Telekom-Manager Ferri Abolhassan "Vielfalt ist der Feind der Qualität"

Software-Pannen, Systemabstürze, Großstörungen: Ferri Abolhassan erklärt, wie die Telekom-Tochter T-Systems Fehler beim Programmieren verhindern und aus dem Teufelskreis zunehmend anfälligerer IT-Systeme ausbrechen will.

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Ferri Abolhassan Quelle: PR

WirtschaftsWoche: Herr Abolhassan, jedes Unternehmen träumt davon, fehlerfrei zu sein. In der IT-Industrie sind Soft- und Hardware-Lieferanten aber weiter denn je davon entfernt. Digitalisierung macht alles zur Software - und die ist inzwischen so komplex, dass vermehrt Schwachstellen auftreten können. Wieso packt jetzt ausgerechnet die Deutsche Telekom dieses schwierige Thema an?
Ferri Abolhassan: Ich wechselte 2008 von SAP in die Geschäftsführung von T-Systems und übernahm 2010 auch die Verantwortung für die IT-Produktion, also unsere Fabrik. Und da war mein Tagesablauf plötzlich von Systemausfällen bestimmt. Das gehört zum Berufsbild, aber 350 große Störfälle im Jahr waren mir einfach zu viel. Und Sie können mir glauben: Wenn bei einem Dax-30-Unternehmen oder einem anderen internationalen Großkunden die IT-Systeme ausfallen, wird der Ton schon nach zehn Minuten rauer. Ich war ständig gezwungen, mich persönlich einzuschalten, eine schnelle Lösung zu finden und die Emotionen zu deeskalieren.

Das hört sich dramatisch an. Und mir leuchtet sofort ein, dass ein verantwortlicher Manager nach Lösungen sucht, um Störfälle zu vermeiden. Aber in einer IT-Industrie, die Software nach dem Prinzip „quick and dirty“ produziert, ist das doch ein aussichtsloses Projekt.
Sie haben völlig recht. Die steigende Vielfalt und Komplexität von Software macht uns das Leben richtig schwer. Bei vielen Millionen Programmierzeilen sind immer Fehler möglich. Trotzdem gibt es auch heute schon gesellschaftliche Bereiche wie die Luftfahrtindustrie und die Militärs, die solche Fehler nicht tolerieren und einen riesigen Strauß von Vorkehrungen und Vorsichtsmaßnahmen treffen, um die Ausfallsicherheit ihrer IT-Systeme auf Top-Werte von mehr als 99,9 Prozent zu steigern. Das ist für uns der Maßstab.

Zur Person

Wo haben Sie denn bei solch einem Mammutprojekt begonnen?
Streng systematisch. Unser Fokus lag zunächst beim Aufbau einer extrem schnellen und professionellen Feuerwehr. Zuerst kam es uns darauf an, alles über kritische Ausfälle zu wissen und sofort ohne Zeitverzug zu handeln. Die Notfall-Teams mussten wir so aufstellen, dass sie parallel mehrere Lösungsansätze verfolgen können. Dazu gehört auch die Einrichtung eines Rund-um-die-Uhr-Notdienstes, an dem sich reihum alle Topmanager beteiligen.

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