„Strafe für 100 Millionen“ WhatsApp kritisiert Brasilien-Blockade

Brasiliens Justiz ist nicht zimperlich, wenn sie die Herausgabe von Chats zwischen Kriminellen erzwingen will. 100 Millionen Brasilianer müssen deshalb nun tagelang auf den Messenger WhatsApp verzichten.

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Zehn abgenutzte Schlagwörter in LinkedIn-Profilen
Platz 10: engagiertWer in Karrierenetzwerken ein Profil anlegt, will sich von der Masse abheben – denkt man. Doch die Realität sieht ganz anders aus, wie eine aktuelle Analyse von Linkedin zeigt. Das Online-Karrierenetzwerk hat mehr als 400 Millionen Nutzeroprofile ausgewertet und daraus die Top zehn der meistgenutzten Schlagwörter ermittelt – in Deutschland und auf der ganzen Welt. Die Eigenschaft „engagiert“ geben sich die Deutschen 2015 weniger als die Nutzer aus dem Rest der Welt: Platz zehn hierzulande, Platz sieben international.Quelle: Linkedin Deutschland, Österreich, Schweiz Quelle: Fotolia
Platz 9: erfolgreichEine gesunde Portion Selbstbewusstsein ist gut für die Karriere. Doch die Begeisterung an sich selbst hält sich in Deutschland eher in Grenzen: Das Wort steht hierzulande auf Platz neun, im globalen Vergleich sogar auf Platz sechs. Viele Profile wirken gleich und austauschbar, von Individualität ist kaum etwas zu sehen. Quelle: Fotolia
Platz 8: ErfolgsgeschichteWer glänzt nicht gern mit der eigenen Erfolgsgeschichte? Bei den Deutschen ist der Begriff beliebt – Platz acht. Im globalen Vergleich landet der Begriff auf den zehnten Platz. Doch allein der Begriff reicht nicht. Alexandra Kolleth, Mitglied der Geschäftsleitung Deutschland, Österreich, Schweiz sagt dazu: „Mitglieder sollten, um sich vom Wettbewerb abzuheben, aber immer auch gute Belege für ihre Beschreibung liefern. Erfolgreich abgeschlossene Projekte oder Empfehlungen, die auf eine bestimmte Eigenschaft Bezug nehmen, bieten sich hier an.“ Quelle: Fotolia
Platz 7: verantwortungsvollNutzer verwenden oft dieselben Schlagwörter, um sich zu beschreiben. Auf Rang sieben der Top zehn der meistgenutzten Schlagwörter hierzulande folgt „verantwortungsvoll“. Die Nutzer außerhalb von Deutschland legen auf die Eigenschaft gar keinen Wert. „Wer Begriffe aus unserer Buzzword-Liste in seinen Profilen verwendet, muss diese nicht unbedingt löschen“, so Alexandra Kolleth. Quelle: Fotolia
Platz 6: LeidenschaftSie gehen morgens gerne zur Arbeit und sehen in Ihrer Tätigkeit einen Sinn? Dann haben Sie Leidenschaft für Ihren Beruf. Bei den deutschen Nutzern landet dieser Begriff auf den sechsten Platz. Noch leidenschaftlicher gehen aber die Nutzer aus der ganzen Welt an die Arbeit heran. Quelle: Fotolia
Platz 5: ExpertenwissenWer im Job weiterkommen will, muss auf sich aufmerksam machen. Mit dem Begriff „Expertenwissen“ geht das allemal. Doch auch andere deutsche Linkedin-Nutzer geben das Wort an – Platz fünf. Internationale Nutzer verwenden es dagegen gar nicht. Quelle: Fotolia
Platz 4: kreativGute Einfälle kommen im Berufsalltag immer gut an. Deshalb sagen die Deutsch am vierthäufigsten von sich, sie seien „kreativ“. Im globalen Vergleich steht dieses Wort sogar noch weiter vorn: auf dem dritten Platz. Doch nicht alle Berufsgruppen legen auf dieselben Dinge wert: So beschreiben sich am häufigsten Marketingleute als „kreativ“... Quelle: Fotolia

Der in Brasilien von rund 100 Millionen Menschen genutzte Kurzmitteilungsdienst WhatsApp ist auf Anordnung eines Richters bis Donnerstagnachmittag landesweit blockiert. Die Facebook-Tochter bezeichnete den Schritt als völlig unverständlich und überzogen, ein Einspruch wurde aber am Dienstag zurückgewiesen.

Die Richterentscheidung war den fünf führenden Telekom-Anbietern des fünftgrößten Landes der Welt übermittelt worden. Damit soll WhatsApp gezwungen werden, Chat-Protokolle in Kriminalfällen an die Ermittler auszuhändigen. Der drastische Schritt wurde von dem Richter Marcel Montalvão im Bundesstaat Sergipe angeordnet, der auch die kurzzeitige Festnahme des Vizepräsidenten von Facebook für Lateinamerika, Diego Dzodan, Anfang März verfügt hatte. Dzodan wurde vorgeworfen, er habe sich einer richterlichen Anordnung widersetzt, Gesprächsprotokolle mutmaßlicher Drogenhändler an die Ermittler weiterzugeben. Worum es in dem aktuellen Fall genau geht, wurde zunächst nicht bekannt.

Seit Montagnachmittag funktioniert der Dienst in Brasilien nicht mehr. WhatsApp hat in Brasilien die SMS-Nachrichten weitgehend abgelöst, mit einer Internetverbindung können über den Dienst kostenlos Nachrichten, Fotos und Videos verschickt werden.

Nutzerzahlen der bekanntesten sozialen Medien

WhatsApp reagierte mit Unverständnis - im Rahmen der Möglichkeiten habe man immer mit der brasilianischen Justiz kooperiert. Der Dienst stellte jüngst komplett auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung um, bei der auch WhatsApp selbst keinen Zugriff auf die Inhalte der Unterhaltungen hat. "Diese Entscheidung bestraft mehr als 100 Millionen Brasilianer, die unseren Service zur Kommunikation brauchen", kritisierte der Dienst. Mitgründer und Chef Jan Koum betonte zugleich, man werde nicht nachgeben und die Sicherheit der eine Milliarde WhatsApp-Nutzer weltweit nicht gefährden.

Im Falle einer Weigerung zur Blockade drohen den Mobilfunkanbietern in Brasilien Strafen von rund 500 000 Reais (127 000 Euro) pro Tag. Der Konkurrenzdienst „Telegram“ verzeichnete nach Angaben des Portals „O Globo“ binnen kurzer Zeit eine Million neue Nutzer. Brasiliens Justiz macht immer wieder Druck, um an Chatprotokolle über womöglich kriminelle Handlungen heranzukommen. Im Dezember war WhatsApp bereits für rund einen Tag blockiert worden, Facebook-Chef Mark Zuckerberg sprach von einem „traurigen Tag für Brasilien“. Facebook hatte WhatsApp 2014 für rund 22 Milliarden Dollar gekauft.

So erkennen Sie Fake-Profile bei LinkedIn und Co.

Der Fall ist die nächste Episode in einem weltweiten Tauziehen zwischen Internet-Firmen und Behörden um die Verschlüsselung von Daten und Privatsphäre.

Nach den Enthüllungen von Edward Snowden über die ausufernde Überwachung durch Geheimdienste wie die NSA gingen unter anderem Apple, Google oder WhatsApp in vielen Fällen zu starker Ende-zu-Ende-Verschlüsselung über. Sie argumentieren, sie könnten keine Inhalte an Behörden herausrücken, weil sie selbst keinen Zugang dazu hätten. Behörden fordern, sie müssten wie in der realen Welt mit Gerichtsbeschlüssen auf Informationen zugreifen können. In den USA eskalierte der Streit zuletzt mit Gerichtsverfahren zwischen Apple und der US-Regierung um das Entsperren von iPhones.

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