In einem pittoresken ehemaligen Lagergebäude im Berliner Westhafen hat der US-Streaming-Anbieter Netflix eine neue Runde seiner Programmoffensive gestartet. Vor rund 100 Journalisten und Bloggern präsentierte sich Netflix-CEO Reed Hastings nur kurz nach seinem Auftritt beim Mobile-World-Kongress in Barcelona äußerst optimistisch und kündigte weitere Investitionen in Programminhalte an. Dazu kooperiert der Internetkonzern verstärkt mit öffentlich-rechtlichen Sendern in Europa.
So wird Netflix gemeinsam mit der britischen BBC eine Serie produzieren, die sich um den Fall der antiken Stadt Troja dreht. Drehbeginn ist im März in Südafrika. Die BBC wird die Folgen in Großbritannien ausstrahlen und Netflix im Rest der Welt. Ebenfalls mit der BBC verfilmt Netflix den Thriller „Black Earth Rising“.
Erstmals zeigte Netflix in Berlin Ausschnitte der ersten eigenen deutschen Serie, die von der Münchner Produktionsfirma Wiedemann & Berg („Das Leben der anderen“) hergestellt wird. Die mit insgesamt rund 150 Drehtagen ungewöhnlich aufwändig gemachte Serie erzählt eine auf mehreren Zeitebenen spielende Geschichte um verschwundene Kinder in der fiktiven Kleinstadt Winden. Produzent Quirin Berg lobte seinen Auftraggeber und sprach von einer „neuen Ära des Fernsehens“.
Hastings nutzte die Veranstaltung in Berlin auch, um eine neue Kooperation mit Unitymedia anzukündigen. Der Kabelkonzern will seinen Kunden den Zugang zu Netflix erleichtern. Hastings kündigte zudem an, dass Netflix im Lauf des Jahres seine Angebote auch in rumänischer und griechischer Synchronisation anbieten werde. Damit erhöht der Streaming-Anbieter, der bis auf China mittlerweile in fast jedem Land weltweit vertreten ist, die Zahl seiner Sprachenversionen allein in Europa auf 15.
Netflix, sagte Hastings, werde mit der wachsenden Zahl von Abonnenten weiter in neue Inhalte investieren. Eine Summe nannte er allerdings nicht. Weltweit meldet Netflix selbst 93 Millionen Abonnenten in 190 Ländern.
Bücher, TV, Streaming? Diese Medien finden die Deutschen unverzichtbar
Nur wenige Erwachsene in Deutschland können sich ein Leben ohne Bücher oder Fernsehen vorstellen. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur aus dem Januar 2016. Andere Unterhaltungsmedien hielten die Befragten dagegen eher für entbehrlich.
Nur eine Minderheit von 13 Prozent der Befragten findet gedruckte Bücher verzichtbar. Elektronische Bücher (zum Beispiel Kindle oder Tolino) halten 41 Prozent für verzichtbar.
14 Prozent der Befragten können sich ein Leben ohne das klassische Fernsehen vorstellen.
Schon wesentlich mehr können sich vorstellen, auf Musik-CDs zu verzichten: Rund ein Fünftel (21 Prozent) der Befragten fand CDs verzichtbar. Hörbücher auf physischen Tonträgern wie CDs spielen für 46 Prozent keine allzu wichtige Rolle.
Ein Leben ohne Kinobesuche ist für 23 Prozent vorstellbar.
Auf Spielfilme oder Serien von DVD würden 24 Prozent der Befragten verzichten.
Weniger wichtig finden die Erwachsene laut der YouGov-Umfrage Online-Videotheken. 38 Prozent könnten ohne das Streaming von Serien und Filmen (etwa via Netflix, Amazon, Maxdome, Watchever) leben, 40 Prozent ohne Musik-Streaming (zum Beispiel via Spotify oder Apple).
Eindeutig ist die Tendenz, wenn man nach den Altersgruppen schaut: So finden bei den 18- bis 24-Jährigen immerhin 21 Prozent das Fernsehen verzichtbar, bei den Menschen über 55 sind es dagegen nur 10 Prozent.
Film-Streaming finden dagegen die Leute ab 55 kaum relevant: 50 Prozent können darauf verzichten, wie sie angaben. Bei den Jüngeren (zwischen 18 und 24 Jahren) sind es dagegen nur 27 Prozent, die es missen könnten. In der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre sind es sogar nur 24 Prozent
Wie hoch die Ambitionen von Hastings mittlerweile sind, ließ das Unternehmen jüngst bei der Oscar-Verleihung durchblicken. Da veröffentlichte Netflix einen Teaser für den Fantasy-Krimi „Bright“, in dem Will Smith die Hauptrolle spielt. Die 90-Millionen-Euro-Produktion wird ihre Premiere statt im Kino bei Netflix feiern.