Softwareanbieter GFT Ausbleibende Investments dämpfen Umsatz

Nach einem starken Umsatzplus von 13 Prozent erwartet GFT für das laufende Jahr nur noch die Hälfte. Die Investmentbanken hielten sich mit neuen IT-Investitionen zurück. Vor allem die Deutsche Bank steht im Mittelpunkt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Vorstandsvorsitzende von GFT verlässt das Unternehmen im Mai. Quelle: obs

Frankfurt Das Knausern von Investmentbanken mit IT-Investitionen macht dem Softwareanbieter GFT zu schaffen. „Wir sehen, dass in London und New York derzeit wenig investiert wird“, sagte GFT-Finanzvorstand Jochen Ruetz am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview. Mit der Deutschen Bank und Barclays gäben zwei wichtige Großkunden der GFT derzeit weniger aus für Finanz-IT. Neben dem Milliardenverlust des deutschen Marktführers liegt das nach Einschätzung des Stuttgarter Konzerns auch an der Unsicherheit in der Bankenbranche durch den bevorstehenden EU-Austritt Großbritanniens. Der TecDax-Konzern gab deshalb einen ungewohnt vorsichtigen Ausblick auf das laufende Jahr.

Im vergangenen Jahr glänzte der Finanzsoftware-Anbieter noch mit 13 Prozent Umsatzwachstum, für 2017 stellte er nur ein Plus von 6,5 Prozent auf 450 Millionen Euro in Aussicht. Das operative Ergebnis (Ebitda) soll um knapp vier Prozent auf 48,5 Millionen Euro zulegen, wie das Unternehmen per Pflichtveröffentlichung mitteilte. Diese war notwendig, da die Jahresprognose für Ebitda und Vorsteuerergebnis GFT zufolge unter den Markterwartungen für 2017 lag. Für das Ergebnis vor Steuern (EBT) habe der Markt mit 40 Millionen Euro gerechnet, die GFT traut sich fünf Millionen Euro weniger zu. Die Aktie sackte im Frankfurter Späthandel um etwa zehn Prozent ab.

„Dynamische Wachstumsimpulse erwarten wir aus dem steigenden Kosten- und Wettbewerbsdruck im Bankensektor“, erklärte der Ende Mai ausscheidende Vorstandschef Ulrich Dietz zum Ausblick. Dieser zwinge die Banken, ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren und effizienter zu machen. Allerdings haben die Banken die schärferen Vorschriften in Europa allmählich mit neuer Software und Kontrollsystemen abgearbeitet. „Die Regulierungswelle ist abgeebbt, die IT-Investitionen folgen jetzt stärker der Ertragslage der Banken“, erklärte Ruetz. „Das Wachstum der vergangenen Jahre können wir derzeit nicht abbilden.“

Während in Kontinentaleuropa der Umsatz wegen der IT-Investitionen der Banken 2016 um 23 Prozent stieg, lahmte das stark vom Investmentbanking abhängige Geschäft in den USA und Großbritannien. In dieser Region werde der Umsatz im ersten Halbjahr schrumpfen, erklärte Ruetz. Dies könne im zweiten Halbjahr jedoch mehr als ausgeglichen werden. Am Mittelfristziel von 800 Millionen Euro Umsatz mit einem jährlichen Wachstum von zehn Prozent hält das Unternehmen jedoch fest.

Der Jahresüberschuss schrumpfte 2016 wegen höherer Steuerzahlungen um neun Prozent auf gut 24 Millionen Euro. Daraus will GFT wie im Vorjahr eine Dividende von 30 Cent je Aktie zahlen. Im vergangenen Jahr beschäftigte das Unternehmen mit knapp 4900 Mitarbeitern ein Fünftel mehr Personal als im Jahr zuvor. Neben einer Übernahme trugen dazu viele Neueinstellungen in Spanien, Brasilien, Costa Rica und Polen bei.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%