Alexa ist jetzt für alle da. Am Montag hat Online-Gigant Amazon seine Smart-Home-Assistenten Echo und Echo Dot nach einer Pilotphase in Deutschland für den allgemeinen Verkauf freigegeben - überraschend und deutlich früher als geplant.
Vier von zehn Bundesbürgern können sich laut dem Branchenverband Bitkom vorstellen, solche stationären Sprachassistenten zu nutzen. Der Marktforscher Gartner prognostiziert dem Geschäft mit den intelligenten Lautsprechern für 2020 schon mehr als zwei Milliarden Dollar Umsatz, 2015 waren es noch 350 Millionen; vor allem getrieben durch den Verkauf der Amazon-Produkte in den USA. Nun also dürfte der Absatz auch diesseits des Atlantiks anziehen.
Ob alle Neukunden wissen, worauf sie sich da einlassen? Nach wochenlangem Alltagstest von Amazon Echo - Im Format einer Chips-Rolle vergleichbar - und dem kleineren Bruder Dot - groß wie ein besserer Eishockey-Puck - steht fest: Die Technologie fasziniert und macht Spaß, doch der hat auch seine Grenzen. Die Technik hat ihre Schattenseiten.
So funktioniert...
Echo gibt es in zwei Formaten: Die große, 179,99 Euro teure Box hat ein Zwei-Wege-Lautsprechersystem. Das kompaktere Echo Dot kostet 59,99 Euro. Beide verfügen über exzellente Spracherkennung, die über mehrere Meter Entfernung funktioniert, sowie die WLAN-Vernetzung mit Bot Alexa. Nach Signalworten wie „Echo“ oder „Alexa“ nimmt die Box Sprachbefehle auf und übermittelt sie ins Rechenzentrum, wo Alexa die Antwort recherchiert und sie zurückschickt. Wer verhindern will, dass Echo immer mithört, kann die Spracherkennung abschalten. Amazon versichert, Mikrofone würden ganz vom Strom getrennt.
Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wer ist nochmal diese Alexa und was ist ein Echo?
Die Zukunft der Computerintelligenz, ein extrem cleverer Weg, Produkte und Dienste zu verkaufen – oder das endgültige Ende der Privatsphäre. Das hängt davon ab, wen Sie fragen.
Alexa ist der Name von Amazons künstlicher Intelligenz. Ähnlich wie Apples Siri kann sie mit dem Nutzer kommunizieren. Verbaut ist sie in Amazons Echo und Echo Dot.
Echo ist eine mit dem Netz verbundene Lautsprecherbox in der Größe einer Chipsdose. Dot, der kleine Bruder, der mit einem deutlich abgespeckten Lautsprecher auskommen muss. Die Geräte werden allein mit der Stimme gesteuert – und können auf Befehl Musik spielen, die Nachrichten vorlesen, ein Taxi rufen, das Licht ausstellen, Produkte bei Amazon bestellen und und und.
Der Echo springt an, wenn das Codewort "Alexa" genannt wird – Sie können aber auch die Begriffe "Amazon", "Echo" oder "Computer" wählen.
Was Sie schon immer einmal von Alexa wissen wollten…
Nehmen wir an, Sie bekommen keine Orwell´schen Albträume davon, sich ein Mikrofon in die Wohnung zu holen und kaufen sich einen Amazon Echo. Sie haben das Gerät ausgepackt und wollen starten. Werkseitig eingestellt ist das „Wecksignal“ für Alexa – „Alexa“. Erst wenn sie dieses Zauberwort ausgesprochen haben, können Sie starten.
Zusatzinfo für Star-Trek-Fans: Man kann dieses „Weckwort“ ändern – neben „Echo“ und „Amazon“ geht auch „Computer“ – der Begriff, den auch Captain Picard benutzte, wenn er den Bordcomputer der Enterprise bedienen wollte. Dieser soll als Vorbild für Alexa gedient haben.
Alexa verfügt, wie etwa Microsoft Windows, über verschiedene Nutzerkonten (Haushaltsprofile) beziehungsweise –Profile. Das macht durchaus Sinn, etwa bei nutzerspezifischen Vorlieben wie etwa Musik: Wenn Sie gerne Verdi, Ihre Tochter aber lieber Heavy Metal hören (Alexa greift auf Ihre Amazon-Music-Dateien oder, mit dem entsprechenden Skill, etwa auch auf Spotify zu), oder Sie und ihr Partner einen völlig unterschiedlichen Literaturgeschmack haben (Alexa verwaltet auch Ihre Hörbücher). Da der Nutzer über Alexa auch bei Amazon einkaufen kann, können außerdem mehrere Amazon-Profile hinterlegt werden, damit etwa das neue Kollegah-Album Ihres Sohnes nicht über Ihr Konto abgerechnet wird. Sie können Alexa fragen: „Welches Profil ist das?“ oder ihr den Befehl geben, die Konten zu wechseln: „Wechsle die Konten.“
A propos Musik: Hier liegt eine der großen Stärken von Alexa. Sie können die Musikwiedergabe steuern: „Alexa, Wiedergabe.“, „Stopp.“, „Zurück.“, „Pause“, „Weiter.“ (und so weiter). Aber auch raffiniertere Fragen kann Alexa beantworten: Zum Beispiel „Alexa, was läuft gerade?“, „Mach lauter“, „Mach leiser“ oder „Alexa, stelle einen Sleeptimer in 20 Minuten.“
Alexa hat Zugriff auf Amazon Prime Music, auch hierfür gibt es Befehle: „Spiele etwas Prime Music zur Entspannung.“, oder „Spiele Prime Music zum Tanzen.“ Nicht nur Musikstimmungen erkennt Alexa, auch Musikgenres können gezielt angesteuert werden: „Spiele Jazz von Prime Music.“ Alexa hat allerdings nicht nur Zugriff auf Prime Music, auch Internetradiosender und Musikstreamingdienst Spotify können angesteuert werden: „Spiele ‚Pop‘ von Spotify.“
Auch Hörbücher - von Audible - kann Alexa abspielen: „Spiele das Hörbuch ab.“, „Nächstes / Vorheriges Kapitel.“, „Gehe zu Kapitel 3.“, „Mein Hörbuch fortsetzen.“
Für deutsche Echo-Käufer unter den vielen Sportligen, zu denen Alexa Infos bereithält, wohl besonders interessant: die Bundesliga. Zulässig sind hier Fragen wie „Wie ist das Spielergebnis von Schalke gegen Dortmund?“, „Wie steht es gerade bei ‚Mönchengladbach gegen den HSV‘?“, „Hat RB Leipzig gewonnen?“
Wenn Sie Alexa verraten, wo Sie arbeiten und wie Sie normalerweise dort hinkommen, hilft sie Ihnen, pünktlich da zu sein. Dann können Sie das Programm nämlich fragen: „Wie ist der Verkehr?“. Wenn Alexa Stau auf Ihrer Strecke meldet, können Sie den dann einfach umfahren – oder auf Bus und Bahn umsteigen – natürlich erst, nachdem Sie Alexa vorher mit dem passenden Skill nach der günstigsten Fahrplanverbindung gefragt haben.
Wenn Sie entschieden haben, dass Sie eigentlich heute doch viel lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren wollen, fragen Sie Alexa einfach nach dem Wetter: „Wie ist das Wetter in fünf Stunden?“. Natürlich funktioniert die Vorhersage nicht nur für den gleichen Tag: “Wird es morgen schneien?“, „Wie ist das Wetter in Köln?“ oder „Wird es am Sonntag regnen?“ funktionieren auch.
Auch über die neuesten Nachrichten kann Alexa Sie informieren – etwa via „Was gibt es Neues?“ oder „Was ist in den Nachrichten“? Wem das nicht reicht, der kann Alexas Informationsquelle über die Skills verschiedener Medien auch personalisieren.
Gut, Sie sind jetzt über die Nachrichtenlage gebrieft, wissen, wie Sie am besten zur Arbeit kommen und ob Sie Gummistiefel anziehen müssen, weil es regnet. Passende Musik oder ein Hörbuch haben Sie für den Arbeitsweg auch dabei. Aber was steht heute eigentlich alles an? Fragen Sie doch Alexa! „Alexa, was steht in meinem Kalender?“, „Alexa, füge meinem Kalender „Einkaufen“ für Freitag, den 17. Februar um 18:00 Uhr hinzu.“
Auch beim Einkaufen kann Alexa Ihnen helfen. Sie fährt zwar nicht für Sie zu Rewe (oder Edeka), aber Sie können mit ihr eine Einkaufsliste erstellen, diese ergänzen oder Dinge daraus streichen: „Füge ‚Wein‘ zur Einkaufsliste hinzu.“ Und natürlich können Sie Alexa fragen, was Sie sich notiert haben: „Was steht auf meiner Einkaufsliste?“ Auch andere Aufgaben hält Alexa für Sie fest – etwa, dass Sie Ihrer Frau noch einen Blumenstrauß zum Hochzeitstag besorgen sollten. In dem Fall wäre es allerdings gut, wenn Sie die Kontenverwaltung bereits beherrschen – sonst setzen Sie das nämlich noch aus Versehen auf die Aufgabenliste Ihrer Frau.
Gut, dass Sie an den Hochzeitstag gedacht haben – oder Alexa gebeten haben, Ihnen das heutige Datum zu nennen („Wie lautet das Datum?“). Das kann sie nämlich auch, genauso, wie Sie um eine bestimmte Uhrzeit zu wecken („Stelle den Wecker auf 06:00 Uhr.“), dabei zwischen Wochenende und Arbeitswoche zu unterscheiden („Stelle den Wochenendwecker auf 9:00 Uhr.“), und Ihnen mitzuteilen, auf wie viel Uhr Sie den Wecker gestellt haben („Für welche Uhrzeit ist mein Wecker gestellt?“.
Um beim Hochzeitstag zu bleiben: Wie wäre es abends mit etwas romantischer Stimmung? Alexa kann – vorausgesetzt, sie ist mit anderen intelligenten Geräten in Ihrem Haushalt vernetzt – zum Beispiel das Licht dimmen („Dimme das Licht im Esszimmer auf 50 Prozent“), die Kaffeemaschine einschalten („Schalte die Kaffeemaschine ein.“) oder die Temperatur in der Diele senken („Stelle die Dielentemperatur auf 18 Grad“)
Wenig überraschend: Mit Alexa können Sie auch einkaufen – ich erspare Ihnen jetzt die Fortführung mit dem Hochzeitstags-Beispiel und Schmuck für Ihre Frau. Wobei – es passt gerade so schön: Sie haben also etwas Hübsches gefunden. Sagen Sie Alexa einfach „Füge Diamantcollier zu meinem Einkaufswagen hinzu“ und „bestelle“.
Alexa kann noch viel mehr als Nachrichten vorlesen oder Einkäufe bei Amazon tätigen: Man kann ihr Wissensfragen stellen, die sie dann prompt nachschlägt. Frei nach dem Motto: „Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wie man Alexa danach fragt“. Beispielfragen wäre etwa: „Alexa, warum ist der Himmel blau?“, „Alexa, wie hoch ist die Zugspitze?“, „Alexa, was ist die Hauptstadt von Australien?“, „Alexa, wie weit ist es von hier bis Wien?“, „Alexa, was ist die Definition von paradox?“, „Alexa, wann geht heute die Sonne auf?“, „Alexa, was ist der neueste Film von Quentin Tarantino?“, „Alexa, was ist die IMDb-Bewertung für Jupiter Ascending?“
Was brauche ich – Echo oder Echo Dot?
Das ist eine Frage von Budget und bisheriger Ausstattung. Der große Echo ist mit 180 Euro recht teuer, dafür bringt er einen ordentlichen Lautsprecher mit. Der kann natürlich nicht mit richtigen HiFi-Anlagen mithalten. Der Klang ist etwas blechern – reicht aber allemal, um selbst ein Wohnzimmer angemessen zu beschallen, denn auch bei größerer Lautstärke übersteuert die Box nicht.
Der Dot hat zwei Vorteile: Zum einen ist er mit 60 Euro deutlich günstiger und zum anderen kann man ihn, anders als den großen Echo, nicht bloß per Bluetooth sondern auch via Klinkenstecker an vorhandene Lautsprecher oder HiFi-Anlagen anschließen und diese zur Wiedergabe (mit) nutzen. Ohne diese Unterstützung taugt der Dot aber maximal für kleine Räume oder das Gästezimmer, er klingt sehr blechern und es fehlt der Bass.
Wollen Sie den Assistenten möglichst immer um sich haben, können Sie mehrere Geräte in der Wohnung verteilen – Echo in der Küche und Dot an der Anlage im Wohnzimmer zum Beispiel. Auf Sprachbefehle reagiert nur das nächstgelegene.
Wie smart ist Alexa?
"Ich tue mein Bestes", antwortet Alexa, stellt man ihr diese Frage. So eine ehrliche Haut. Die Mühe ist spürbar, von "smart" im eigentlichen Wortsinn ist die Assistentin weit entfernt.
Zunächst können Echo und Alexa einfache Fragen beantworten – das Wetter zum Beispiel.
Amazon Echo ab sofort bestellbar
Lästig: Alexa kommt mit Folgefragen nicht klar. Wer "Wer ist Donald Trump?" fragt, erhält eine Antwort. Im Anschluss zu fragen "Wie alt ist er?", überfordert Alexa. Die Tiefe einer tatsächlichen Google-Recherche erreicht eine Fragerunde mit Alexa ohnehin nie. In der Regel wird ein Passus aus der Wikipedia abgerufen.
Stellen Sie sich Alexa wie Siri vor – nur etwas dümmer. Viel Lob verdient hingegen Alexas Sprache und Ausdrucksweise. Sie klingt überraschend lebendig – WirtschaftsWoche-Kolumnist Markus Werner hat sich gleich ein bisschen verknallt.
In der Praxis dürfte Echo bei vielen Nutzern zum Einstellen von Wecker, Sleeptimer oder Eieruhr genutzt werden. Und zum Musikhören natürlich: Echo hat über das Internet Zugriff auf tausende Radiosender. Außerdem können die Streamingdienste Spotify und Amazon Music damit verknüpft werden. Wer seine Musik allerdings via iTunes verwaltet oder gar daheim eine Festplatte als privaten Music-Server benutzt, hat Pech. Beide Quellen können die Echos bisher nicht anzapfen. Eine bessere Handvoll Lieblingshits lassen sich in den kostenlosen Basisspeicher von Amazon Music kopieren. Was darüber hinaus geht muss an Speicherplatz bei Amazon erworben werden (oder über ein Musik-Abo bezahlt).
Alles in allem ist der Umgang mit der Technik unterhaltsam bis angenehm, aber nicht bahnbrechend. Wer Alexa wirklich smarter machen will, muss sie verknüpfen – mit den Programmen von Drittanbietern oder gleich ganz anderen Smart-Home-Anwendungen
Welche Dienste kann ich mit Alexa nutzen?
Das Einrichten erfolgt via App und ist kinderleicht. Mittlerweile gibt es dutzende der "Skills" genannten nachladbaren Zusatzfertigkeiten aus verschiedenen Bereichen. Taxis lassen sich via MyTaxi ordern, Kochrezepte von Chefkoch.de oder Fahrpläne per Bahn-App abrufen. Letzteres funktioniert allerdings nur holprig. Mitunter ist es einfach deutlich schneller, die gewünschten Aufgaben in der jeweiligen App einzutippen - statt sich durch die teils mehrstufigen Sprachbefehls-Ebenen zu hangeln.
Beliebt sind Nachrichtenangebote, die auf Befehl die aktuellsten Entwicklungen wiedergeben. Aus verschiedenen Quellen wie etwa die Tagesschau in 100 Sekunden, N-TV oder Kicker kann man sich schnell sein persönliches Programm basteln. Auch die WirtschaftsWoche ist mit ihrem Nachrichten-Angebot und einem Konzern-Karriere-Spiel vertreten. Der persönliche Nachrichtensprecher, aktivierbar über Sprachbefehle wie "Alexa, sag mit die aktuelle Nachrichtenlage", ist tatsächlich praktisch – und hilft dabei zumindest selber klüger zu werden.
Nützlich und absurd: Die Amazon Skills
Amazons Alexa lässt sich erweitern – mit Zusatzprogrammen, den sogenannten Skills - im Prinzip Apps, mit denen Alexa interagieren kann. Erhältlich sind die Erweiterungen über die Alexa App, für die Installation sind nur wenige Schritte nötig. Wir haben aus den wichtigsten Kategorien eine Auswahl zusammengestellt.
Nachrichten-Skills gibt es bei Amazon unter anderem von der WirtschaftsWoche, BBC, Bild, Spiegel Online, der Welt, Heise, dem Kicker oder der NZZ. Der Nutzer kann sich so sein persönliches Nachrichtenprogramm zusammenstellen, das über die Befehle „Alexa, was ist meine tägliche Zusammenfassung?“ oder „Alexa, was sind die Nachrichten?“ gestartet wird.
Auch das Satiremagazin Postillion sowie Nachrichtenangebote, die eher regional von Interesse sein dürften, finden sich: Die Freiwillige Feuerwehr Pinneberg („Alexa, frage Feuerwehr Pinneberg nach dem letzten Einsatz“) gibt es etwa als Skill.
Anfang 2017 die umfassendste Kategorie im Bereich der Amazon Skills. Es gibt etwa ein Rollenspiel („Goblinraub“ aus dem „Das-schwarze-Auge“-Universum), schlicht gestartet mit „Alexa, starte Rollenspiel“. Auch Quizze und Rate-Skills gibt es zuhauf. Darunter ein Berlin-Quiz, ein Tier-Quiz und „Stadt, Land, Fluss“. „Katzen-Infos“ soll „interessante, verblüffende und lustige Katzen-Fakten“ ausspucken. „Kina Kunu“ übersetzt, analog zu dem Lied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ des Nutzers auf „kunusisch“. Der „Namen Finder“ bewirbt sich selbst mit „Lass dir zufällig ausgewählte Namen für dein Kind oder Haustier vorschlagen.“ Alles klar: „Alexa, frage Namen-Finder wie ich mein Baby nennen soll.“
Aber auch tendenziell nützliche Skills gibt es hier: Etwa Mathematik-Rätsel („Alexa, öffne Mathe Knobelaufgaben“) oder einen Saisonkalender für Obst und Gemüse (Obst- bzw. Gemüse-Nerd: „Sind Äpfel gerade frisch?“, „Sind Erbsen gerade frisch?“).
Neben diversen Nachschlage- und Fakten-Skills zu (deutschen) Städten und verschiedenen Staaten gibt es auch in dieser Kategorie ein breites Spektrum an Programmen, manche im Alltag mehr, manche weniger nützlich. So gibt es neben dem Fleckentferner ("Alexa, frag Fleckentferner wie ich Kaffeeflecken entferne", "Wie entferne ich Weinflecken?") auch Fakten über Wasserball (Wasserball Geek). Wer sich mit weniger psychologischen Themen auseinandersetzen möchte, findet aber auch in dieser Kategorie Katzen- (und Pferde-)-Fakten-Skills und diverse Programme für ausgewählte Tageszitate.
Wo stehen Goethe-Zitate direkt zwischen dem „Pups-Generator“ und Chuck-Norris-Fan-Witzen? Richtig: Unter „Neuheiten & Humor“ im Alexa-Skill-Bereich bei Amazon. (Ja, die Skills machen alle das, was Sie denken). Hier kann man sich aber auch von Alexa schmeicheln lassen: Mit „Kompliment mich“ erzählt Alexa dem Nutzer etwas Nettes, etwa „Du bist so klug!“. Außerdem kann die „Magische Miesmuschel“ um Rat gefragt werden – und ebenso „Kein Bier vor Vier“; der dazugehörige Befehl: "Alexa, frag ‚Kein Bier vor Vier‘ ob ich jetzt schon Bier trinken kann". Witze erzählt Alexa dem Nutzer etwa mit dem Flachwitz-Skill: "Alexa öffne Flachwitz" oder der „Witze-Box“. Die neuesten Verschwörungstheorien liefert „Der mächtige Aluhut“: „Alexa, frage ‚Mächtiger Aluhut‘ nach der Wahrheit".
Hier findet sich etwa ein Skill für muslimische Gebetszeiten in München („Alexa, frage ‚Mein Muslim‘ nach dem Nachmittagsgebet“), einer für Diabetiker („Alexa, öffne Broteinheit“) oder auch eine Entscheidungshilfe, welches Haustier man sich anschaffen sollte („Alexa, starte Haustierentscheidung“). Überhaupt, Entscheidungshilfen sind populär: Alexa hilft mit dem passenden Skill auch bei der Suche nach dem richtigen Longdrink oder Gin („Empfiehl mir einen Gin“/ „Alexa, starte ‚Welchen Longdrink soll ich trinken?‘) wie auch bei der Wahl der nächsten Mahlzeit („Alexa, öffne ‚Was soll ich kochen?‘). Aber auch Rezept-Skills sind hier zu finden: Etwa von Chefkoch („Alexa, sage Chefkoch, ich hätte gerne Pasta-Rezepte“) oder „Kitchen Stories“ ("Alexa, frage ‚Kitchen Stories‘ nach einem vegetarischen Rezept") Außerdem dabei: Ein Schwangerschaftsguide der Zeitschrift „Eltern“ und der „Gala“-Skill mit Wissenstests über Stars und Sternchen.
Hier kann Alexa zeigen, was sie kann – wenn sie die richtigen Skills hat und der Nutzer im Besitz der passenden Geräte ist: So kann Alexa etwa die Uhr „LaMetric Time“ die Wettervorhersage anzeigen lassen, „Lightify“ ist ein Skill von Osram, der mit passender Hardware auf folgende Befehle wie „Alexa, schalte Schlafzimmer ein“, „Alexa, dimme die Küche“ reagiert – und mit „Philipps Hue“ lassen sich direkt ganze Lichtstimmungen programmieren. Auch RWE-Tochter innogy hat einen Skill zur Smart-Home-Steuerung entwickelt: „Alexa, stelle das Raumklima Wohnzimmer auf 23°C“, „Alexa, schalte die Deckenleuchte Wohnzimmer ein“, „Alexa, stelle die Rollläden im Wohnzimmer auf 40%“.
Hier finden sich ziemlich unterschiedliche Skills. Metal-Fans können sich über den „Wacken-Countdown“ freuen. Alexa hält einen mit diesem Skill immer auf dem Laufenden, wie lange es noch dauert, bis endlich wieder im Matsch gefeiert werden kann. Aber auch Motivations-Skills finden sich hier („Alexa, frage ‚Mutmacher‘ nach etwas Motivierendem.“) sowie Mondphasen-Programme; außerdem Zufalls-Zahlen-Generatoren. Interessant für Nutzer mit Home-Office: Der Zeiterfassungs-Skill, ein Timer, der bei der Erfassung der Arbeitszeiten hilft.
Alexa scheint bei Studenten beliebt zu sein: Neben diversen ÖPNV-Angeboten (s.u.) finden sich unter „Lokales“ Skills für die Speisepläne der Mensa in Aachen („Alexa, frage ‚Mensa Aachen‘, was es in der Mensa Academica am Montag zu essen gibt“), der TH Brandenburg oder in Dresden. „OmNomNom“ verspricht, gleich die Speisepläne verschiedener Mensen deutscher Hochschulen zu kennen.
Wohl eine Kategorie, deren Nutzen direkt einleuchtet: Wer in Eile ist, kann sich über diverse Fahrplanauskunftsskills über die beste Bus- oder Bahnverbindung informieren, ohne Zeit zu verlieren, indem er dafür erst den PC hochfahren oder umständlich am Smartphone herumnesteln muss. Es gibt diverse Skills für den ÖPNV einzelner Städte, außerdem MyTaxi („Alexa, ruf mir ein Taxi mit mytaxi“). „Aufzug Info Berlin“ informiert auf Anfrage darüber, an welchen Stationen des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin die Aufzüge nicht funktionieren. Auch die Deutsche Bahn als überregionaler Anbieter ist dabei. Zulässige Fragen an den Bahn-Skill wären etwa: „Alexa, frage ‚Deutsche Bahn‘ nach einer Verbindung von Hamburg nach Köln morgen um 12 Uhr.“
In dieser Kategorie gibt es vor allem drei Arten von Skills: Die Mensa-Speisepläne (s. o.), Entscheidungshilfen (s.o.) sowie Rezeptsammlungen à la Chefkoch (s.o.).
Hier finden sich größtenteils Zahlengeneratoren („Alexa, frag ‚Zufällige Zahl‘ nach einer Zufallszahl“), aber auch Postleitzahlenfinder („Alexa frag, Postleitzahl Finder‘ nach 99425) sowie ein Skill für den jeweils aktuellen Gold- und Silberkurs: Alexa, frage ‚metall kurs‘ was ist der aktuelle Preis für fünf Kilo Silber“.
Hier finden sich neben diversen Skills mit Infos zu Bundesliga-Vereinen und deren nächsten Spielen („NächstesBorussenSpiel“) auch „Sky Sports“ und die altehrwürdige „Sportschau“. „binspeak Fußball Bundesliga“ und „toralarm“ informieren über die Bundesliga.
Alexa kann mit den passenden Skills die Programmzeitschrift ersetzen („Alexa, frage ‚Deutsches Fernsehprogramm‘ was gerade auf ZDF läuft“), aber auch beim Gang ins Kino unterstützen („Alexa, frage ‚Kino Bonn‘ nach einer Empfehlung für morgen Abend“). Auch eher speziellere Fragen kann man Alexa stellen – zum Beispiel als Star-Trek-Fan: „Neue Sternzeit“ hilft beim Logbuch schreiben: „Alexa, frage ‚Neue Sternzeit‘: Welche Sternzeit ist jetzt?"
Musik: Alexa funktioniert mit Skills einiger Radiosender (Antenne Bayern: „Alexa, spiele Alpensound von Antenne Bayern“, „Alexa, starte den Radioplayer und spiele RTL Radio“) und listet auf Anfrage die Musikcharts auf.
Die Kategorie Gesundheit und Fitness kann mit hilfreichen Skills aufwarten: Etwa dem „Verbandskasten“, den der Nutzer fragen kann, was etwa bei einem Herzinfarkt zu tun ist. Auch einen Skill für die Notdienste der Apotheken gibt es: „Apotheken Info“.
Im Bereich Wirtschaft und Finanzen findet man etwa Skills zu Wechselkursen („Alexa, frag ‚Wechsel Stube‘: Was ist der Wechselkurs von Pfund auf Yen?“, „Alexa, frage ‚BitTrade‘ nach dem Bitcoinkurs"). Die Kategorie Vernetztes Auto bietet einige Programme für Kennzeichensuche wie „Alexa frage Kennzeichen Deutschland nach Kennzeichen M“, aber auch den Skill „BMW Connected“, mit dem man über Alexa zum Beispiel das Auto verschließen kann (wenn es denn ein BMW ist): "Alexa, verriegele die Türen vom BMW".
Wirklich spannend wird das Befehlen erst, wenn andere smarte Geräte im Haus sind, die sich per Sprache steuern lassen. Kompatibel sind etwa bekannte Hersteller von smarten Heizungssystemen wie Tado und innogy SmartHome, Steckdosen von TP-Link und Beleuchtungssysteme wie Philips Hue und Osram Lightify. Auch da aber gilt: Mindestens bei komplexeren Wünschen geht die Konfiguration über die Original-App oft leichter und schneller.
Wie gut ist die Spracherkennung?
Für den Deutschlandstart des Echo hat sich Amazon Zeit gelassen. In den USA und Kanada vertreibt Amazon die Geräte schon länger mit großem Erfolg. In Deutschland hatten zunächst nur ausgewählte Kunden die Chance Echo und Alexa auf Einladung zu testen. Geräte gingen insbesondere an Interessenten, die aufgrund des Wohnortes einen starken Akzent oder ungewöhnliche Grammatik versprachen. Echo und Alexa musste schließlich noch Deutsch lernen – in allen Facetten. Nun hält Amazon die Spracherkennung für markttauglich. Die Rückmeldungen der Testkunden hätten wesentlich früher als erwartet das angepeilte Zufriedenheitsniveau erreicht, heißt es aus dem Entwicklerkreis bei Amazon.
Bei aller gemessenen Zufriedenheit: Missverständnisse und Fehler mit unklarer Ursachen bleiben dennoch auch nach dem offiziellen Vertriebsstart nicht aus. Mitunter wird ein eben noch erkannter Befehl zum Licht ausschalten Sekunden später nicht mehr akzeptiert. Aus einem Sleeptimer machte Alexa einmal einen Wecker (besonders unschön, Anm. des Autors). Alles in allem aber klappt die Sprachsteuerung auf Hochdeutsch aber erstaunlich gut.
Für Verwirrung sorgt gelegentlich der Wechsel zwischen Deutsch und Englisch - zum Beispiel bei Musiktiteln: Wer das Lied "4-15-13" hören will, muss nach "Four-Fifteen-Thirteen von den Dropkick Murphys" suchen. Mit etwas Glück - aber längst nicht immer - versteht Alexa die Bitte und antwortet fröhlich mit: "Vier-Fünfzehn-Dreizehn von den Dropkick Murphys".
Meist kleinere Probleme also - die aber der angestrebten WIRKLICH natürlichen Kommunikation zwischen Mensch und Maschine weiterhin im Weg stehen.
Für größeres Aufsehen sorgte hingegen eine Panne in den USA: In einem TV-Beitrag fielen die Worte "Alexa, bestell mir eine Puppenstube". Der Amazon-Assistent fühlte sich angesprochen – und löste in zahlreichen Haushalten den Bestellvorgang aus.
Braucht man das Gerät wirklich?
Die Vernetzung ist prima, um Gäste zu beeindrucken. "Alexa, dimme das Licht im Wohnzimmer", kombiniert mit "Alexa, spiele Musik" hat Charme. Staunen der Gäste ist gewiss – bei Menschen mit Angst vor der Datenkrake übrigens auch Entsetzen.
Auch "Alexa, setze die Temperatur im Wohnzimmer auf 23 Grad", klingt cool. Wirklich praktisch ist das aber nur selten. Wenn es schnell gehen soll, ist der Druck auf den Lichtschalter ohnehin meist die bessere Wahl. Und wer bereits eine smarte Heizung daheim hat, die beispielsweise auf An- und Abwesenheiten ihrer Nutzer automatisch reagiert, der muss die Temperatur selten anpassen – auch nicht per Sprache.
Eine grundsätzliche Warnung: Wer sich wegen des smarten Assistenten nun auch ein Smart Home basteln will, muss sehr schnell sehr viel zahlen. Schon für ein Starterpaket des Lichtsystems Hue mit drei LED-Birnen werden 170 Euro fällig. Und das ist wirklich nur der Anfang. Heizung, Steckdosen, Klimaanlagen, Überwachungssystem – für entsprechendes Geld kann im Haus inzwischen viel ferngesteuert und, dank Alexa, angesprochen werden.
Andererseits, wer beispielsweise bereits seinen Unterhaltungszoo aus Satelliten-Empfänger, Pay-TV-Decoder, Flachfernseher und Wohnzimmer-Sound-System über eine der lernfähigen Fernsteuerungen von Logitech koordiniert kann - mithilfe eines entsprechenden Alexa-Skills die ganze Schaltorgie nun tatsächlich über den einen oder anderen kurzen Sprachbefehl managen.
Viele der möglichen Alexa-Funktionen braucht niemand regelmäßig. Kleine Annehmlichkeiten, wie das Licht mit vollen Händen per Sprache anschalten und die Musik einschalten, beschert der Echo aber auf jeden Fall.
Und den Entertainment-Faktor spricht dem Echo-Alexa-Gespann niemand ab. Wieder gilt: Das Potenzial ist groß. Weitere Funktionen werden mit Sicherheit folgen. In den USA lässt sich darüber bereits Pizza ordern – und laut Medienberichten könnte bald auch das Telefonieren möglich sein.
Wie komfortabel ist das Einkaufen via Echo?
Amazon wäre nicht Amazon, wenn der Konzern es beim Verkauf der smarten Lautsprecher belassen würde. Amazon-Prime-Kunden können nun auch per Stimme einkaufen. Wer kein Prime-Abo hat, muss weiter klicken.
Ein allzu großer Verlust ist das nicht. Je nach Wunsch kann der Einkauf via Alexa sehr zäh sein und frustrieren. Der Katalog des Onlineversandhauses ist gigantisch, gezielt etwas per Sprachsuche zu finden, kaum möglich
Kleines Beispiel:
Alexa, bestelle Hundefutter A, 15 Kilogramm.
Ich habe Futtersack X gefunden. Möchtest Du bestellen?
Nein.
Ich habe außerdem Hundefutter B - 25 KG gefunden. Möchtest Du Bestellen?
Nein. Stop.
[Neuer Versuch].
Alexa, bestelle Hundefutter A.
Ich habe Futtersack XY gefunden. Möchtest Du bestellen?
Nein. Stop.
[Mehrere Versuche und 15 Minuten später]
… Ich habe Frisbee Y gefunden. Möchtest Du bestellen?
Aaaah!
Das habe ich leider nicht verstanden.
Frustration beim Nutzer kontert Alexa mit stoischer Gelassenheit und Serviceorientierung. "Wir arbeiten daran, künftig auch Emotionen zu verstehen", sagte ein für den Bau des Echo verantwortlicher Manager im Gespräch mit der Fachzeitschrift "Computerbild". Das kann noch lustig werden.
Zum Produkt kommt man via Online-Shopping trotzdem schneller. Weiterführende Informationen zu den einzelnen Waren kann der Lautsprecher ohnehin nicht bieten.
Fairerweise: Wer austauschbare Standard-Ware wie Küchenrollen bestellen will, wird schneller fündig. Außerdem lernt Alexa anhand der bisherigen Bestellungen und des Nutzerfeedbacks stetig dazu. Um auf die Schnelle das gewohnte Waschmittel oder Spülmaschinentabs zu kaufen, ist die Assistentin schon jetzt geeignet.
Entscheidend ist ohnehin weniger, wie gut das Einkaufen gerade funktioniert, sondern welches Potential sich für Kunden und Konzern bietet. Amazon Echo "verändert radikal die Art, wie wir einkaufen", sagt etwa Handelsexperte Gerrit Heinemann, Leiter des eWeb Research Center an der Hochschule Niederrhein, im Gespräch mit WiWo Online.
Während wir Echo beibringen, was wir eigentlichen wollen, gewöhnen wir uns zugleich daran, dass es gar nicht so merkwürdig ist, die Einkaufsliste im Wohnzimmer vorzulesen.
Spion in den eigenen vier Wänden
Klingt wie ein Albtraum für Datenschützer.
Ist es. Dass in der Wohnung ein dauerhaft geöffnetes Mikrofon mit Internetzugang und Direktleitung zu einem Konzerngiganten liegt, bereitet vielen Bauchschmerzen. Intelligente Sprachassistenten, "die mit einem Mikrofon permanent ihre Umgebung 'belauschen'", sehe sie kritisch, warnte die Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Andrea Voßhoff, schon bei Bekanntwerden der Pläne von Amazon und Google in der WirtschaftsWoche.
"Machen Sie sich bewusst, dass auch Familienmitglieder und Gäste im Raum durch das stetige Lauschen auf einen "Alexa"-Zuruf des Geräts potenziell ausgehorcht und sich damit in Ihrem Persönlichkeitsbereich berührt fühlen könnten", mahnt die Verbraucherzentrale.
Amazon beteuert derweil, dass nur ab dem Aktivierungs-Wort mitgeschnitten und Anfragen an die Server gesendet werden. Außerdem sorge der integrierte Abschaltknopf für die Aufnahme sogar physisch dafür, dass kein Strom mehr zum Mikrofon fließe, und der Nutzer das Gerät auf diese Weise tatsächlich taub schalten könne. Zudem ließen sich ältere, bei Amazon protokollierte Aufzeichnungen, über das persönliche Alexa-Portal auch nachträglich komplett löschen.
Amazons Logistik-Netz in Deutschland
In Deutschland hat Amazon bislang neun Logistikzentren an acht Standorten: In Graben bei Augsburg, Bad Hersfeld mit zwei Logistikzentren, Leipzig, Rheinberg, Werne, Pforzheim, Koblenz und Brieselang.
Mehr als 9.000 Festangestellte aus über 100 Nationen. In der Weihnachtszeit kommen nach Angaben des Konzerns 10.000 weitere Saisonkräfte hinzu.
860.000 Quadratmeter (120,5 Fußballfelder) mit einer Lagerkapazität von mehr als 3 Mio. m³.
Am 15.12.2013 verzeichnete Amazon.de 4,6 Mio. Kundenbestellungen. Das waren 53 pro Sekunde.
Auf die Beteuerungen muss der Kunde schlussendlich vertrauen. Dennoch gilt: So sehr sich Amazon auch um (Daten-) Sicherheit bemüht, gänzlich ausgeschlossen ist ein Missbrauch der Geräte nicht. Auch wenn die Vorstellung, Hacker könnten den Echo als Wanze nutzen, bisher mehr eine theoretische als eine praktische Bedrohung zu sein scheint – begonnen hat der Angriff aufs Wohnzimmer schließlich längst.
Auch Behörden haben das Potential der Geräte schon für sich entdeckt. Kurz vor Jahresende machte die Meldung die Runde machte, Amazons vernetzter Lautsprecher könne der Polizei im US-Bundesstaat Arkansas vielleicht bei der Aufklärung eines Mordes helfen. Die Ermittler hofften Echo könnte etwas aufgezeichnet haben – und verlangten bei Amazon die Herausgabe von Daten. Bislang sperrt sich der Konzern offenbar. Und ob überhaupt verwertbare Daten vorliegen ist unklar. Zugegeben: Schon der Gedanke ist gruselig.
Wie lebt es sich denn sonst mit dem Spion in den eigenen vier Wänden?
Erschreckend gut, erschreckend normal. Der Echo reagiert tatsächlich auf die Nennung des Aktvierungswortes. Sofern im Haushalt niemand "Alexa" heißt, springt das Gerät in der Regel nur an, wenn Sie es möchten (alternativ lassen sich die erwähnten Worte "Echo" oder "Amazon" als Aktivierungsbegriff auswählen, andere, persönlichere Worte hingegen nicht).
Fehlalarme sind höchst selten. Das bedeutet aber auch: Man vergisst schnell, dass der Echo im Raum ist. Binnen der mehrmonatigen Testphase hat Alexa die Diskussion über das Ausräumen der Spülmaschine genauso mitgehört wie die Diskussion über das Abschneiden der AfD im aktuellen Deutschlandtrend. Es lässt sich verschmerzen, WENN man darauf vertraut, dass die Sprache TATSÄCHLICH nicht im Hintergrund doch an die Server von Amazon oder eines neugierigen Spitzeldienstes übermittelt werden.
Die Idee, Alexa regelmäßig auszuschalten oder in einen anderen Raum zu tragen, dürfte jedenfalls in dem meisten Fällen reine Illusion bleiben. Wer den Echo in seiner Wohnung aufstellt, gewöhnt sich wirklich schnell an das Gerät.
Gibt es abseits von Alexa keine anderen smarten Assistenten?
Oh doch. Branchenkenner haben die Künstliche Intelligenz für Zuhause längst als Boom-Thema ausgemacht. Eine eigene KI haben alle Tech-Riesen in petto. Mit Alexa konkurriert Amazon mit Google Now, Siri von Apple und Cortana von Microsoft. Deren Qualitäten, glauben die Marktforscher von Gartner, dürften übrigens zügig mit jenen von Alexa gleich ziehen.
Bei der Vernetzung mit dem Smart Home durch ein eigenes Gerät hat Amazon dennoch bisher eindeutig die Nase vorne. Als nächster ernstzunehmender Konkurrent steht Google Home in den Startlöchern: Ein smartes, blumenvasenähnliches Gerät, das dem Echo ähnelt.
Fazit
Das erste Spielen mit Echo und Alexa macht Spaß - viel sogar. Der smarte Assistent funktioniert prima als Partygag und als anschließendes Gesprächsthema. Auch das Ausprobieren neuer Skills ist unterhaltsam. Im täglichen Gebrauch schrumpft die Einsatzfreude jedoch schnell: Wecker aus, Licht an, Musik laut, Licht aus, die Nachrichtenlage bitte, Küchentimer auf 15 Minuten, Alexa, Stop.
Wer nur Musik über den Echo will, kommt mit Bluetoothboxen mindestens genauso gut weg - und kann unter Umständen noch ein paar Euro sparen.
Spannend wird sein, wie Amazon Echo und insbesondere Alexa weiterentwickelt. Je smarter die KI wird, je mehr Kontext sie einbeziehen kann und je mehr Anbieter Skills einstellen - desto attraktiver wird der Einsatz. Für ausreichend Motivation zur Weiterentwicklung sorgt dieser Tage schon Googles Konkurrenzprodukt Google Home.
Ob man sich für den Spaß und ein bisschen Nutzwert tatsächlich einer potentiellen Spionin ausliefern möchte, ist eine Typfrage. In den USA haben viele Kunden sie mit "Ich will" beantwortet. Laut Hochrechnungen des Marktforschungsinstituts CIRP hat Amazon seit der US-Markteinführung Ende 2014 mehr als 8 Millionen Geräte abgesetzt.