Und auch die Bundesregierung hat bereits 50 Hochsicherheits-iPhones geordert. Drei Bundesministerien – die Minister für Verkehr und Infrastruktur, für Arbeit und Soziales sowie für Bildung und Forschung – sollen in einem Pilotprojekt in den nächsten Wochen testen, ob das Gerät wirklich für den E-Mail-Versand geheimer Verschlusssachen in der Kategorie NfD (Nur für den Dienstgebrauch) geeignet ist.
Bestehen die von Virtual Solution mit zusätzlichen Sicherheitsfunktionen hochgerüsteten iPhones und iPads diesen letzten Test, könnte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr altes „Merkel-Handy“ gegen ein neues „Merkel-iPhone“ eintauschen.
Virtual Solution drängt in einen Markt, den bisher schon vier als besonders „vertrauenswürdig“ eingestufte deutsche Unternehmen mit teuren Speziallösungen quasi als Hoflieferanten besetzt halten.
Secusmart, eine in Düsseldorf ansässige Tochter des kanadischen Smartphone-Herstellers Blackberry, liefert abhörgeschützte Blackberrys, unter anderem das aktuelle Merkel-Telefon. Die Secunet Security Networks AG in Essen, ein Tochterunternehmen des Banknotendruckers Giesecke & Devrient, verkauft ihre für stationäre Computer entwickelte Verschlüsselungstechnik Sina inzwischen auch in Kombination mit zwei Laptops von Microsoft und Lenovo.
Und Rohde & Schwarz, ein in München ansässiger Spezialist für Mess- und Funktechnik, entwickelte mit dem Verschlüsselungsstick TopSec Mobile eine zusätzliche, externe Verschlüsselungshardware, die – über Bluetooth-Funk mit dem Handy gekoppelt – alle ein- und ausgehenden Telefonate chiffriert. Auch die Führungsriege der Deutschen Bundesbank in Frankfurt setzt 30 TopSec-Mobile-Sticks bei besonders vertraulichen Handytelefonaten ein.
Sicherheitssysteme sind teuer
Jedes dieser drei Sicherheitssysteme kostet 2300 bis 2500 Euro pro Gerät – und ist damit so teuer, dass die Budgets von Ministerien und Bundesbehörden nur für Technik für einen kleinen Kreis besonders gefährdeter Regierungsmitglieder und Spitzenbeamter reichen. Etwas mehr als 6000 Behördencomputer hat etwa Secunet bis heute mit ihrer Sina-Verschlüsselung ausgerüstet. 4600 Blackberrys konnte Secusmart inzwischen an Bundesbehörden verkaufen.
Wie mühsam dieses Geschäft ist, zeigt sich am Zickzackkurs der Deutschen Telekom, die dem Bund mit ihren Simko-Geräten auch ausgefeilten Abhörschutz bietet. Erst vor drei Jahren gründete der Exmonopolist die Tochter Trust2Core, um ein noch abhörsichereres Handy, quasi ein „Merkel-Smartphone“, zu entwickeln. Dazu kam es nicht, Trust2Core gibt es nicht mehr. Viele Mitarbeiter wechselten in den vergangenen Wochen zum Konkurrenten Virtual Solution.
Das vorläufig letzte Telekom-Gerät, das Simko3, steht zwar noch auf der Liste der für Verschlusssachen zugelassenen Technik. Das BSI aber empfiehlt die Anschaffung nicht mehr. „Läuft aus“, heißt es lapidar in den Unterlagen einer neuen Kampagne, mit der die Behörde bei den „Very Important Persons“ (VIP) in Berlin gerade für einen stärkeren Einsatz von Verschlüsselung wirbt.
Nach den Spionageangriffen auf Merkels Handy und den Deutschen Bundestag wächst die Bereitschaft, Verschlüsselungstechnik einzusetzen. Das BSI will es nicht mehr allein den Herstellern überlassen, den schleppenden Verkauf von Verschlüsselungsgeräten anzukurbeln. Für die Telekom allerdings kommt diese Offensive zu spät.