Amazon Echo im Test Das Raumschiff Enterprise fürs Wohnzimmer

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Alexa hört auch auf "Echo" oder "Amazon"

Auf die Qualität der Spracherkennung ist Amazon zu Recht stolz – betreibt aber auch einigen Aufwand: Immerhin sieben sogenannte Fernfeld-Mikrofone stecken in der Box und die arbeiten selbst in der geräuschvollen Umgebung eines Münchner Restaurants beeindruckend gut, wo ich die Echo-Box vor ein paar Tagen erstmals offiziell testen konnte. Meinen Auftrag, „Alexa, spiel Musik von den Dire Straits“, fischen die Mikros auch dort zuverlässig aus dem Gemurmel der Gäste und dem Geklapper des Geschirrs.

Problematischer ist da schon, dass das System nur an persönlicher Musik spielt, was der Nutzer bei Amazon Music bereits gekauft hat oder aus in seinem lokalen, digitalen Musikarchiv auf sein Amazon-Konto überspielt hat. Ohne kostenpflichtiges Konto lassen sich da nur 250 Titel deponieren, mit Abo sind es immerhin 250.000 Stücke. Doch selbst, wenn ich es dürfte, ich hätte keine Lust meine Terabytes an (legaler !) Musiksammlung noch mal von meiner Netzwerkplatte zu Amazon zu laden - übrigens die einzige Option, um auch das iTunes-Musikarchiv via Echo nutzen zu können.

Auch Cloud-Backups des Musikarchivs, etwa auf Microsofts Onedrive, Musikstücke aus meiner Dropbox oder von Google Drive bleiben Echo-Nutzern und damit auch mir verschlossen. Einzig Titel aus Amazons Prime Music oder von einem Spotify Premium Konto lassen sich per Sprachbefehl aufrufen.

von Jacqueline Goebel, Niklas Dummer, Peter Steinkirchner

Das allerdings klappt absolut verlässlich - und erst recht in der relativen Stille an meinem Arbeitsplatz. Erst als ich die Box mit „Alexa, Lautstärke neun“ aufgefordert habe, mal so richtig loszudröhnen, übertönt der Verbund aus kraftvollem Bass-Box und pointiertem Hochtöner im Lautsprecher alle weiteren Aufforderungen, doch bitte wieder leiser zu spielen. Dann hilft nur noch der Griff zum Drehring in der Oberseite der Box, der zugleich als Lautstärkenregler dient.

In welche Richtung das Gerät lauscht, verrät es übrigens mit einem LED-Ring ebenfalls im Deckel, der immer in die Richtung hell aufleuchtet, aus der die Box den Sprecher vernimmt. Sobald Echo das Aktivierungswort (im Normalfall „Alexa“, alternativ auch via App auf „Echo“ oder „Amazon“ veränderbar) hört, zeichnet die Box den folgenden Befehl auf und schickt ihn an die Amazon-Server. Die verwandeln die Sprachaufnahme erst einmal in Text – daher das aktuelle Fine-Tuning anhand der Dialekte – und bemühen dann die künstliche Intelligenz, um den Auftrag auch inhaltlich zu verstehen.

Damit, das muss dem Nutzer klar sein, liefert er Amazon natürlich kontinuierlich Informationen über die jeweiligen Wünsche – auch wenn das Unternehmen versichert, die Daten weder inhaltlich auszuwerten noch an Dritte zu geben. Zudem lässt sich jeder einzelne Befehl (oder auch das Protokoll aller Sprachaufträge) nachträglich wieder aus dem persönlichen Alexa-Portal löschen. Dennoch, wer Datenschutzbedenken hat, der sollte bei aller technischen Faszination, die von Echo und dem Elektronengehirn dahinter ausgehen mag, einen weiten Bogen um die smarte Chipsdose machen.

Der, der damit leben kann, dem liefert das System – vorausgesetzt er bewegt sich im Rahmen der Computer-Kompetenzen – innerhalb etwa einer Sekunde die erhoffte Antwort beziehungsweise Reaktion auf seine Aufträge. Die können übrigens auch darin bestehen, direkt per Sprache Einkäufe über Amazon zu starten. Voraussetzung ist allerdings, dass man Nutzer des Prime-Dienstes ist. Als Basis-Kunde lässt sich via Echo-Befehl immerhin eine Einkaufsliste bei Alexa führen, die sich dann unterwegs über die App abfragen und abhaken lässt. Problem des sprachbasierten Prime-Einkaufs allerdings ist, dass der Bestellprozess quasi automatisch abläuft. Ein Preisvergleich etwa findet nicht statt.

Immerhin: Wer vermeiden will, dass der Einkauf versehentlich startet, oder dass der Nachwuchs auf Kosten der Eltern shoppen geht, der kann Bestellaufträge mit einem PIN-Code sichern.

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