Starker Kursanstieg nach Quartalszahlen Facebook wird das eigene Wachstum unheimlich

Die Aktien von Facebook sind am Mittwoch gestiegen, die von Google und Snap gaben hingegen nach. Das hat bestimmte Gründe: Der Riese aus Menlo Park wächst weit stärker als erwartet. Vor allem auf Kosten von Snapchat.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Facebook wächst - vor allem auf Kosten von Snap. Quelle: Reuters

Es war ein Rekordquartal. Facebook machte seinem Ruf als eines der gewinnstärksten Tech-Unternehmen der Welt alle Ehre. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal 2017 um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 9,3 Milliarden Dollar - und damit gut doppelt so schnell wie beim größeren Rivalen Google. Der Nettogewinn erreichte 3,89 Milliarden Dollar, ein Plus von 71 Prozent. Praktisch der gesamte Umsatz wird mit Werbung verdient, die wiederum überwiegend im mobilen Internet platziert wird, auf Smartphones oder Tablets.

Die Reaktionen an der Börse waren entsprechend. Google, das am Montag berichtet und enttäuscht hatte, fiel nach starken Verlusten am Vortag weiter um 0,3 Prozent. Snap, das mittlerweile deutlich unter dem Emissionskurs von 17 Dollar liegt, rutschte sogar um 3,5 Prozent auf 13,40 Dollar ab. Der Ergebnisausweis von Snap für das zweite Quartal wird für den 10. August erwartet.

Der Bericht am Mittwoch ist da ein schlechtes Omen. Rund zwei Milliarden Menschen sind monatlich auf Facebook aktiv, ein Plus von 17 Prozent, rund 1,3 Milliarden gehen jeden Tag auf die Seite. Solche Zahlen belegen, welchen Monopolcharakter der Facebook-Konzern in seiner Branche inzwischen besitzt. Google ist dagegen in sozialen Netzen, mit Ausnahme von Youtube, praktisch nicht vertreten. Konkurrent Snap liegt gerade einmal bei 166 Millionen täglichen Nutzern. Zuletzt gab es kaum noch Wachstum.

Aber auch Facebook hat Probleme. Das Unternehmen warnt die Anleger seit sechs Monaten ausdrücklich davor, dass das Wachstum bei den Werbeeinblendungen im zweiten Halbjahr 2017 nicht mehr als signifikante Quelle für Umsatzwachstum bereitstehen wird. Der Grund: Die Timelines der Nutzer sind bereits bis zum Bersten mit Werbung gespickt.

Mehr geht einfach nicht mehr. Eine Aussage, die sich oberflächlich betrachtet mit dem berichteten Rekordergebnis beißt. Aber dem ist nicht so. Mit Hochdruck geht in Menlo Park die Arbeit an der Erschließung neuer Umsatzquellen voran. Video-Anzeigen sind bereits ein spürbarer Faktor und vor allem die zu Facebook gehörende Fotoplattform Instagram mit mehr als 700 Millionen Nutzern wird als Werbemarkt erschlossen. WhatsApp und Facebook Messenger stehen noch in der Warteschlange für eine Generalüberholung zur Werbeplattform. Vorstandschef Mark Zuckerberg deutete im Gespräch an, er wolle das jetzt „ein wenig schneller“ angehen. Außerdem werden auf Facebook die meisten Einnahmen in den USA erzielt. International gibt es noch viel Aufholpotenzial.

Eine interessante Entwicklung ist das Wachstum der Werbepreise. Während Google einen Rückgang der Werbepreise („Cost per Click“) um 23 Prozent hinnehmen musste, stieg der Werbepreis bei Facebook laut Finanzvorstand David Wehner um 24 Prozent. Hier machen sich Knappheitseffekte bemerkbar, weil der Platz in den Timelines ausverkauft ist. Endlos kann das natürlich auch nicht weitergehen.

Die Strategie von Zuckerberg scheint aufzugehen. Im Rekordtempo hat er Facebook und Instagram mit Funktionen ausgestattet, die erfolgreich viele beliebte Features der Fotoplattform Snapchat kopieren. Instagram und WhatApps „Stories“ beispielsweise haben schon mehr als 250 Millionen Nutzer. Das sind mehr als Snap insgesamt hat.

So wird es für das Unternehmen aus Los Angeles schwerer, Kunden wegzulocken. Dazu hat es vor einem Jahr noch das Motto „Video first“ ausgegeben. Es wird bereits Werbung in Videos ausgestrahlt. Das ist wie beim Fernsehen. Eine eigene Facebook-TV-Serie soll Mitte August starten und helfen, den 70 Milliarden Dollar schweren TV-Werbeetat in den USA anzustechen.

Im traditionellen Analystengespräch gab es auch ein kleines Zugeständnis an Anleger. Die Gesamtkosten im Finanzjahr 2017 sollen um 40 bis 45 Prozent steigen, nicht wie zuvor prognostiziert um 40 bis 50 Prozent. Facebook investiert kräftig in Server, Netzwerke und Datencenter weltweit und stellt Mitarbeiter ein. Das auch, um im Bereich Künstliche Intelligenz zu Google und Microsoft aufzuholen. Im abgelaufenen Quartal lagen die tatsächlichen Investitionsausgaben mit 1,44 Milliarden Dollar deutlich höher als im Vorjahr mit 995 Millionen, aber weit unter den Erwartungen von bis zu 1,8 Milliarden.

Bei Facebook hat das Wachstum auch positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Mitarbeiterzahl ist seit dem Vorjahr um 43 Prozent auf 20.658 gestiegen. Um die Neuzugänge unterzubringen, will Facebook jetzt einen eigenen Stadtteil mit mehr als 1.000 Wohnungen hinter sein Hauptquartier bauen. Quasi die Wiederauferstehung der Zechensiedlungen im Silicon Valley.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%