Stiftung Warentest Smartphones werden selten smart repariert

Nur Apple repariert seine Smartphones gut und schnell, so das Urteil der Stiftung Warentest. Andere Anbieter schrecken mit hohen Preisen, unvollständigen Reparaturen oder langen Wartezeiten ab.

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Samsung-Smartphones Quelle: REUTERS

Wer schon mal ein Handy ohne Schutzhülle fallen gelassen hat, weiß: das kann teuer werden. Bei zersplittertem Display und anderen Schäden stellt sich die Frage, ob sich eine Reparatur noch lohnt oder man das Handy lieber gleich neu kaufen kann.

Die Stiftung Warentest hat neun Reparatur-Services unter die Lupe genommen: Apple, Samsung, Sony, HTC, Huawei und LG sowie die unabhängigen Internetanbieter Handyreparatur123, Letsfix und Phonecare. Die Tester schickten 27 gebraucht gekaufte Smartphones mit Displaybruch und defekten Kopfhörerbuchsen ein.

Der Test zeigte: Nur Apple ist schnell und zuverlässig. Das Smartphone wurde allerdings nicht repariert, sondern ausgetauscht: Gehäuse, Displayglas und Akku waren neu, die Elektronik gebraucht, aber repariert. Der Service war mit etwa 200 Euro zwar nicht günstig, jedoch konnten damit noch immer 95 Euro gegenüber einem Neukauf gespart werden.

Was Sie bei der Handy-Reparatur beachten sollten
Ich möchte gerne selber reparieren – wie schwierig ist das?Das kommt ganz aufs Handy-Modell an. Bei den Samsung-Smartphones der Modellreihe Galaxy S etwa können Akkus ohne Werkzeug mit wenigen Handgriffen ausgetauscht werden. Deutlich schwieriger ist die Sache etwa bei neueren iPhones und Modellen anderer Hersteller wie HTC oder Motorola. Hier muss, teils sehr langwierig, geschraubt und gehebelt werden. Der Austausch eines Displays ist generell ziemlich kompliziert. Quelle: REUTERS
Wie komme ich an Ersatzteile?Das Angebot im Internet ist schier unüberschaubar, auch die Preise gehen weit auseinander. Ob es sich um ein Originalteil des Smartphone-Herstellers handelt, wie es oft im Werbetext heißt, oder um ein gefälschtes Teil, lässt sich nicht immer feststellen – außer bei Apple: Der Konzern verkauft seine Originalteile nur an autorisierte Werkstätten, sie sind daher nicht frei erhältlich. Auch gebrauchte Teile sowie Nachbauten des Originals werden oft angeboten. Die Experten der Computerzeitschrift c't raten, vor allem auf die Rezensionen anderer Kunden zu achten – diese geben am ehesten Hinweise auf schlechte Qualität. Quelle: REUTERS
Was brauche ich noch?Vor allem das passende Werkzeug, beispielsweise kleine Schraubendreher. Meistens wird Werkzeug beim Kauf eines Ersatzteils mitgeliefert. Bessere Qualität bietet oft der Fachhandel. Die c't-Experten mahnen, bei der Reparatur sehr vorsichtig vorzugehen und alle abmontierten Teile und Schrauben so abzulegen, dass sie später wieder an genau der richtigen Stelle wieder eingesetzt werden können. Quelle: Handelsblatt Online
Wo finde ich Reparaturanleitungen?Im Internet. Es gibt Plattformen, die sich ausschließlich mit Reparaturen befassen, und diese Schritt für Schritt auf Fotos oder im Video zeigen. Solche Filme gibt es beispielsweise auch auf der Google-Plattform Youtube. Quelle: REUTERS
Und wenn ich doch lieber einen Fachmann beauftragen will?Es gibt autorisierte Werkstätten, bei denen die Mitarbeiter Originalteile verwenden und von den Herstellern geschult werden. Billiger sind freie Anbieter, doch bei denen stimmt die Qualität nicht immer. Hier sollte auf jeden Fall etwas Zeit für die Recherche aufgewendet werden, um unseriöse Werkstätten auszusortieren. Quelle: REUTERS
Was muss ich sonst noch beachten?Wer sein Smartphone in eine Werkstatt gibt, sollte vorher ein Backup machen und dann alle persönlichen Daten vom Gerät löschen. Der Zugriffscode sollte ausgeschaltet werden, damit der Reparateur das Gerät testen kann. Auch beim Reparieren in Eigenregie kann ein Backup ratsam sein – dann ist nichts verloren, wenn beim Basteln etwas schief geht. Quelle: dpa

„Apple ist sehr Service-orientiert“, sagt Stiftung-Warentest-Redakteurin Sandra Schwarz. Direkt an der Hotline wird auch darauf hingewiesen, dass die persönlichen Daten gesichert werden sollten. Wer nicht weiß, wie es geht, erhält eine Beratung. Allerdings heißt es, bei gebrauchten Handys aufzupassen: „Apple nimmt keine Handys an, die von Dritten aus Einzelkomponenten zusammengesetzt wurden“, erklärt Schwarz.

Auch der Hersteller Huawei reparierte das Smartphone gut, ließ die Kunden aber lange warten. Daher müsse der Besitzer sich zuvor überlegen, ob er in der Lage ist mehr als einen Monat ohne sein Smartphone auszukommen, urteilten die Tester. Bei Reparaturkosten von etwa 176 Euro lassen sich 55 Euro im Vergleich zum Neukauf sparen.

Der Versuch der Stiftung Warentest zeigt: Die übrigen Anbieter erfüllten ihre Dienste nicht sachgemäß. So reparierte etwa Samsung nicht alle Kopfhörerbuchsen und löschte die persönlichen Daten von eingesandten Handys. Hinzu kam eine lange Wartezeit von mehr als zwei Wochen. Das Handy wurde vollständig repariert. Mit 170 Euro ist der Service kein Schnäppchen, erspart aber durchschnittlich etwa 60 Euro gegenüber einem Neukauf.

Der Hersteller LG reparierte im Test nicht alle Kopfhörerbuchsen und löschte teilweise persönliche Daten. Im Vergleich zum Neukauf desselben Modells war der Service 45 Euro günstiger.

Sony reparierte die Kopfhörerbuchsen nicht und verlangte zudem stark schwankende Preise für vergleichbare Reparaturleistungen.

Der HTC-Reparaturservice Arvato konnte wegen fehlender Ersatzteile zwei von drei Handys nicht reparieren. Beim dritten Testfall wurden 469 Euro in Rechnung gestellt. Selbst aktuellere HTC-Modelle sind beim Neukauf günstiger. Immerhin: HTC reagierte und gab an, den Reparaturservice wechseln zu wollen.

Wer sein iPhone bei einem der unabhängigen Online-Anbieter reparieren lassen will, muss damit rechnen, dass er kein Original-Display erhält. Denn Apple gibt diese nicht heraus. „Online-Dienste haben oft ein Problem, an originale Ersatzteile heranzukommen“, erklärt Schwarz. „Und sie leisten genauso nachlässige Reparaturen wie teilweise die Hersteller selbst“.

Auch waren die unabhängigen Anbieter nicht immer günstiger als der Hersteller-Service. Von den drei getesteten Anbietern schnitt Handyreparatur123 am besten ab. Das iPhone wurde vollständig repariert - jedoch nicht mit Original-Display.

„In der Branche der Smartphone-Reparatur erlebt man noch viel Nachlässigkeit“, bedauert Schwarz. Bis auf Apple und Huawei tun sich hier weder die Hersteller noch Online-Dienste positiv hervor.

Da hilft nur: dem Schaden mit einer guten Schutzhülle möglichst vorzubeugen.

Den vollständigen Test können Sie hier kostenpflichtig herunterladen.

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