Das Einrichten erfolgt via App und ist kinderleicht. Mittlerweile gibt es dutzende der "Skills" genannten nachladbaren Zusatzfertigkeiten aus verschiedenen Bereichen. Taxis lassen sich via MyTaxi ordern, Kochrezepte von Chefkoch.de oder Fahrpläne per Bahn-App abrufen. Letzteres funktioniert allerdings nur holprig. Mitunter ist es einfach deutlich schneller, die gewünschten Aufgaben in der jeweiligen App einzutippen - statt sich durch die teils mehrstufigen Sprachbefehls-Ebenen zu hangeln.
Beliebt sind Nachrichtenangebote, die auf Befehl die aktuellsten Entwicklungen wiedergeben. Aus verschiedenen Quellen wie etwa die Tagesschau in 100 Sekunden, N-TV oder Kicker kann man sich schnell sein persönliches Programm basteln. Auch die WirtschaftsWoche ist mit ihrem Nachrichten-Angebot und einem Konzern-Karriere-Spiel vertreten. Der persönliche Nachrichtensprecher, aktivierbar über Sprachbefehle wie "Alexa, sag mit die aktuelle Nachrichtenlage", ist tatsächlich praktisch – und hilft dabei zumindest selber klüger zu werden.
Nützlich und absurd: Die Amazon Skills
Amazons Alexa lässt sich erweitern – mit Zusatzprogrammen, den sogenannten Skills - im Prinzip Apps, mit denen Alexa interagieren kann. Erhältlich sind die Erweiterungen über die Alexa App, für die Installation sind nur wenige Schritte nötig. Wir haben aus den wichtigsten Kategorien eine Auswahl zusammengestellt.
Nachrichten-Skills gibt es bei Amazon unter anderem von der WirtschaftsWoche, BBC, Bild, Spiegel Online, der Welt, Heise, dem Kicker oder der NZZ. Der Nutzer kann sich so sein persönliches Nachrichtenprogramm zusammenstellen, das über die Befehle „Alexa, was ist meine tägliche Zusammenfassung?“ oder „Alexa, was sind die Nachrichten?“ gestartet wird.
Auch das Satiremagazin Postillion sowie Nachrichtenangebote, die eher regional von Interesse sein dürften, finden sich: Die Freiwillige Feuerwehr Pinneberg („Alexa, frage Feuerwehr Pinneberg nach dem letzten Einsatz“) gibt es etwa als Skill.
Anfang 2017 die umfassendste Kategorie im Bereich der Amazon Skills. Es gibt etwa ein Rollenspiel („Goblinraub“ aus dem „Das-schwarze-Auge“-Universum), schlicht gestartet mit „Alexa, starte Rollenspiel“. Auch Quizze und Rate-Skills gibt es zuhauf. Darunter ein Berlin-Quiz, ein Tier-Quiz und „Stadt, Land, Fluss“. „Katzen-Infos“ soll „interessante, verblüffende und lustige Katzen-Fakten“ ausspucken. „Kina Kunu“ übersetzt, analog zu dem Lied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ des Nutzers auf „kunusisch“. Der „Namen Finder“ bewirbt sich selbst mit „Lass dir zufällig ausgewählte Namen für dein Kind oder Haustier vorschlagen.“ Alles klar: „Alexa, frage Namen-Finder wie ich mein Baby nennen soll.“
Aber auch tendenziell nützliche Skills gibt es hier: Etwa Mathematik-Rätsel („Alexa, öffne Mathe Knobelaufgaben“) oder einen Saisonkalender für Obst und Gemüse (Obst- bzw. Gemüse-Nerd: „Sind Äpfel gerade frisch?“, „Sind Erbsen gerade frisch?“).
Neben diversen Nachschlage- und Fakten-Skills zu (deutschen) Städten und verschiedenen Staaten gibt es auch in dieser Kategorie ein breites Spektrum an Programmen, manche im Alltag mehr, manche weniger nützlich. So gibt es neben dem Fleckentferner ("Alexa, frag Fleckentferner wie ich Kaffeeflecken entferne", "Wie entferne ich Weinflecken?") auch Fakten über Wasserball (Wasserball Geek). Wer sich mit weniger psychologischen Themen auseinandersetzen möchte, findet aber auch in dieser Kategorie Katzen- (und Pferde-)-Fakten-Skills und diverse Programme für ausgewählte Tageszitate.
Wo stehen Goethe-Zitate direkt zwischen dem „Pups-Generator“ und Chuck-Norris-Fan-Witzen? Richtig: Unter „Neuheiten & Humor“ im Alexa-Skill-Bereich bei Amazon. (Ja, die Skills machen alle das, was Sie denken). Hier kann man sich aber auch von Alexa schmeicheln lassen: Mit „Kompliment mich“ erzählt Alexa dem Nutzer etwas Nettes, etwa „Du bist so klug!“. Außerdem kann die „Magische Miesmuschel“ um Rat gefragt werden – und ebenso „Kein Bier vor Vier“; der dazugehörige Befehl: "Alexa, frag ‚Kein Bier vor Vier‘ ob ich jetzt schon Bier trinken kann". Witze erzählt Alexa dem Nutzer etwa mit dem Flachwitz-Skill: "Alexa öffne Flachwitz" oder der „Witze-Box“. Die neuesten Verschwörungstheorien liefert „Der mächtige Aluhut“: „Alexa, frage ‚Mächtiger Aluhut‘ nach der Wahrheit".
Hier findet sich etwa ein Skill für muslimische Gebetszeiten in München („Alexa, frage ‚Mein Muslim‘ nach dem Nachmittagsgebet“), einer für Diabetiker („Alexa, öffne Broteinheit“) oder auch eine Entscheidungshilfe, welches Haustier man sich anschaffen sollte („Alexa, starte Haustierentscheidung“). Überhaupt, Entscheidungshilfen sind populär: Alexa hilft mit dem passenden Skill auch bei der Suche nach dem richtigen Longdrink oder Gin („Empfiehl mir einen Gin“/ „Alexa, starte ‚Welchen Longdrink soll ich trinken?‘) wie auch bei der Wahl der nächsten Mahlzeit („Alexa, öffne ‚Was soll ich kochen?‘). Aber auch Rezept-Skills sind hier zu finden: Etwa von Chefkoch („Alexa, sage Chefkoch, ich hätte gerne Pasta-Rezepte“) oder „Kitchen Stories“ ("Alexa, frage ‚Kitchen Stories‘ nach einem vegetarischen Rezept") Außerdem dabei: Ein Schwangerschaftsguide der Zeitschrift „Eltern“ und der „Gala“-Skill mit Wissenstests über Stars und Sternchen.
Hier kann Alexa zeigen, was sie kann – wenn sie die richtigen Skills hat und der Nutzer im Besitz der passenden Geräte ist: So kann Alexa etwa die Uhr „LaMetric Time“ die Wettervorhersage anzeigen lassen, „Lightify“ ist ein Skill von Osram, der mit passender Hardware auf folgende Befehle wie „Alexa, schalte Schlafzimmer ein“, „Alexa, dimme die Küche“ reagiert – und mit „Philipps Hue“ lassen sich direkt ganze Lichtstimmungen programmieren. Auch RWE-Tochter innogy hat einen Skill zur Smart-Home-Steuerung entwickelt: „Alexa, stelle das Raumklima Wohnzimmer auf 23°C“, „Alexa, schalte die Deckenleuchte Wohnzimmer ein“, „Alexa, stelle die Rollläden im Wohnzimmer auf 40%“.
Hier finden sich ziemlich unterschiedliche Skills. Metal-Fans können sich über den „Wacken-Countdown“ freuen. Alexa hält einen mit diesem Skill immer auf dem Laufenden, wie lange es noch dauert, bis endlich wieder im Matsch gefeiert werden kann. Aber auch Motivations-Skills finden sich hier („Alexa, frage ‚Mutmacher‘ nach etwas Motivierendem.“) sowie Mondphasen-Programme; außerdem Zufalls-Zahlen-Generatoren. Interessant für Nutzer mit Home-Office: Der Zeiterfassungs-Skill, ein Timer, der bei der Erfassung der Arbeitszeiten hilft.
Alexa scheint bei Studenten beliebt zu sein: Neben diversen ÖPNV-Angeboten (s.u.) finden sich unter „Lokales“ Skills für die Speisepläne der Mensa in Aachen („Alexa, frage ‚Mensa Aachen‘, was es in der Mensa Academica am Montag zu essen gibt“), der TH Brandenburg oder in Dresden. „OmNomNom“ verspricht, gleich die Speisepläne verschiedener Mensen deutscher Hochschulen zu kennen.
Wohl eine Kategorie, deren Nutzen direkt einleuchtet: Wer in Eile ist, kann sich über diverse Fahrplanauskunftsskills über die beste Bus- oder Bahnverbindung informieren, ohne Zeit zu verlieren, indem er dafür erst den PC hochfahren oder umständlich am Smartphone herumnesteln muss. Es gibt diverse Skills für den ÖPNV einzelner Städte, außerdem MyTaxi („Alexa, ruf mir ein Taxi mit mytaxi“). „Aufzug Info Berlin“ informiert auf Anfrage darüber, an welchen Stationen des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin die Aufzüge nicht funktionieren. Auch die Deutsche Bahn als überregionaler Anbieter ist dabei. Zulässige Fragen an den Bahn-Skill wären etwa: „Alexa, frage ‚Deutsche Bahn‘ nach einer Verbindung von Hamburg nach Köln morgen um 12 Uhr.“
In dieser Kategorie gibt es vor allem drei Arten von Skills: Die Mensa-Speisepläne (s. o.), Entscheidungshilfen (s.o.) sowie Rezeptsammlungen à la Chefkoch (s.o.).
Hier finden sich größtenteils Zahlengeneratoren („Alexa, frag ‚Zufällige Zahl‘ nach einer Zufallszahl“), aber auch Postleitzahlenfinder („Alexa frag, Postleitzahl Finder‘ nach 99425) sowie ein Skill für den jeweils aktuellen Gold- und Silberkurs: Alexa, frage ‚metall kurs‘ was ist der aktuelle Preis für fünf Kilo Silber“.
Hier finden sich neben diversen Skills mit Infos zu Bundesliga-Vereinen und deren nächsten Spielen („NächstesBorussenSpiel“) auch „Sky Sports“ und die altehrwürdige „Sportschau“. „binspeak Fußball Bundesliga“ und „toralarm“ informieren über die Bundesliga.
Alexa kann mit den passenden Skills die Programmzeitschrift ersetzen („Alexa, frage ‚Deutsches Fernsehprogramm‘ was gerade auf ZDF läuft“), aber auch beim Gang ins Kino unterstützen („Alexa, frage ‚Kino Bonn‘ nach einer Empfehlung für morgen Abend“). Auch eher speziellere Fragen kann man Alexa stellen – zum Beispiel als Star-Trek-Fan: „Neue Sternzeit“ hilft beim Logbuch schreiben: „Alexa, frage ‚Neue Sternzeit‘: Welche Sternzeit ist jetzt?"
Musik: Alexa funktioniert mit Skills einiger Radiosender (Antenne Bayern: „Alexa, spiele Alpensound von Antenne Bayern“, „Alexa, starte den Radioplayer und spiele RTL Radio“) und listet auf Anfrage die Musikcharts auf.
Die Kategorie Gesundheit und Fitness kann mit hilfreichen Skills aufwarten: Etwa dem „Verbandskasten“, den der Nutzer fragen kann, was etwa bei einem Herzinfarkt zu tun ist. Auch einen Skill für die Notdienste der Apotheken gibt es: „Apotheken Info“.
Im Bereich Wirtschaft und Finanzen findet man etwa Skills zu Wechselkursen („Alexa, frag ‚Wechsel Stube‘: Was ist der Wechselkurs von Pfund auf Yen?“, „Alexa, frage ‚BitTrade‘ nach dem Bitcoinkurs"). Die Kategorie Vernetztes Auto bietet einige Programme für Kennzeichensuche wie „Alexa frage Kennzeichen Deutschland nach Kennzeichen M“, aber auch den Skill „BMW Connected“, mit dem man über Alexa zum Beispiel das Auto verschließen kann (wenn es denn ein BMW ist): "Alexa, verriegele die Türen vom BMW".
Wirklich spannend wird das Befehlen erst, wenn andere smarte Geräte im Haus sind, die sich per Sprache steuern lassen. Kompatibel sind etwa bekannte Hersteller von smarten Heizungssystemen wie Tado und innogy SmartHome, Steckdosen von TP-Link und Beleuchtungssysteme wie Philips Hue und Osram Lightify. Auch da aber gilt: Mindestens bei komplexeren Wünschen geht die Konfiguration über die Original-App oft leichter und schneller.
Wie gut ist die Spracherkennung?
Für den Deutschlandstart des Echo hat sich Amazon Zeit gelassen. In den USA und Kanada vertreibt Amazon die Geräte schon länger mit großem Erfolg. In Deutschland hatten zunächst nur ausgewählte Kunden die Chance Echo und Alexa auf Einladung zu testen. Geräte gingen insbesondere an Interessenten, die aufgrund des Wohnortes einen starken Akzent oder ungewöhnliche Grammatik versprachen. Echo und Alexa musste schließlich noch Deutsch lernen – in allen Facetten. Nun hält Amazon die Spracherkennung für markttauglich. Die Rückmeldungen der Testkunden hätten wesentlich früher als erwartet das angepeilte Zufriedenheitsniveau erreicht, heißt es aus dem Entwicklerkreis bei Amazon.
Bei aller gemessenen Zufriedenheit: Missverständnisse und Fehler mit unklarer Ursachen bleiben dennoch auch nach dem offiziellen Vertriebsstart nicht aus. Mitunter wird ein eben noch erkannter Befehl zum Licht ausschalten Sekunden später nicht mehr akzeptiert. Aus einem Sleeptimer machte Alexa einmal einen Wecker (besonders unschön, Anm. des Autors). Alles in allem aber klappt die Sprachsteuerung auf Hochdeutsch aber erstaunlich gut.
Für Verwirrung sorgt gelegentlich der Wechsel zwischen Deutsch und Englisch - zum Beispiel bei Musiktiteln: Wer das Lied "4-15-13" hören will, muss nach "Four-Fifteen-Thirteen von den Dropkick Murphys" suchen. Mit etwas Glück - aber längst nicht immer - versteht Alexa die Bitte und antwortet fröhlich mit: "Vier-Fünfzehn-Dreizehn von den Dropkick Murphys".
Meist kleinere Probleme also - die aber der angestrebten WIRKLICH natürlichen Kommunikation zwischen Mensch und Maschine weiterhin im Weg stehen.
Für größeres Aufsehen sorgte hingegen eine Panne in den USA: In einem TV-Beitrag fielen die Worte "Alexa, bestell mir eine Puppenstube". Der Amazon-Assistent fühlte sich angesprochen – und löste in zahlreichen Haushalten den Bestellvorgang aus.
Braucht man das Gerät wirklich?
Die Vernetzung ist prima, um Gäste zu beeindrucken. "Alexa, dimme das Licht im Wohnzimmer", kombiniert mit "Alexa, spiele Musik" hat Charme. Staunen der Gäste ist gewiss – bei Menschen mit Angst vor der Datenkrake übrigens auch Entsetzen.
Auch "Alexa, setze die Temperatur im Wohnzimmer auf 23 Grad", klingt cool. Wirklich praktisch ist das aber nur selten. Wenn es schnell gehen soll, ist der Druck auf den Lichtschalter ohnehin meist die bessere Wahl. Und wer bereits eine smarte Heizung daheim hat, die beispielsweise auf An- und Abwesenheiten ihrer Nutzer automatisch reagiert, der muss die Temperatur selten anpassen – auch nicht per Sprache.
Eine grundsätzliche Warnung: Wer sich wegen des smarten Assistenten nun auch ein Smart Home basteln will, muss sehr schnell sehr viel zahlen. Schon für ein Starterpaket des Lichtsystems Hue mit drei LED-Birnen werden 170 Euro fällig. Und das ist wirklich nur der Anfang. Heizung, Steckdosen, Klimaanlagen, Überwachungssystem – für entsprechendes Geld kann im Haus inzwischen viel ferngesteuert und, dank Alexa, angesprochen werden.
Andererseits, wer beispielsweise bereits seinen Unterhaltungszoo aus Satelliten-Empfänger, Pay-TV-Decoder, Flachfernseher und Wohnzimmer-Sound-System über eine der lernfähigen Fernsteuerungen von Logitech koordiniert kann - mithilfe eines entsprechenden Alexa-Skills die ganze Schaltorgie nun tatsächlich über den einen oder anderen kurzen Sprachbefehl managen.
Viele der möglichen Alexa-Funktionen braucht niemand regelmäßig. Kleine Annehmlichkeiten, wie das Licht mit vollen Händen per Sprache anschalten und die Musik einschalten, beschert der Echo aber auf jeden Fall.
Und den Entertainment-Faktor spricht dem Echo-Alexa-Gespann niemand ab. Wieder gilt: Das Potenzial ist groß. Weitere Funktionen werden mit Sicherheit folgen. In den USA lässt sich darüber bereits Pizza ordern – und laut Medienberichten könnte bald auch das Telefonieren möglich sein.