Stellenabbau und Verkaufspläne Yahoo holt zum Kahlschlag aus

Marissa Mayer versucht die Zukunft des Internet-Urgesteins Yahoo zu sichern und greift zu radikalen Maßnahmen: Umbau, Stellenstreichungen sowie der Verkauf von Firmenteilen - und vielleicht sogar des ganzen Unternehmens.

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Yahoo in der Krise: Marissa Mayer macht nun kurzen Prozess in vielen Bereichen. Quelle: AFP

Sunnyvale Der kriselnde Internet-Pionier Yahoo geht in die Offensive. Erwogen wird der Verkauf von Unternehmensteilen für bis zu drei Milliarden Euro, in einem Umbau fallen rund 15 Prozent der Arbeitsplätze weg. Außerdem sollen „strategische Alternativen“ geprüft werden, hieß es zur Vorlage aktueller Quartalszahlen nach US-Börsenschluss am Dienstag. Mit dieser Formulierung stellte sich Yahoo faktisch zum Verkauf.

Das Problem von Yahoo: Trotz aller Versuche von Chefin Marissa Mayer bekommt der Konzern sein Kerngeschäft mit Online-Werbung nicht in Schwung. Im vergangenen Quartal wuchs der Umsatz im Jahresvergleich um gerade einmal 1,6 Prozent auf gut 1,27 Milliarden Dollar (1,16 Mrd Euro). Es gab einen Verlust von 4,43 Milliarden Dollar nach einem Minus von 166,3 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Auslöser war eine gewaltige Firmenwert-Abschreibung von 4,46 Milliarden Dollar auf das Geschäft in Nord- und Lateinamerika sowie in Europa und bei der Blogplattform Tumblr.

Großflächiger Abbau

Der Stellenabbau geht mit der Schließung der Yahoo-Büros in Madrid, Mailand, Dubai, Buenos Aires und Mexiko-Stadt einher. Zum Ende dieses Jahres will der Konzern nur noch 9000 Mitarbeiter und 1000 externe Angestellte haben. Damit wäre die Belegschaft 42 Prozent kleiner als noch im Jahr 2012, betonte Yahoo. Der Abbau solle 400 Millionen Dollar pro Jahr sparen.

Beim Verkauf von Firmenteilen wolle Yahoo Bereiche loswerden, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, hieß es. Das könnten etwa einige Patente und Immobilien sein. Dies solle bis Jahresende eine bis drei Milliarden Dollar einbringen.

Der Yahoo-Verwaltungsrat werde „strategische Vorschläge“ prüfen, hieß es weiter. Schon seit einigen Monaten wurde über einen möglichen Verkauf spekuliert. Die Aktie gab nachbörslich um mehr als zwei Prozent nach, nachdem die Prognose für das laufende Quartal niedriger als erwartet ausgefallen war.

Yahoo tut sich auch unter Mayers Regie schwer mit der zentralen Frage, an der schon mehrere ihrer Vorgänger scheiterten: Wie münzt man die Reichweite von mehreren hundert Millionen Nutzern in ein profitables Geschäft um? Zu Mayers Antwort gehörte ein Ausbau des Mediengeschäfts mit Investitionen in Themen-Websites und Video-Inhalte. So ließ sie die im TV abgesetzte Serie „Community“ online wieder aufleben, bei der sie auf eine eingefleischte Fangemeinde hoffte. Dennoch brachte die Video-Offensive einen Verlust von 40 Millionen Dollar ein.

Jetzt soll es bei Yahoo drei Plattformen geben: Suche, Mail und Tumblr. Bei den Medienangeboten setzt der Konzern auf vier Themen: Nachrichten, Sport, Finanzen und Lifestyle. Deutschland wurde neben USA, Kanada, Großbritannien, Hongkong und Taiwan zu den „Wachstumsmärkten“ für Yahoo gezählt.

Weiterhin überlegt werde, wie sich Yahoo am besten vom verbliebenen Anteil an der chinesischen Handelsplattform Alibaba trennen könne. Der ursprüngliche Plan war, den Alibaba-Anteil von 15 Prozent abzustoßen und den Erlös an die Aktionäre auszuschütten. Doch auch kurz vor dem geplanten Abschluss der Transaktion Anfang 2016 blieb unklar, ob sie steuerfrei umgesetzt werden kann. Der aktuelle Plan seit Anfang Dezember ist, statt des Alibaba-Anteils nun das bisherige Internet-Kerngeschäft in eine neue Firma auszulagern. Dabei könnten zwei börsennotierte Unternehmen entstehen. Gehören würde die neue Firma den bisherigen Yahoo-Anteilseignern.

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