerung des Firmensitzes in die USA stattfindet“, sagte ein SAP-Betriebsrat. Erst vor einigen Woche hatte Plattner in einer internen Mitarbeiter-Mail, die dem Magazin vorliegt, die rhetorische Frage gestellt: „Ist Walldorf noch die richtige Lokation für SAP?“ Und weiter heißt es: „Hauptquartiere von Unternehmen werden gerne bürokratisch – genau so ist es uns ergangen.“
„Als SE hätte SAP die einfache Möglichkeit, den Firmensitz in einem Zwischenschritt an einen Standort innerhalb der EU mit einer niedrigeren Wegzugbesteuerung zu verlegen und von dort dann später in die USA weitergehen“, erläutert ein SAP-Manager. Die Idee zur Umwandlung des Software-Konzerns in eine SE komme von Plattner persönlich, heißt es aus Vorstandskreisen. SAP selbst teilte zu den Spekulationen mit, eine Verlagerung sei kein Thema. „Walldorf ist und bleibt der Hauptsitz der SAP“, so ein SAP-Sprecher.
Schon jetzt betreibt Plattner die Amerikanisierung des Unternehmens. Seit Mitte des Jahres ist die PR-Abteilung nicht mehr eigenständig, sondern untersteht Marketing-Chef Jonathan Becher, der wie Plattner im kalifornischen Palo Alto arbeitet. Die neu berufene Kommunikationschefin Victoria Clarke ist erstmals in der SAP-Geschichte eine Amerikanerin. Im nächsten Jahr wird zudem der amerikanische Co-Chef Bill McDermott das Unternehmen allein führen werde. Mit Vorstandschef, Marketing und Kommunikation sitzt dann das komplette SAP-Machtzentrum in den USA.
Mit einer Verlagerung in die USA will Plattner das Unternehmen aufrütteln. Die Entwickler in Deutschland sind die ältesten aller 15 Entwicklungslabors weltweit. Nach einer internen Präsentation, die der WirtschaftsWoche vorliegt, lag 2011 das Durchschnittsalter der seinerzeit rund 6800 Entwickler in Walldorf bei 38 Jahren. Am zweitgrößten Entwicklungsstandort mit 4000 Beschäftigten, den SAP Labs India in Bangalore und Gurgaon, sind die Programmierer dagegen gerade mal 29 Jahre alt. Genauso jung sind die Entwickler in den stark gewachsenen Standorten China und Brasilien.