T-Mobile US Legere schenkt Kunden Datenvolumen für Pokémon Go

Die Telekom-Tochter T-Mobile US schenkt Kunden das Datenvolumen für Pokémon Go. Das sorgt bei den Fans für Begeisterung. In Deutschland könnte so eine Aktion jedoch schwierig werden.

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Düsseldorf Es ist ein klassischer Legere: Der Chef von T-Mobile US, John Legere, verkündete am Donnerstag über den Kurznachrichtendienst Twitter „Big News“. Die US-Tochter der Deutschen Telekom werde ihre Dienstagsaktion „T-Mobile Tuesdays“ ändern. Jeden Dienstag vergibt das Unternehmen „Gratis-Zeug“, angefangen von Eis-Gutscheinen bis hin zu Apps. Kurze Zeit später postete der extrovertierte Manager dann ein Selfie von sich, bei dem im Hintergrund ein Pokémon zu sehen ist – eines jener kleinen Taschenmonster, die derzeit von hunderttausenden, vielleicht sogar Millionen Menschen weltweit gejagt werden.

Dazu schreibt Legere: „Bereit, sie alle zu fangen? T-Mobile Tuesday vergibt freies Datenvolumen für Pokémon-Go-Spieler“. Damit können US-Kunden ab dem kommenden Dienstag ein Jahr mit ihrem Smartphone und der App durch die Straßen ziehen und müssen sich keine Sorgen darum machen, ob sie damit ihr Datenvolumen aufbrauchen.

Mit der Aktion macht sich die Tochter der Telekom viele Freunde. In sozialen Netzwerken feiern Fans die Aktion. Schließlich steigt durch die Nutzung der App ihr Datenverbrauch, laut Legere innerhalb weniger Tage um das vierfache.

Der Manager hat sich und dem Unternehmen mit derartigen Aktionen einen Namen gemacht. Seine Firma bezeichnet er als „Uncarrier“, weil er wegmöchte vom traditionellen und verstaubten Bild des Telekommunikationsanbieters („Carriers“). Wie viele Amerikaner tatsächlich Monster jagen, ist unklar. Der App-Entwickler Niantic Labs gibt keine Nutzerzahlen heraus.

In Deutschland wäre eine ähnliche Aktion jedoch schwierig. Derzeit herrscht eine hitzige Debatte darum, ob solche „Zero-Ratings“, bei denen der Datenverbrauch einzelner Anwendungen das gekaufte Volumen nicht belastet, gegen das Prinzip der Netzneutralität verstoßen. Sich als Unternehmen nun in diesem Sinne zu positionieren, wäre strategisch gerade wahrscheinlich der ungünstigste Zeitpunkt. Derzeit werden die Leitlinien für die Netzneutralität in der EU ausgearbeitet.

Bis Montag, 14 Uhr, können Bürger und Unternehmen den im Juni veröffentlichen Entwurf der EU-Regulierungsbehörde Gerek noch kommentieren. Danach werden die Rückmeldungen ausgewertet. Am 30. August soll dann ein Endergebnis präsentiert werden.


Telekomfirmen erhöhen Druck auf die EU

Die Deutsche Telekom hatte Ende März angekündigt, das „Zero-Rating“ für den Musikstreamingdienst Spotify zum Teil wieder abzuschaffen. Seit Ende April belastet Spotify zwar auch weiterhin nicht das Datenvolumen, wenn das aber durch sonstiges Surfen aufgebraucht ist, wird auch Spotify unterwegs gedrosselt. Grund für die Drosselung sei die neue EU-Verordnung zur Netzneutralität, die seit dem 30. April in Kraft ist, argumentierte die Telekom.

Nur ist das bisher in der Verordnung noch gar nicht so genau festgelegt. Die im Oktober vergangenen Jahres vom EU-Parlament verabschiedete Verordnung ist mehr eine Grundidee, wie Netzneutralität in der Europäischen Union aussehen soll. An den genauen Richtlinien wird gerade erst gearbeitet. Mehr als 150.000 Kommentare sind im Rahmen des noch laufenden öffentlichen Konsultationsentwurfs bei der Regulierungsbehörde Gerek eingegangen. Auch viele Prominente haben sich geäußert, etwa Tim Berners-Lee, der als Erfinder des World Wide Web gilt. Er tritt für eine umfassende Netzneutralität ein.

Die 17 größten Telekommunikationsunternehmen erklärten jedoch in einem Brief an die EU-Kommission, wie wichtig es sei, Einnahmen zu generieren, um die Entwicklung des nächstem Mobilfunkstandards 5G voranzutreiben. In diesem Sinne nannten sie ihr Schreiben an Kommissar Günther Oettinger auch „5G Manifest“. Oettinger bedankte sich bei Twitter für das Schreiben, das auf der Seite der Kommission veröffentlich wurde. Dieses Verhalten stieß auf Kritik von Befürwortern der Netzneutralität, die das Manifest zum Teil als eine Art Erpressung verstanden.

In diese hitzige Stimmung eine „Zero-Rating“ für Pokémon Go anzubieten, könnte als Provokation verstanden werden und wäre daher wahrscheinlich politisch unklug, so sehr es die deutschen Zocker wahrscheinlich auch freuen würde.

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