Springer verkauft Aufeminin 286 Millionen für ein Frauenportal

Das Medienunternehmen Axel Springer will das Frauenportal Aufeminin an einen französischen TV-Sender abstoßen. Das digitale Rubrikengeschäft soll dagegen gestärkt werden – mit einem allumfassenden Serviceangebot.

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Das Verlagshaus stößt das Internetportal Aufeminin an einen französischen Fernsehsender ab. Quelle: dpa

Berlin Kurz vor Jahresende bereinigt das Medienhaus Axel Springer SE sein Portfolio. Das Berliner Unternehmen will seine Beteiligung an dem Internetportal Aufeminin, das sich vorzugsweise an Frauen richtet, an den französischen TV-Sender TF1 verkaufen. Springer, das Medienmarken wie „Bild“ und „Welt“ herausgibt, hat am Dienstag in Paris eine entsprechende Vereinbarung mit dem französischen Unternehmen geschlossen. „Für uns ist Aufeminin kein zentrales Asset“, sagte Julian Deutz, Finanzchef von Axel Springer, bei einem Pressegespräch am Dienstag in Berlin.
Das Portal habe sich zunehmend in Richtung E-Commerce entwickelt und passe seiner Ansicht nach besser zu einem Fernsehsender. Zudem habe Springer einen „sehr attraktiven Preis“ erzielen können: 38,74 Euro pro Aktie, das ergebe für die Springer-Beteiligung in Höhe von 78,43 Prozent eine Bewertung von 286,1 Millionen Euro.
Springer-Finanzchef Deutz geht davon aus, dass die Transaktion bis Ende März 2018 vollzogen sein wird. Bevor der Kaufvertrag unterschrieben werde, müsse – nach französischem Recht – vorher der Betriebsrat von Aufeminin angehört werden. Auch die zuständigen Kartellbehörden müssten noch zustimmen.
Während Springer die Beteiligung an Aufeminin aus strategischen Gründen abstößt, entwickelt das Medienhaus sein digitales Rubrikengeschäft weiter. Das Unternehmen hat die Kleinanzeigen, die früher Bestandteil der gedruckten Zeitung waren, sukzessive ins Internet verlagert. Zu den größten Posten gehören Portale zur Jobvermittlung („Stepstone“), zur Immobilienvermittlung („Immowelt“) und zur generellen Informationssuche („Meinestadt“). 2010 lag der Umsatz des digitalen Rubrikengeschäfts, Classifieds genannt, bei Springer noch bei 108 Millionen, 2016 erreichte er 880 Millionen Euro. Auch der Gewinn kletterte binnen sechs Jahren von 17 auf 355 Millionen Euro.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner kündigte an, die verschiedenen Angebote zu „Classifieds Media“ zusammenzuführen. Auf einem „allumfassenden digitalen Serviceangebot“ könnten vorgelagerte Angebote wie Eignungstests, Arbeitgeberbewertungen und Werteinschätzungen stattfinden, aber auch nachgelagerte Angebote wie Finanzierungen, Versicherungen und Umzüge. „Wir müssen das Angebot größer denken“, sagte Springer-Vorstandschef Döpfner während des Pressegesprächs. Springer will sich damit als digitaler Allround-Begleiter der Menschen im Alltag positionieren und textete als Slogan dazu: „We. For your needs.“
Auch im angestammten Geschäftsbereich der Medienmarken steht eine große Veränderung bevor: Das nationale Verlagsgeschäft von Axel Springer wird künftig in Print und Digital getrennt. Das Branchenportal „Meedia“ hatte als erstes gemeldet, dass das Digitalgeschäft in einer eigenen Gesellschaft gebündelt wird. Das geht aus einem Eintrag im Handelsregister hervor, wonach das Medienhaus die „SPRING Axel Springer Digital News Media Management GmbH & Co. KG“ gegründet hat. Dahinter steht die Idee, dass in dem schnell wachsenden Digitalbereich die Strukturen des Traditionsunternehmens denen von Start-ups angepasst werden sollen. Manche Fachkräfte, beispielsweise Programmierer, können dadurch für verschiedene Medienmarken arbeiten, ohne an die Grenzen ihrer Arbeitsverträge zu stoßen.
Das Digitalgeschäft ist der Wachstumstreiber Nummer eins bei Springer – wie auch bei den meisten anderen Medienunternehmen der Republik. In den ersten neun Monaten des Jahres hat das Unternehmen 71 Prozent des Umsatzes und 77 Prozent des Gewinns digital erzielt. Die Printsparte soll sich nach der Abspaltung nun auf ihre Stärken konzentrieren und lukrative Nischen kennzeichnen. Dazu gehört beispielsweise die Lancierung von Magazinen mit spitzen Zielgruppen, wie etwa „Bike Bild“ oder „Blau“.
Vorstandschef Döpfner hatte Mitte des Jahres die Restrukturierung seines Unternehmens eingeläutet, die als die größte in der Springer-Geschichte angesehen wird. Dazu gehört auch der Abbau von Arbeitsplätzen, über deren Umfang der Vorstand auch am Dienstag keine Angaben machte. Derzeit verhandelt die Springer-Führung mit dem Betriebsrat. Der 3,3-Milliarden-Konzern beschäftigt weltweit mehr als 15.000 Mitarbeiter.

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