Sony, Sharp & Co Das lange Leiden der japanischen Elektronikkonzerne

Japans Konzerne haben in der Konsumelektronik die Vorherrschaft verloren. Sony, Sharp und Co waren weltweit führend, jetzt fahren sie Verluste ein. Wie die Firmen in die Krise rutschten - und wie sie gegensteuern wollen.

SonyDie einstige Technik-Ikone Sony hat sich zum Sanierungsfall gewandelt. In den 1950er Jahren brachte der Elektronikkonzern das erste Transistorradio im Westentaschen-Format auf den Markt. Mit dem legendären Walkman (Bild) wurde Sony in den 1980er Jahren das, was Apple heute ist. Mit der Playstation schuf das Unternehmen später einen Markt für Videospiele. Doch die glorreichen Zeiten sind vorbei. Der neue Chef Kazuo Hirai, seit Februar 2012 im Amt, will Sony in den drei Kernbereichen Smartphones, Digitalkameras und Computerspiele wieder zu einem schlagfertigen Wettbewerber machen. Quelle: Reuters
SonyKazuo Hirai (Bild) hat dem ehemaligen japanischen Vorzeigeunternehmen ein striktes Sparprogramm verordnet. Die Sanierung will sich Hirai allein im aktuellen Geschäftsjahr 700 Millionen Euro kosten lassen. 10.000 Stellen sollen abgebaut werden. Die TV-Sparte soll ihre Fix- und Betriebskosten drastisch senken. Gerade bei Fernsehern zeigt sich, wie weit Sony im internationalen Vergleich inzwischen zurückgefallen ist. Hirai will so schnell es geht wieder in die schwarzen Zahlen. Dafür hat der Manager, der zuvor das erfolgreiche Geschäft mit den Spielekonsolen führte, ehrgeizige Ziele. Sony soll Weltmarktführer bei Mobiltelefonen werden und auf neuen Geschäftsfeldern aktiv werden. Quelle: Reuters
SonyAbseits der klassischen Unterhaltungselektronik soll Sony vor allem in der Medizintechnik wachsen. Hirai kündigte Übernahmen und eine regelrechte Einkaufstour an, um bis 2015 auf einen Umsatz von einer halben Milliarde Euro zu kommen. Allerdings wird der Medizintechnik-Markt von mächtigen Konkurrenten beherrscht. Auf einem anderen Gebiet hingegen ist Sony mittlerweile abgeschlagen. Bei der Robotik waren die Japaner früher einer der Weltmarktführer. Doch auch das Aushängeschild, der Roboterhund Aibo (Bild), ist inzwischen in der Versenkung verschwunden. Hirais Vorgänger Howard Stringer stellte die Förderung der Sparte ein. Quelle: Reuters
Japanische ElektronikkonzerneMit den Problemen steht Sony nicht alleine da, sie sind symptomatisch. Die großen japanischen Konzerne haben in der Konsumelektronik die Vorherrschaft verloren. Die einstige Innovationsführerschaft bei den wichtigsten Produkten der vergangenen 30 Jahren, Fernsehern und Handy, ist Vergangenheit. Vor allem Apple und der südkoreanische Konzern Samsung haben den Japanern das Wasser abgegraben. Japans Konzerne müssten sich „neu erfinden, um wieder zu den Innovationsführern aufzuschließen“, schrieb die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“. Stellenabbau und Konsolidierung, die klassischen Rezepte in der Krise, reichen dafür allein nicht mehr aus. Quelle: Reuters
SharpAuch der Elektronikkonzern Sharp (Bild: Elektronikgeschäft in Tokio) musste im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/12 einen Verlust verbuchen. Nach jüngsten Schätzungen beträgt das Minus 380 Milliarden Yen (3,6 Milliarden Euro). Ursprünglich hatte Sharp einen Gewinn in Aussicht gestellt. Das schwache Geschäft mit Solarzellen und Fernsehern macht dem Konzern zu schaffen. Dabei war Sharp einst führend in der TV-Technik. Quelle: dpa
Sharp Quelle: dpa
PanasonicDas schlechte TV-Geschäft bringt auch Panasonic ins Schlingern. Der Jahresverlust wird bei etwa 780 Milliarden Yen (8 Milliarden Euro) liegen. Wenige Monate zuvor hatte der Elektronikkonzern aus Tokio noch einen Gewinn in Aussicht gestellt. Der Konzern hat bereits 17.000 Stellen gestrichen. Jetzt machen Panasonic Abschreibungen zu schaffen. Quelle: Reuters
PanasonicDie Dauerkrise in den Industrieländern und der Höhenflug des Yen haben das Geschäftsmodell der japanischen TV-Hersteller zerstört. Die japanische Währung ist seit Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 rund 40 Prozent in die Höhe geschnellt. Die Fabriken in Japan wurden damit gänzlich unrentabel. Die Katastrophe, die durch das Erdbeben im vergangenen Jahr ausgelöst wurde, verschärfte die Lage bei den Elektronikkonzernen noch. Quelle: Reuters
PanasonicPanasonic versucht wie Sony und Sharp mit radikalen Strategiewechseln die Wende zu schaffen. Das Unternehmen will den Anteil der eigenen LCD-Bildschirme an der TV-Produktion von rund 70 auf knapp über 25 Prozent senken. Es wird also mehr eingekauft. Mit einer ungewöhnlichen Maßnahme will Panasonic zudem an Geld kommen. Das Panasonic-Center in Tokio (Bild), der Hauptsitz des Unternehmens, soll verkauft werden, hieß es Ende Februar. Dadurch wolle man seine Effizienz verbessern. Quelle: dpa
OlympusAuch dem Kamerahersteller Olympus geht es schlecht. Das Unternehmen hat allerdings auch mit einem hausgemachten Problem zu kämpfen. Ein Bilanzskandal erschüttert den Konzern, es geht um 1,7 Milliarden Dollar. Drei Ex-Manager müssen wegen Bilanzfälschung vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Tokio hat auch gegen das Unternehmen selbst Anklage erhoben. Unter den Angeklagten ist auch der ehemalige Olympus-Präsident Tsuyoshi Kikukawa. Olympus hatte Ende der 1980er Jahre riskant investiert und die Verluste daraus 13 Jahre lang systematisch verheimlicht. Quelle: Reuters
OlympusNicht zuletzt läuft bei Olympus (Bild: der neue Präsident Shuichi Takayama) aber auch das Kamerageschäft schlecht. Der Konzern recht mit einem Verlust im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende März) von 32 Milliarden Yen (310 Millionen Euro). Von der Gewinnprognose hatte sich der Konzern bereits im Dezember verabschiedet. Es wird darüber spekuliert, wer dem angeschlagenen Konzern mit einer Finanzspritze unter die Arme greifen könnte. Olympus könnte sich auch einen Partner suchen, heißt es. Quelle: Reuters
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