Telekom-Chef auf dem Mobile World Congress Höttges will Frequenzen kaufen statt mieten

Telekom-Chef Timotheus Höttges fordert auf der weltgrößten Mobilfunkmesse, dem Mobile World Congress in Barcelona, die Politik heraus. Der Tenor: Wer das Netz der Zukunft will, muss etwas ändern. Nur was?

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Der Telekom-Chef will den Mobilfunkstandard in Europa vorantreiben. Quelle: Reuters

Barcelona Sein Hauptanliegen an diesem frühen Nachmittag betrifft eine Ziffer und einen Buchstaben: 5G. Dahinter verbirgt sich nicht weniger als der nächste Mobilfunkstandard, der von Experten als Revolution beschrieben wird. Damit sollen die Unternehmen in der Lage sein, alles zu vernetzen, auch selbstfahrende Autos. Und die Deutsche Telekom will da kräftig mitmischen. So beschreibt es Chef Timotheus Höttges auf dem Mobile World Congress in Barcelona.

Er erklärt stolz, was die Telekom schon alles in diesem Bereich vorzuweisen hat: Sie hat etwa mit Partnern ein Testhaus gebaut, in dem das neue ultraschnelle Netz bereits funktioniert. Doch Höttges möchte mehr. Er will den neuen Standard so schnell wie möglich in allen Ländern Europas, in denen der Konzern aktiv ist, einführen. „Wir versuchen alles, um die Entwicklung aggressiv voranzutreiben und die Gruppe anzuführen“, sagt der Telekom-Chef. Schließlich, erklärt er weiter, sei 5G auch eine Jobmaschine“ und würde Schätzungen zufolge das globale Bruttoinlandsprodukt zwischen 2020 und 2025 um rund drei Billiarden Dollar steigern. Noch gibt es nirgendwo auf der Welt 5G. „Das bedeutet, dass Europa nicht hinterherhinkt“, sagt Höttges.

Diese positiven Zukunftsaussichten des neue Mobilfunkstandards sollen nicht nur das Fachpublikum in Barcelona beeindrucken. Höttges versucht auch die politischen Entscheider davon zu überzeugen, dass diese Technologie wichtig ist. Der Grund: Die Entwicklung und der Ausbau des neuen Netzes sind teuer. Deshalb liebäugelt die gesamte Branche damit, die Politik um Fördergelder zu bemühen.

Doch noch ein ganz anderes Thema treibt Höttges und seine Telekommunikations-Kollegen an: Frequenzen. Sie werden für 5G nötig sein, doch Höttges will sie nicht wie bislang mieten, sondern kaufen – und zwar am besten in ganz Europa. Derzeit ist es hierzulande gängige Praxis, dass die Bundesregierung Frequenzspektren für mehrere Jahre an den meistbietenden in einer Auktion vermietet. Danach findet wieder eine Versteigerung statt. Damit nimmt der Bund viel Geld ein. Alleine bei der Frequenzauktion 2015 ersteigerten die Unternehmen Frequenzen für mehr als fünf Milliarden Euro.

So viel Geld wollen die Telekommunikationsanbieter nicht mehr regelmäßig zahlen – und argumentieren damit, dass der Ausbau des 5G-Netzes ohnehin sehr teuer werden könnte. Laut Höttges wird es alleine in Europa insgesamt zwischen 300 und 500 Milliarden Euro kosten. Allerdings erwartet er nicht, dass er die Frequenzen geschenkt bekommt: Er will sie kaufen. Dieses System ist in den USA üblich. Gerade erst ist eine Auktion zu Ende gegangen, an der die Telekom-Tochter T-Mobile US beteiligt war. Das solle auch nicht zum Schaden der Regierungen sein, argumentiert der Telekom-Chef. Schließlich würde ein Frequenzverkauf höhere Preise erzielen.

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